bdo und VDV für Reform des Busführerscheins
Mehr Busfahrer braucht das Land! Das machen der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen (bdo) und der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) in einem gemeinsamen Positionspapier deutlich – Sie finden es in unserem Anhang. Ohne zusätzliches Fahrpersonal sehen beide Branchenverbände nicht nur die Verkehrswende, sondern zunehmend das bestehende ÖPNV-Angebot in Gefahr.
Konkrete Reformvorschlägen für den Erwerb des Busführerscheins
Als große Hürde für den Berufszugang in Deutschland identifizieren bdo und VDV den langwierigen und kostenintensiven Erwerb des Busführerscheins und der Berufskraftfahrerqualifikation. Mit konkreten Reformvorschlägen richten sich die beiden Branchenverbände deshalb an die Politik und das Bundesverkehrsministerium.
- Streichung der Pflichtstunden für die Führerscheingrundausbildung analog dem Lkw: Lkw- und Busfahrer haben nahezu identische Ausbildungen mit vergleichbaren Fahrzeugen – entsprechend gleich sollte auch die Fahrausbildung sein. Daher sollen wie beim Lkw auch beim Busführerschein die Pflichtstunden der Grundausbildung gestrichen werden. Das heißt: Die individuelle Bewerberkompetenz sowie die Beurteilung des Fahrlehrers entscheiden darüber, wie viele Fahrstunden – über die besonderen Ausbildungsfahrten hinaus – Bewerber für die Fahrbefähigung bzw. Prüfungsreife benötigen
- Berufskraftfahrer-Grundqualifikation praxistauglich reformieren: In Deutschland kann die Berufskraftfahrerqualifikation derzeit als sogenannte Beschleunigte Grundqualifikation mit 140 Pflichtstunden oder als sogenannte Grundqualifikation im Selbststudium erworben werden. Aufgrund der aktuellen Ausgestaltung der Grundqualifikation wird diese in der Praxis kaum in Anspruch genommen – insbesondere ist das Selbststudium ohne ergänzendes Schulungsangebot eine Hürde. Bei entsprechender Umsetzung wäre die Grundqualifikation jedoch die schnellere Variante der Qualifizierung. bdo und VDV schlagen daher vor, die Grundqualifikation zusammen mit der Busführerscheinausbildung zu schulen, um ein Schulungsangebot zu schaffen. Zudem sollte die praktische Busführerschein- und Grundqualifikationsprüfung – um Synergieeffekte zu erzielen – zusammen geprüft und auch für die Grundqualifikation fremdsprachige Multiple-Choice-Prüfungen eingeführt werden
Die Fahrerlaubnis und die Berufskraftfahrerqualifikation könnten so deutlich schneller und günstiger erworben werden – mit identischen Ausbildungsinhalten und gleich hohen Prüfungsanforderungen. In einigen europäischen Nachbarstaaten ist dies bereits gängige Praxis. Darüber hinaus werden weitere ergänzende Themen vorgeschlagen, wie die Verringerung doppelter Theorielerninhalte in der Führerscheinausbildung und der Beschleunigten Grundqualifikation sowie die stärkere Anerkennung der Führerscheine von weiteren Ländern.
bdo-Präsident Karl Hülsmann: „Die aufgeblähten Vorgaben ziehen sich wie ein roter Faden durch die Busfahrausbildung. Während dieselbe Ausbildung in Österreich in weniger als 40 Stunden und für knapp 3.000 bis 4.000 Euro durchgeführt wird, müssen deutsche Busbetriebe mittlerweile bis zu 14.500 Euro veranschlagen. Diese Diskrepanz sprengt endgültig den Rahmen. Wir benötigen dringend eine schlanke und effiziente Busfahrausbildung. Dies ist ohne Abstriche bei der Qualität und Sicherheit möglich – dafür sorgen die gleichbleibenden Ausbildungs- und Prüfungsanforderungen.“
Fahrpläne werden ausgedünnt
Schon heute fehlen bundesweit rund 20.000 Busfahrer im ÖPNV. Dies hat zur Folge, dass rund 80 % der Unternehmen aufgrund des Fahrpersonalmangels von mittelschweren bis erheblichen Auswirkungen auf ihr Unternehmen berichten. Die Folgen: Fahrpläne werden ausgedünnt, Fahrten fallen aus. Zudem ist mehr als die Hälfte des Fahrpersonals älter als 50 Jahre. Bis 2030 werden daher jährlich durchschnittlich etwa 6.000 Fahrer in den Ruhestand wechseln. bdo und VDV gehen davon aus, dass bis 2030 rund 50.000 bis 60.000 Busfahrer im ÖPNV fehlen werden. Hinzu kommt ein weiterer Bedarf für den ÖPNV-Ausbau und für die Schienenersatzverkehre der umfassenden Sanierungsvorhaben der Bahn.
Das gemeinsame Positionspapier von bdo und VDV finden Sie in unserem Anhang.
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