DRV: Corona-Debatte nicht auf Reiserückkehrer verengen

Der klassische Pauschalreisetourismus sei laut dem Reiseverband nicht das Problem.

Der DRV sieht Reiserückkehrer nicht als großes Coronarisiko an. (Foto: Pixabay/Alexandra Koch)
Der DRV sieht Reiserückkehrer nicht als großes Coronarisiko an. (Foto: Pixabay/Alexandra Koch)
Claus Bünnagel

Seit einigen Wochen meldet das Robert-Koch-Institut (RKI) steigende Corona-Fallzahlen in Deutschland. Aus Sicht des DRV ungerechtfertigt verenge sich die öffentliche Debatte auf Reiserückkehrer. Daher sei es nötig, die vorliegenden Infiziertenzahlen einer genaueren Analyse zu unterziehen. 

39 % der Fälle nach Auslandsreisen

Die Analyse zeige zunächst, dass Deutschland mit Abstand der wahrscheinlichste Ort sei, um sich mit dem Coronavirus zu infizieren. Aber immerhin 39 % derjenigen, die in der vergangenen Woche in Deutschland positiv auf Corona getestet wurden, haben sich vermutlich im Ausland angesteckt. Als wahrscheinlichste Infektionsländer werden der Kosovo, die Türkei, Kroatien, Bulgarien sowie Bosnien und Herzegowina genannt. 

Das zeigt, dass die hohe Anzahl von Infektionen insbesondere aus Destinationen mit einem sehr hohen Anteil an ethnischem Reiseverkehr herrührt. Gemeint sind Reisen zu Freunden, Familien und Verwandten, die oft mit dem eigenen Pkw und in aller Regel individuell organisiert werden. (DRV-Präsident Norbert Fiebig)

Um das Coronavirus effektiv zu bekämpfen, sei es wichtig, Entscheidungen objektiv und faktenbasiert zu treffen. Daher sei die Ausweitung der Testkapazitäten sowie die Pflichttests für Reiserückkehrer aus Risikogebieten ausdrücklich zu begrüßen, so der DRV. Die Debatte um die steigenden Corona-Zahlen dürfe aber nicht auf Reiserückkehrer verengt werden. Zudem müsse unbedingt zwischen weitgehend unkontrolliertem ethnischem Reiseverkehr und dem klassischen Pauschalreisetourismus unterschieden werden. Der organisierte Tourismus sei nur in äußerst geringem Umfang von Corona-Infektionen betroffen. Den deutschen Reiseveranstaltern sei nur eine sehr geringe Anzahl an Fällen bekannt. Dies bestätige eine aktuelle Abfrage unter den im DRV organisierten Reiseveranstaltern. 

Abstands- und Hygieneregeln entscheidend

Allgemein stelle die Pauschalreise per se kein größeres oder kleineres Risiko dar, als etwas der Besuch eines Badesees im Umland oder eines Restaurants im Stadtzentrum. 

Es kommt darauf an, dass wir alle, egal ob im In- oder im Ausland, die Abstands- und Hygieneregeln beachten und konsequent befolgen. Ausreißer gibt es immer und überall, aber die überwiegende Mehrheit der Pauschalreisenden hält sich an diese Regeln – am Flughafen ebenso wie in den Hotels, in den Restaurants oder am Strand. (Fiebig)

Es liege im Eigeninteresse der Pauschalreiseveranstalter, gemeinsam mit der Bundesregierung das Coronavirus zu bekämpfen. Alle großen Reiseunternehmen hätten daher bereits frühzeitig Hygieneprotokolle implementiert. Im Fall der Fälle ließen sich Infektionsketten nahezu lückenlos nachverfolgen, da An- und Abreisen sowie Hotelaufenthalte sorgfältig dokumentiert seien. 

Negativer Corona-Test vor Ausreise aus der Türkei Pflicht 

Was die Türkei betrifft, müssen die Gäste der deutschen Reiseveranstalter allesamt einen negativen Coronatest vorweisen, bevor sie wieder ins Flugzeug steigen und die Heimreise antreten. Zumindest auf dem Luftweg sollte es damit nahezu unmöglich sein, das Virus mitzubringen. Besonderes Augenmerk sollten Politik und Behörden nach Ansicht des DRV also auf Rückkehrer auf dem Landweg legen. 

Wir brauchen eine umfassende und klare Teststrategie. Je mehr wir testen, desto genauer kennen wir die Lage. Daher ist es richtig, ausnahmslos alle Reisenden aus Risikogebieten zu testen und wünschenswert, dass sich auch andere Rückkehrer freiwillig testen lassen. Die Politik muss zudem mit Blick auf den ethnischen Reiseverkehr und Länder des Westbalkans schärfer kontrollieren, ob die bestehenden Vorschriften auch eingehalten werden. (Fiebig)