Verbände fordern Aufhebung von Reisebeschränkungen

In Ländern wie Spanien, Griechenland, Italien und der Türkei erhole sich der Luftverkehr bereits deutlich.

Die deutschen Schranken zu den europäischen Nachbarn sollen wieder fallen, fordern die vier Verbände in einer gemeinsamen Erklärung. (Foto: Pixabay/Yvonne Huijbens)
Die deutschen Schranken zu den europäischen Nachbarn sollen wieder fallen, fordern die vier Verbände in einer gemeinsamen Erklärung. (Foto: Pixabay/Yvonne Huijbens)
Claus Bünnagel

In einer gemeinsamen Erklärung fordern die Verbände BDI (Bundesverband der Deutschen Industrie), BDL (Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft), BTW (Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft) und DRV (Deutscher Reiseverband) die Aufhebung von Reisebeschränkungen durch die Bundesregierung. Mit der Empfehlung des Europäischen Rates, angesichts des Fortschritts bei Impfkampagnen und Teststrategien auch für private Reisen die Einreiseverbote mit Drittstaaten wieder aufzuheben, bestehe jetzt die Möglichkeit, den internationalen Reiseverkehr deutlich zu erleichtern. Die Mitgliedsstaaten seien aufgefordert, diese Empfehlung umzusetzen. Einige EU-Staaten hätten sofort mit der Umsetzung des Beschlusses begonnen. Damit Deutschland im Reiseverkehr nicht hinterherhinke, sei rasches Handeln der Bundesregierung erforderlich. 

Blick nach Europa

In Ländern wie Spanien, Griechenland, Italien und der Türkei erhole sich der Luftverkehr bereits deutlich. Dort würden im August wieder 80 bis 100 % des August-Reiseverkehrs auf Vorkrisenniveau erwartet. Auch Nachbarländer wie die Niederlande, Frankreich und Österreich erreichten im Hochsommer ein Verkehrsvolumen, das rund 80 % des Reiseaufkommens im Jahr 2019 entspräche. Deutschland hingegen drohe im Reiseverkehr zurückzufallen. Die hiesigen Flugpläne gingen davon aus, im August lediglich 63 % des Flugverkehrs von 2019 zu erreichen. Betrachte man den Zeitraum von Mai bis August, würden an den deutschen Flughäfen nur 44 % des Angebots von 2019 möglich sein. In Griechenland seien es bereits 80 %, in der Türkei 74 %. Ein Hauptgrund für diese unterschiedliche Entwicklung sei die unzureichende Erholung des Reisens ausländischer Touristen sowie Messe- und Kongressbesucher nach Deutschland. 

Vor diesem Hintergrund forderten die vier Verbände die Bundesregierung auf, zügig die Entscheidungen zu treffen, damit die bestehenden Reiseverbote mit Drittstaaten auf Basis der Ratsempfehlung aufgehoben würden: 

  • Die Befreiung von pauschalen Quarantäneverpflichtungen auf Basis einer gut zu kontrollierenden Teststrategie sowie für Geimpfte und Genesene sei ein wichtiger Schritt in Richtung einer stärkeren Ausrichtung von Reisebestimmungen am tatsächlichen Infektionsgeschehen. Der Beschluss des Europäischen Rats ermögliche jetzt die Aufhebung von Reiseverboten mit Drittstaaten. Es sei nun Aufgabe der Bundesregierung, den Ball schnellstmöglich aufzunehmen und den Beschluss umzusetzen, um im Wettbewerb nicht abgehängt zu werden
  • Zur Vereinfachung des Reisegeschehens brauche es im Verkehr mit Drittstaaten digitale Lösungen für den Nachweis von Impfungen, Genesung und Tests. Die Verbände begrüßten, dass die Bundesregierung bis Ende Juni eine nationale Umsetzung für den europäischen grünen Pass anstrebe. Hierbei solle von Beginn an Interoperabilität angestrebt werden, damit mittelfristig auch eine Lösung für den Verkehr mit Nicht-EU-Staaten möglich werde 
  • Es brauche eine evidenzbasierte Orientierung von Einreiseregelungen und Testpflichten am realen Infektionsgeschehen. Konkret hieße das, die pauschale Testpflicht vor Abflug nach Deutschland auf jene Flugreisende zu beschränken, die aus einem Risikogebiet einreisen. Das Festhalten an der pauschalen Testpflicht für alle Reisenden sei hingegen bei Einreise aus Nichtrisikogebieten unverhältnismäßig, da sie Prozessabläufe im internationalen Luftverkehr unnötig verkompliziere

Die Aufhebung der Reisebeschränkungen mit Drittstaaten sei notwendig… 

  • für den Tourismusstandort, da Hotels, Restaurants und viele andere Betriebe in Deutschland auf die Einnahmen von Touristen angewiesen seien
  • für eine weitere Belebung des Reisegeschehens im wichtigen Sommergeschäft
  • für die weitere Erholung der exportorientierten Industrie 
  • für eine Vereinfachung des Geschäftsreiseverkehrs und den Ausbau dringend benötigter Luftfrachtkapazitäten

Die Bundesregierung sollte beherzt den Abbau von Reisebeschränkungen für Geschäfts- und Urlaubsreisen in Angriff nehmen. Deutschland muss schnellstmöglich zu einem reibungslosen Güter- und Personenverkehr zurückkehren, damit unser exportorientierter und global vernetzter Industriestandort nicht an Wettbewerbsfähigkeit einbüßt. Nur so können Unternehmen die stetig steigende Auslandsnachfrage weiter bedienen. (Stellvertretender BDI-Hauptgeschäftsführer Holger Lösch)

Wir begrüßen den Beschluss des Europäischen Rats zur Aufhebung von Reisebeschränkungen mit Drittstaaten. Wir fordern zur Umsetzung des Ratsbeschlusses nun rasches Handeln der Bundesregierung, damit die deutsche Reisewirtschaft und der Wirtschaftsstandort als Ganzer nicht von der Entwicklung in anderen Staaten abgehängt wird, die längst dabei sind, wieder mehr Mobilität zu ermöglichen. (BDL-Hauptgeschäftsführer Matthias von Randow)

Die deutsche Hotellerie und Gastronomie und viele weitere Unternehmen der Tourismusbranche leben von Gästen nicht nur aus Deutschland, sondern der ganzen Welt. Einreiseverbote für Gäste aus Drittländern und Beherbergungsverbote für touristische Gäste gefährden den Tourismusstandort Deutschland und insbesondere die vielen mittelständischen Betriebe unserer Branche, von denen ohnehin viele existenzgefährdet sind. Wie schädlich Verbote und Beschränkungen auf die heimische Tourismusindustrie wirken, zeigt u.a., dass sich die Verkehre von Deutschen ins Ausland schneller erholen als die Verkehre von ausländischen Touristen nach Deutschland. (BTW-Generalsekretär Michael Rabe)

Die Sommersaison steht vor der Tür, und für die Unternehmen der Reisewirtschaft zählt nun jeder Tag. Während das Reisegeschehen im europäischen Markt langsam anzieht, bleibt ein Großteil des außereuropäischen Reisemarkts durch Reisebeschränkungen blockiert. Mit dem Beschluss des Europäischen Rats besteht nun die Chance, diese Blockade aufzulösen. Es ist an der deutschen Politik, diesen Ball nun aufzugreifen und die harten Reiseverbote für Geimpfte, Genesene und Getestete aufzuheben. (DRV-Hauptgeschäftsführer Dirk Inger)

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