HEM-Bußgeldstudie: Wie einsichtig sind die Deutschen?
Wie bewerten deutsche Verkehrsteilnehmer ihre eigenen Regelübertretungen im Straßenverkehr und das damit einhergehende Strafmaß? Welche Verstöße gelten als lässliche Sünde und bei welchen werden ernste Konsequenzen wie saftige Geldstrafen als gerechtfertigt empfunden? Diese Fragen standen im Mittelpunkt der Studie, die die Tankstellenkette HEM im April dieses Jahres durchgeführt hat – 1.216 Personen über 18 Jahre wurden interviewt.
Eines ist in jedem Fall klar – Verkehrsdelikte auf deutschen Straßen sind keine Seltenheit und gefährden die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer. So mussten 67 % der Befragten – immerhin zwei Drittel – in der Vergangenheit bereits Bußgelder zahlen. Bei 67 % lag die Strafzahlung bei 50 Euro oder darunter, bei 24 % schlug sie mit bis zu 100 Euro zu Buche und 8 % mussten für ihr Fehlverhalten sogar noch tiefer in die Tasche greifen.
Obwohl fast 60 % der Befragten Tempolimits für gerechtfertigt halten und nur etwa jeder Zehnte strenge Geschwindigkeitsbeschränkungen für überzogen hält, sind diese der häufigste Grund für eine Geldstrafe. Mehr als jeder Zweite (55 %) ist dafür bereits mit einem Bußgeld belegt worden. Die Zahlen sind erfreulicherweise rückläufig, wie der Vergleich mit einer HEM-Studie aus 2021 deutlich macht – damals waren es noch 79 %.
Ebenfalls ein „beliebtes“ Vergehen im Straßenverkehr ist das Falschparken – 54 % der Befragten gaben an, hin und wieder dort zu parken, wo dies gar nicht oder nur eingeschränkt erlaubt sei. Nur etwa jeder Dritte (34 %) hat in der Vergangenheit tatsächlich wegen unrechtmäßigem Parken bereits ein Bußgeld erhalten. Als häufigste Gründe für den Regelverstoß wurden fehlende Alternativen (50 %) und Zeitdruck (24 %) angegeben.
Jedoch fehlt auch in diesem Bereich bei den Deutschen die Einsicht nicht – mehr als die Hälfte der Befragten (52 %) findet es richtig, die Strafen zahlen zu müssen. Weitere 40 % halten dies nur für begründet, wenn dadurch wichtige Wege, wie zum Beispiel eine Feuerwehrausfahrt, blockiert werden.
Ganz unterschiedlich fielen die Antworten beim Thema Alkohol am Steuer aus – hier klaffen die Meinungen von Frauen und Männern deutlich auseinander. Für 82 % der weiblichen Befragten ist Alkohol am Steuer ein klares No-Go, bei den Männern sind hingegen nur knapp 66 % dieser Meinung. Lediglich 18 % der Frauen gaben an, sich trotz Alkoholkonsums hinters Steuer zu wagen. Bei den männlichen Befragten sind es mit 34 % fast doppelt so viele.
Einig sind sich beide Geschlechter jedoch beim hohen Strafmaß für Fahrten unter Alkoholeinfluss: Mit 86 % ist die deutliche Mehrheit der Meinung, dass bei Alkoholdelikten höhere Strafen als fürs Falschparken Sinn machen.
Auch beim Telefonieren während der Fahrt ist die Meinungslage eindeutig – 67 % der Befragten sehen die Nutzung ihres Mobiltelefons am Steuer kritisch und bewerten dies als gefährliche Ablenkung für sich, die zudem auch mit einer möglichen Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer einhergehen kann, und lassen ihr Handy daher während der Fahrt in der Tasche. Trotzdem nutzt noch knapp jeder Dritte (31 %) in Ausnahmesituationen oder im stehenden Verkehr das Telefon.
Thema Bußgeldbescheid digital oder lieber analog – bei dieser Frage scheiden sich ebenfalls die Geister, vor allem, weil die Zustellung bis zu drei Monate dauern kann und sich die Verkehrssünder drei bis vier Wochen gedulden müssen, bis sie wissen, wie hoch der Strafzettel ausfällt. Eine Zustellung in Papierform findet besonders in der Altersgruppe über 60 Jahre Anklang. Eine doppelte Zustellung der Bescheide sowohl in digitaler Form und als auch per Post fänden mit 53 % vor allem die 18- bis 25-Jährigen begrüßenswert. Eine rein digitale Zustellung der Mitteilung favorisiert vor allem die Gruppe der 26- und 45-Jährigen.
Die Zahlungsmoral ist gut, auch das brachte die HEM-Studie ans Licht – jeder Zweite (55 %) zahlte die Strafen direkt. Ein Drittel der Befragten (32 %) gab bei dieser Frage allerdings an, dass es in Sachen prompter Zahlung darauf ankomme, ob die Strafe als gerechtfertigt empfunden wird oder nicht.
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