DRV gegen Abschaffung der Vorkasse

Der Reiseverband stellt sich gegen Forderungen von Verbraucherschützern.

Die Praxis der Vorkasse ist in Deutschland und Europa seit Jahrzehnten etabliert. (Foto: Pixabay/Alke Made)
Die Praxis der Vorkasse ist in Deutschland und Europa seit Jahrzehnten etabliert. (Foto: Pixabay/Alke Made)
Claus Bünnagel

Mit der überaus beliebten Pauschalreise sind die Urlauber sicher unterwegs – insbesondere auch in Zeiten der Pandemie. Das Geld der Kunden – sowohl die Anzahlung als auch die Restzahlung – ist sicher. Im Gegensatz zu den Geldern bei individuell zusammengestellten Reisen, die nicht insolvenzabgesichert sind. Die neue Kundengeldabsicherung schützt noch besser und macht die Pauschalreise noch kundenfreundlicher. (DRV-Präsident Norbert Fiebig) 

Für zusätzliche Sicherheit der Pauschalreisenden werde der neue Reisesicherungsfonds sorgen, der sich gerade im Gesetzgebungsverfahren befindet und noch in diesem Jahr eingeführt werden soll.

Anlass für eine Veränderung der bekannten Praxis der Vorkasse bei der Urlaubsbuchung sieht der DRV-Präsident nicht. 

Anzahlungen von Urlaubsreisenden für ihre Pauschalreise sind überaus wichtig, um die Vielfalt im mittelständisch geprägten Reisemarkt auch in Zukunft zu sichern. 

Die Vorkasse sei in Deutschland durchaus üblich. Im Gegensatz zu anderen Branchen, in denen Anzahlungen oder die Zahlung des kompletten Preises verlangt würden, verfüge die Pauschalreise jedoch über eine im europäischen Recht verankerte Insolvenzabsicherung.

Das Geld der Kunden ist abgesichert und geschützt – und darüber hinaus gut eingesetzt. (Fiebig)

Es gehe dabei mitnichten um einen Liquiditätsvorschuss zugunsten des Reiseveranstalters. Stattdessen werde das Geld der Vorauszahlungen eingesetzt, um Partner in den Zielgebieten oder Kontingente in Hotels oder für Flüge zu bezahlen. 

De facto liegen die Zahlungen des Reiseveranstalters, um das Reisepaket zusammenzustellen, häufig sogar über der rechtlich zulässigen Anzahlungshöhe von 20 %. (Fiebig)

Mit der Anzahlung würden also die Leistungen für den Kunden eingekauft. Dadurch könne die Pauschalreise in Deutschland auch mit einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis aufwarten. 

Damit bleibt der Urlaub für sehr viele Menschen in Deutschland erschwinglich. (Fiebig)

Konzentration droht bei Abschaffung der Vorkasse

Überlegungen des Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) zur Abschaffung der Vorkasse basieren auf der falschen Grundannahme, dass Reiseveranstalter die Vorleistungen für ihre Partner über den Kapitalmarkt finanzieren könnten oder über unbegrenzte Liquidität verfügen. 

Das ist praxisfremd. (Fiebig)

Viele kleine und mittelständische Veranstalter könnten unter diesen Voraussetzungen ihren Betrieb nicht fortsetzen – mit den negativen Folgen einer Konzentration. 

Das wäre das Ende der Vielfalt im Urlaubsmarkt. (Fiebig) 

Professor Dr. Hans-Josef Vogel von der Rechtsanwaltskanzlei Beiten Burkhardt spricht sich ebenfalls für die Vorkassepraxis aus und erläutert: 

Die Anzahlungen dienen auch einer Sicherstellung der Ernsthaftigkeit des Reisewunschs.

Jede Buchung, die nicht zu einer durchgeführten Reise werde, führe zu einem wirtschaftlichen Schaden beim Reiseveranstalter. Gleichzeitig sieht der etablierte Reiserechtsexperte das Problem, dass ein Wegfall der Vorauszahlungen zu Mehrfachbuchungen zum identischen Zeitpunkt bei verschiedenen Reiseveranstaltern oder zu unterschiedlichen Zielen führen könne – und damit zu massiven wirtschaftlichen Schäden. Darüber hinaus ist er überzeugt, dass die Vorauszahlungspraxis in all ihren Vorteilen im Rahmen der mehr als zehnjährigen Reformarbeiten am Pauschalreiserecht gesehen und ausdrücklich so erhalten bleiben sollte. 

Weitere Reiserechtsexperten wie Prof. Ansgar Staudinger und Prof. Klaus Tonner sprechen sich ebenfalls für die Beibehaltung einer angemessenen und moderaten Anzahlung bei Pauschalreisen aus. 

Urlaubsreisende vertrauen der Pauschalreise 

Die Zufriedenheit der Pauschalreisegäste ist sehr hoch und liegt bei 94 %, wie eine forsa-Umfrage Ende 2019 ergeben hat. Die Menschen in Deutschland vertrauen der Pauschalreise und genießen die Vorteile. Am wichtigsten ist ihnen dabei ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis, ein verlässliches Krisenmanagement und die Hilfe durch den Reiseveranstalter sowie die finanzielle Absicherung. 

Aktuell finden aufgrund der Coronapandemie so gut wie keine Reisen statt. Die Reisewirtschaft hatte im vergangenen Jahr Umsatzverluste von 80 % zu verzeichnen. Aktuell finden Urlaubsinteressierte aber viele Frühbucherangebote der Reiseveranstalter und sehr flexible Umbuchungs- und Stornierungsmöglichkeiten bis kurz vor Abreise – ohne finanzielles Risiko.