Umweltschutz auf Rädern

Erlebnis-Ausstellung „Umwelt Arena Schweiz“: Die gebäudeintegrierte Photovoltaik­anlage trägt zu einem CO2-neutralen Betrieb bei. | Foto: Kiewitt
Erlebnis-Ausstellung „Umwelt Arena Schweiz“: Die gebäudeintegrierte Photovoltaik­anlage trägt zu einem CO2-neutralen Betrieb bei. | Foto: Kiewitt
Anja Kiewitt

Die Offenburger Meiko Maschinenbau GmbH & Co. KG ist bekannt als Experte für Spül-, Reinigungs- und Desinfektionstechnik. Eine ebenso große Rolle spielt jedoch das Aufbereiten von Speiseresten, die man längst als nachhaltige Ressource erkannt hat. In der Erlebnis-Ausstellung „Umwelt Arena Schweiz“ in Spreitenbach bei Zürich wird das veranschaulicht. In der Eventlocation dreht sich alles um Ressourcenschonung, der Betrieb soll klimaneutral und ökologisch sein.
Im Fokus stehen Nachhaltigkeit, erneuerbare Energien und Ernährung, doch auch die Frage, wie sich Mobilität und Wohnen in Zukunft damit verbinden lassen. Das Besondere: Es stehen nicht nur Tagungsräume für Events zur Verfügung, während zahlreiche Ausstellungen die Besucher erwarten – das Gebäude ist selbst Beispiel dafür, wie Nachhaltigkeit gelingt. Die gebäudeintegrierte Photovoltaikanlage trägt zu einem CO2-neutralen Betrieb bei und produziert mehr Strom, als benötigt wird – ein Kraftwerk sozusagen. Aus den anfallenden Abfällen der Arena-Küche wird mit Hilfe des Meiko-Systems „WasteStar CC“ Biogas gewonnen, aus dem mittels eines Blockheizwerkes Wärme und Strom erzeugt werden. Die Energie, die zur Lebensmittelproduktion aufgewendet wurde, kann somit teilweise zurückgewonnen werden.

