ÖPNV & Corona: Wirtschaftliche Lage bleibt schwierig

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen zieht Bilanz –  auch das vergangene Pandemiejahr und die erneute Welle im Winter haben die Branche hart getroffen.

VDV-Präsident Ingo Wortmann rechnet im Laufe des Frühjahrs wieder mit Fahrgast- und Einnahmezuwächsen, dennoch wird es wirtschaftlich schwierig bleiben – noch aktueller Prognose des VDV werden 2022 voraussichtlich weitere 3,1 Mrd. Euro an Fahrgeldinnahmen fehlen. (Foto: VDV)
VDV-Präsident Ingo Wortmann rechnet im Laufe des Frühjahrs wieder mit Fahrgast- und Einnahmezuwächsen, dennoch wird es wirtschaftlich schwierig bleiben – noch aktueller Prognose des VDV werden 2022 voraussichtlich weitere 3,1 Mrd. Euro an Fahrgeldinnahmen fehlen. (Foto: VDV)
Martina Weyh

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hat eine bittere Bilanz gezogen – die Omikron-Welle hat die Verluste im ÖPNV im vergangenen Jahr auf ca. 4 Mrd. Euro erhöht. Kalkuliert hatte der Verband ursprünglich mit einem Minus von 3,6 Mrd. Euro – an sich schon ein niederschmetternder Betrag für die Unternehmen unter dem Dach des Branchenverbandes.

Auch 2022 bleibt wirtschaftlich schwierig

Die Prognose für dieses Jahr ist zwar besser und die Branche rechnet im Laufe des Frühjahrs wieder mit Fahrgast- und Einnahmezuwächsen, dennoch wird es wirtschaftlich schwierig bleiben – nach aktueller Einschätzung des VDV werden 2022 voraussichtlich weitere 3,1 Mrd. Euro an Fahrgeldinnahmen fehlen.

„Die wirtschaftliche Lage bleibt für die Nahverkehrsunternehmen auch in diesem Jahr deutlich angespannt. Aber wir haben nach aktueller Prognose die Talsohle weitgehend durchschritten und rechnen damit, dass ab April die Fahrgastzahlen und Einnahmen wieder steigen werden. Wenn die von Bund und Ländern beschlossenen, weitreichenden Lockerungen ab 20. März greifen, dann wird auch ein Großteil der Fahrgäste nach und nach in den ÖPNV zurückkehren. Dies ist dringend nötig, wenn wir das Wachstum bei Bus und Bahn erreichen wollen, was wir bis 2030 mit Blick auf die Erfüllung der Klimaschutzziele im Verkehrssektor erreichen müssen. Die Branche setzt nun alle Kraft daran, so schnell wie möglich die Fahrgäste zurückgewinnen und neue Kundinnen und Kunden von uns zu überzeugen“, so VDV-Präsident Ingo Wortmann.

Fahrgastzahlen durch Corona deutlich gesunken

Minus 22 bis minus 40 % im Vergleich zu 2019 –  die Fahrgastzahlen im deutschen ÖPNV liegen aktuell weit hinter dem Niveau des vorvergangenen Jahres zurück. Grund sind die mit Corona einhergehenden Beschränkungen und fehlenden Fahrtanlässe im Tourismus, im Berufsalltag und bei Schulen und Universitäten.

„Aktuell liegen wir aufgrund der Omikron-Welle weit hinter den Fahrgastzahlen, die wir vor der Pandemie hatten. Wir haben aber in den vergangenen zwei Jahren festgestellt, dass die Nachfrage nach Ende der jeweiligen Infektionswelle wieder relativ schnell auf 70 bis teilweise 90 % des früheren Niveaus gestiegen ist. Damit rechnen wir auch in diesem Jahr. Bis Ende 2022 sollten wir, je nach Entwicklung der Pandemie, bundesweit wieder bei etwa 85 % der Fahrgastzahlen liegen, die wir 2019 hatten. Dann fehlen allerdings immer noch rund 15 % der Kundinnen und Kunden, um das Niveau zu erreichen von dem aus wir eigentlich jährlich deutlich wachsen wollten. Hier arbeiten wir bereits an geeigneten Lösungen und Maßnahmen, um Fahrgäste wieder dauerhaft zurückzugewinnen“, erläutert Wortmann.

Rettungsschirm greift

Größeren und nachhaltigen wirtschaftlichen Schaden haben Bund und Länder durch ihre finanzielle Unterstützung im Rahmen eines Rettungsschirms auch im letzten und in diesem Jahr für die Branche verhindert, heißt es von VDV-Seite.

„Wir sind den politischen Entscheidern für diese Unterstützung zu großem Dank verpflichtet. Aber wir haben im Rahmen der Corona-Krise eben auch einen wichtigen Beitrag zur Pandemiebekämpfung und zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Mobilität geleistet, indem wir trotz deutlich weniger Nachfrage nahezu keine Angebotseinschränkungen bei Bus und Bahn umgesetzt haben“, resümiert der VDV-Präsident.

Das sei ein klarer politischer Auftrag gewesen, so Wortmann weiter „den wir aus eigener Überzeugung und Verantwortung gerne mitgetragen haben“. Gleichzeitig habe dieser aber auch hohe Einnahmeverluste für die Branche bedeutet.