Deutschlandticket: WBO sieht mehr Fragen als Antworten

Der Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmen pocht auf eine rechtsverbindliche Klärung der Rahmenbedingungen vor dem Start.

„Das Geld muss dort ankommen, wo die Leistung erbracht wird und die Kosten entstehen, sprich bei den Verkehrsunternehmen“,so der WBO-Vorsitzende Klaus Sedelmeier. (Foto: WBO)
„Das Geld muss dort ankommen, wo die Leistung erbracht wird und die Kosten entstehen, sprich bei den Verkehrsunternehmen“,so der WBO-Vorsitzende Klaus Sedelmeier. (Foto: WBO)
Martina Weyh

Wie schwierig die Umsetzung des Deutschlandtickets ist, dessen Start für den 1. Mai angekündigt ist, zeigt nach Ansicht des Verbands Baden-Württembergischer Omnibusunternehmen (WBO) allein schon die Anzahl der damit beschäftigten Gremien – sechs Unterarbeitsgruppen sind auf Bund-Länder-Ebene damit beschäftigt. Bislang stellten die ÖPNV-Fachleute mehr Fragen, als sie von der Politik und den mit der Umsetzung betrauten Personen Antworten erhielten, schreibt der Branchenverband in seiner Pressemitteilung.

Angesichts der fortschreitenden Zeit treibe das den Unternehmen zunehmend die Sorgenfalten auf die Stirn – denn das Gewerbe stehe vor immensen Herausforderungen und „die Fallstricke für die Leistungserbringer scheinen hingegen kein Ende zu nehmen“.

Schon die Rahmenbedingungen – ist das Ticket rein digital, wer kann es wie verkaufen, wie ist die Einnahmeaufteilung geregelt, was ist mit den Ausgleichszahlungen, wie wird das steuerrechtlich bewertet und, und, und – seien bis dato völlig unklar, beklagt der WBO.

„Wir brauchen VOR dem Start des Tickets (rechts)verbindliche Aussagen, was die Umsetzung angeht“, betont WBO-Geschäftsführerin Yvonne Hüneburg.

Finanzielle Rahmenbedingungen sind entscheidend

Aus Unternehmersicht seien vor allem die finanziellen Rahmenbedingungen entscheidend, Stichwort Liquidität: Der den Verkehrsunternehmen (= Leistungserbringern) zustehende Ausgleich der Mindereinnahmen (das 49-Euro-Ticket ist meist günstiger als bestehende vergleichbare Angebote) müsse auf dem kürzesten Weg an sie ausbezahlt werden.

„Eine Viererkette Bund – Land – Aufgabenträger – Unternehmen ist undenkbar, weil die Zeit drängt“, betont Hüneburg.

Stichwort Vertrieb:

„Das Geld muss dort ankommen, wo die Leistung erbracht wird und die Kosten entstehen, sprich bei den Verkehrsunternehmen“, unterstreicht der WBO-Vorsitzende Klaus Sedelmeier die Kernaussage des Verbandes. Stand heute sollen die Einnahmen aus den Ticketverkäufen jedoch bei den Verkaufsstellen bleiben. „Ein Unding“, so Sedelmeier, „im Zweifel schnappen die großen Player den Kleinen den Markt weg.“

Und mit welcher Berechtigung solle eine reine Vertriebsplattform, ohne Kosten für den ÖPNV, diese Einnahmen überhaupt behalten dürfen? Aus Unternehmersicht, so Sedelmeier, sei dies nicht nachvollziehbar.

Der WBO favorisiere das sogenannte Postleitzahlenprinzip: Die Einnahmen werden nach dem Wohnort der Ticketkäufer aufgeteilt und müssen von den Vertriebsplattformen dorthin weitergeleitet werden. Das sichere die Finanzausstattung der Verbünde und damit auch wieder die Liquidität in den Unternehmen.

„Der Mittelfluss muss schnell, zuverlässig und auskömmlich zu den Leistungserbringern hin erfolgen – nur so kann das funktionieren“, ist Hüneburg überzeugt.

Und z.B. für Touristikgebiete müsse es nach Ansicht des Branchenverbandes Sonderregelungen geben.