Auch das Personal steht im Visier

Jedes Gramm übriggebliebener Speisen wird in der WasteStar CC zu einem Substrat verarbeitet und der hausinternen Biogasanlage zugeführt – kein Transport, keine Lagerung, erneuerbare Energie aus Biogas für die Umwelt Arena und eine vorbildliche Arbeitsumgebung für das Küchenpersonal. Das Beispiel steht stellvertretend für die vielen Stellschrauben, die Unternehmen haben, um nachhaltig zu agieren und dabei Ressourcenschonung, Nachhaltigkeit und gute Arbeitsbedingungen unter einen Hut zu bringen. Denn das Konzept in der Schweiz wird allen drei Säulen der Nachhaltigkeit gerecht:
 Ökologische Nachhaltigkeit: Ökologisch nachhaltig ist eine Lebensweise, die die natürlichen Lebensgrundlagen nur in dem Maß beansprucht, wie sie sich regenerieren.
 Ökonomische Nachhaltigkeit: Eine Gesellschaft sollte wirtschaftlich nicht über ihre Verhältnisse leben, da dies zwangsläufig zu Einbußen der nachkommenden Generationen führt. Allgemein gilt eine Wirtschaftsweise als nachhaltig, wenn sie sich dauerhaft betreiben lässt.
 Soziale Nachhaltigkeit: Ein Staat oder eine Gesellschaft sollte so organisiert sein, dass sich die sozialen Spannungen in Grenzen halten und Konflikte nicht eskalieren.
Apropos soziale Nachhaltigkeit: Auch barrierefreies Reisen spielt eine wichtige Rolle, wenn es um nachhaltigen Tourismus geht. Dabei ist Barrierefreiheit schon lange kein Thema mehr nur für Randgruppen, sondern betrifft eine stetig wachsende Zahl an Urlaubern. „Unser Ziel ist es, die Teilnahme behinderter Menschen am allgemeinen Tourismus zu verbessern“, erläutert Dr. Rüdiger Leidner, Vorstandsvorsitzender der NatKo, Tourismus für Alle Deutschland e.V. und Tourismusbeauftragter des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes e.V.. Die NatKo versteht sich als Schnittstelle zwischen Behindertenselbsthilfe, Tourismuswirtschaft und -politik und ist, wie es im Aktionsplan der Bundesregierung zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention heißt, die „zentrale Anlaufstelle in Fragen des barrierefreien Tourismus“.
Mit dem Kennzeichnungssystem „Reisen für Alle“ will NatKo gemeinsam mit dem Deutschen Seminar für Tourismus (DSFT) Berlin e. V. und mit Unterstützung des Bundeswirtschaftsministeriums ein bundeseinheitliches Informations- und Kennzeichnungssystem für barrierefreie touristische Angebote schaffen.  
Denn die Verlässlichkeit der Information über die Barrierefreiheit der Reise sei das A und O bei der barrierefreien Reiseplanung. „Hier stehen wir leider immer noch ganz am Anfang. Ich kann daher Reisenden, die auf Barrierefreiheit angewiesen sind, nur empfehlen, ihre Anforderungen so genau wie möglich schriftlich zu formulieren und sich die Erfüllung vom jeweiligen Anbieter schriftlich bestätigen zu lassen“, betont Leidner.
Grundsätzlich sei Deutschland, auch im Vergleich zu manchen Nachbarländern, hinsichtlich der Barrierefreiheit touristischer Angebote auf einem guten Weg. „Wir wissen nur leider viel zu wenig darüber, weil überprüfte Informationen kaum vorhanden sind“, schränkt der NatKo-Chef ein. Anders sieht die Lage im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), aber auch bei Fernbussen, aus. Hier sind bar-
rierefreie Angebote gesetzlich vorgeschrieben. Mit der Novellierung des Personenbeförderungsgesetzes ist die Barrierefreiheit sowohl im Fernbuslinienverkehr (seit 2016 für Busse, die erstmals zum Verkehr zugelassen werden und ab 2020 für alle Busse) als auch im ÖPNV („vollständige Barrierefreiheit“ ab 2022) verbindlich festgelegt worden.
Während aber der ÖPNV durch den weit verbreiteten Einsatz niederfluriger Linienbusse bereits zu einem großen Teil barrierefrei ist, sind „vollständig barrierefreie“ Reisebusse am Markt bislang nicht serienmäßig erhältlich, betont der bdo Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer e.V., Berlin. Die im Einsatz befindlichen behindertengerechten Reisebusse seien ausnahmslos kostspielige Sonderanfertigungen. Allein der Lift zum Verbringen eines Rollstuhls in einen Reisebus schlägt demnach mit 20.000 bis 30.000 Euro zu Buche.

Spezialausrüstung im Bus nötig
Zudem seien weitere Ausrüstungsgegenstände wie Spezialgurte und Anker notwendig, um die – oftmals speziell angefertigten – Rollstühle am Fahrzeugboden sicher zu befestigen. Für jeden Rollstuhlplatz fallen laut dem bdo rund sechs Sitzplätze weg. Hinzu kommt, dass 80 Prozent der gegenwärtig sich im Einsatz befindlichen Rollstühle nicht für die Beförderung in einem Fahrzeug geeignet sind, weil sie nicht mit den dafür erforderlichen Rückhalteeinrichtungen ausgerüstet sind, so der bdo.
Einen Schub im ÖPNV dürfte der Dieselskandal dem Thema Nachhaltigkeit gegeben haben. Auch die Politik reagierte: Verkehrspolitik, Bund und Autoindustrie wollen gemeinsam einen mit 500 Millionen Euro dotierten Fonds „Nachhaltige Mobilität für die Stadt“ auflegen. Das vereinbarten die Partner Anfang August beim „Nationalen Forum Diesel“. So wollen sie die Kommunen bei der Gestaltung nachhaltiger und emissionsfreier Mobilität
unterstützen.
 

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