Neue FGSV-Regelwerke: Vorfahrt für Klima, Rad- und Fußverkehr

Die Normungsgesellschaft für den Straßenverkehr lässt ihrer Ankündigung zum Paradigmenwechsel Taten folgen und kündigt an, dass die nächste Generation von Regelwerken für die Gestaltung des städtischen Verkehrsraums den Rad- und Fußverkehr bevorzugt und Klimaschutz berücksichtigt. 

Mehr Platz für Rad und Fußverkehr: Die FGSV kündigt neue Normen an, die die Städte sicherer für alle Verkehrsteilnehmer, aber auch klimaresilienter machen sollen. Parkplätze soll es weniger geben - und wenn, dann mit Sicherheitsstreifen, um Dooring-Unfälle zu unterbinden, wie es auch der ADFC fordert. | Foto: ADFC
Mehr Platz für Rad und Fußverkehr: Die FGSV kündigt neue Normen an, die die Städte sicherer für alle Verkehrsteilnehmer, aber auch klimaresilienter machen sollen. Parkplätze soll es weniger geben - und wenn, dann mit Sicherheitsstreifen, um Dooring-Unfälle zu unterbinden, wie es auch der ADFC fordert. | Foto: ADFC
Martina Weyh
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Die Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) hat nach der Ankündigung eines Paradigmenwechsels im Oktober die baldige Fertigstellung der ersten Entwürfe angekündigt und unterstreicht einen grundlegenden Wandel hin zu klimafreundlicher Mobilität. Seien bislang alle Verkehrsarten gleichberechtigt betrachtet worden, werde der Fuß- und Radverkehr künftig in den Entwurfsregelwerken für Stadtstraßen bevorzugt.

Die FGSV erarbeitet derzeit in ihren Gremien die neuen Regelwerke (RASt, EAR, ERA, EFA), die dann für Kommunen in Deutschland als Stand der Technik für alle Planungen verbindlich sind. Neben der Klimarelevanz stehen Verkehrssicherheit und -qualität, insbesondere für den Fuß- und Radverkehr, einschließlich der Barrierefreiheit im Vordergrund.

So müssten Radwege, Radfahrstreifen und Schutzstreifen für den Radverkehr breiter als bisher geplant und umgesetzt werden. Radwege sollen dann auch mindestens 2 Meter breit sein statt 1,60 Meter. Für Radschnellwege soll ein Maß von 3 Meter pro Fahrtrichtung gelten. Schutzstreifen auf der Fahrbahn sollen nicht mehr 1,25 Meter breit, sondern mindestens 1,50 Meter breit gestaltet und nach Möglichkeit noch breiter werden.

Parken: So wenig Flächen wie möglich!

Wenn Parken im Straßenraum nicht zu vermeiden ist, sind Sicherheitstrennstreifen mit einer Mindestbreite von 0,75 Meter zu allen Arten der Radverkehrsführung vorzusehen ‒ so auch bei Radfahrstreifen, Schutzstreifen und in Fahrradstraßen. Dies soll die sog. Dooring-Unfälle vermeiden, bei denen Radfahrende mit unvorhersehbar geöffneten Türen geparkter PKW kollidieren.

Auch für Parkplätze an Straßen wird es neue Empfehlungen (EAR) geben: Es gelte der Grundsatz, so wenig Flächen wie möglich für Parkplätze einzuplanen. Stattdessen sollen Flächen für Grünbereiche, für die Retention und/oder dezentrale Entwässerung mit Versickerung und/oder für andere umweltfreundliche Modi gewonnen werden, die dazu beitragen können, ein Aufheizen von Straßenräumen zu verringern, skizziert die FGSV. Parkplätze im Straßenraum müssten weiterhin mindestens zwei Meter breit sein.

Die Kommunen hätten jedoch die Möglichkeit, Parkplätze breiter zu gestalten, um diese an das gestiegene Aufkommen breiterer Autos anzupassen. Einzelne notwendige Änderungen im Regelwerk sind bereits im Herbst 2022 in den Steckbriefen der „E Klima 2022 – Empfehlungen zur Anwendung und Weiterentwicklung von FGSV-Veröffentlichungen im Bereich Verkehr zur Erreichung von Klimaschutzzielen“ angesprochen worden und greifen auf noch in Vorbereitung befindliche Regelwerke vor.