Voith zeigt sich robust im Ausnahmejahr 2020

Die Auswirkungen der Coronapandemie beeinflussen alle wesentlichen Kennzahlen, bleiben für Voith aber insgesamt kontrollierbar.

Erste Markterfolge verzeichnet Voith aktuell beim Vertrieb seines Antriebssystems VEDS. (Foto: Bünnagel)
Erste Markterfolge verzeichnet Voith aktuell beim Vertrieb seines Antriebssystems VEDS. (Foto: Bünnagel)
Claus Bünnagel

Der Voith-Konzern hat sich im abgelaufenen Geschäftsjahr 2020 (zum 30.9.2020) in Anbetracht der in der zweiten Jahreshälfte quer durch alle Branchen und Märkte spürbaren Beeinträchtigungen durch die weltweiten Auswirkungen der Coronapandemie „zufriedenstellend entwickelt“, so verlautet es aus dem Unternehmen. Dabei habe der Konzern vor allem von seiner breiten sektoralen und geografischen Aufstellung, seinen stabilen, regional organisierten Lieferketten sowie seiner sehr soliden Finanzlage profitiert. 

Leichter Auftragsrückgang

Dennoch sank der Auftragseingang gegenüber dem hohen Niveau des Vorjahres um 14 % von 4,70 auf 4,04 Mrd. Euro. Nach einem Sieben-Jahres-Höchststand ging der Auftragsbestand leicht um 4 % auf 5,39 Mrd. Euro zurück (30.9.2019: 5,63 Mrd. Euro). Der Umsatz lag mit 4,17 Mrd. Euro um 3 % unter dem Vorjahreswert (4,28 Mrd. Euro); akquisitions- und währungsbereinigt ist der Umsatz um 6 % gesunken. Das Ebit des Konzerns vor Sondereinflüssen ging auf 139 Mio. Euro zurück (Vorjahr: 208 Mio. Euro). Kurzfristige Kosteneinsparungen konnten den Umsatzrückgang nur teilweise kompensieren. Entsprechend sank die Umsatzrendite von 4,8 auf 3,3 %, der Roce (Profitabilität eines Unternehmens) ging von 11,5 % im Vorjahr auf 7,5 % zurück. Das Konzernergebnis nach Steuern fiel mit 6 Mio. Euro (Vorjahr: 72 Mio. Euro) positiv aus. 

Auch in dem von der Coronakrise geprägten Geschäftsjahr hat Voith sein Engagement in Forschung und Entwicklung auf einem hohen Niveau halten können. Der F&E-Aufwand lag im Berichtszeitraum bei 189 Mio. Euro (Vorjahr: 213 Mio. Euro). 

Solide Finanzlage

Die Finanzlage des Voith-Konzerns ist nach wie vor sehr solide. Die Eigenkapitalquote lag zum Bilanzstichtag bei 20,8 % – nach 26,2 % im Vorjahr. Wesentliche Gründe für den Rückgang waren eine Erhöhung der Bilanzsumme aufgrund von M&A-Aktivitäten sowie Wechselkurseffekte. Der Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit konnte auf 234 Mio. Euro (Vorjahr: 46 Mio. Euro) signifikant gesteigert werden, der Gesamt-Cashflow lag dementsprechend bei 200 Mio. Euro (Vorjahr: 66 Mio. Euro). Die Nettoliquidität ist trotz der intensiven Akquisitionstätigkeit im Berichtsjahr weiterhin positiv und lag zum 30. September 2020 bei 71 Mio. Euro. Aufgrund der Unwägbarkeiten aus dem weiteren Verlauf der Coronapandemie hat Voith seine bestätigten Kreditlinien erhöht. 

Das abgelaufene Geschäftsjahr war auch für den Voith-Konzern – wie für die meisten Unternehmen unserer Branche – eine Bewährungsprobe. Wir sind dank unserer diversifizierten Aufstellung und unserer robusten Finanzlage nicht nur vergleichsweise gut durch die Krise gekommen. Wir haben das abgelaufene Geschäftsjahr auch dazu genutzt, unsere Strategie mit Blick auf die Megatrends Dekarbonisierung und Digitalisierung weiter zu schärfen. In der Umsetzung der Strategie haben wir bereits wesentliche Fortschritte gemacht und weiter in die Zukunft unseres Unternehmens investiert. Der Voith-Konzern ist damit gut aufgestellt, um gestärkt aus der beispiellosen Krise hervorzugehen und sich auch mittel- bis langfristig weiter positiv zu entwickeln. (Dr. Toralf Haag, Vorsitzender der Konzerngeschäftsführung)

Akquisitionsoffensive

Im Mittelpunkt standen dabei zahlreiche strategische Zukäufe. Insgesamt hat Voith rund 450 Mio. Euro in den Erwerb von Unternehmen investiert. So hat der Konzernbereich Turbo im Frühjahr 2020 70 % der Anteile an der österreichischen Elin Motoren GmbH übernommen. Gemeinsam mit der Schweizer Beteiligungsgesellschaft PCS Holding wurde zudem die Übernahme der Mehrheit an der Traktionssysteme Austria GmbH (TSA) abgeschlossen, einem weltweit führenden Hersteller von Elektromotoren, Generatoren und Getrieben für Schienen- und Nutzfahrzeuge. Mit der Beteiligung geht Voith Turbo einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Elektrifizierung des Antriebsstrangs. Gemeinsam mit dem Antriebsspezialisten Moog Inc. hat Voith außerdem das Joint Venture HMS – Hybrid Motion Solutions GmbH gegründet. Mit der Bündelung des Know-hows in diesem Bereich verstärkt Voith Turbo sein Portfolio hydraulischer Antriebslösungen. 

Investitionen trotz Krise 

Trotz Krise hat Voith weiter intensiv in die Forschung und Entwicklung investiert. So hat beispielsweise Voith Turbo einen wichtigen Fortschritt mit Blick auf die Elektrifizierung von Antrieben erreicht: Mit dem elektrischen Schneider Propeller (eSVP), wurde ein vollelektrischer und emissionsfreier Schiffsantrieb erfolgreich auf den Markt gebracht. 

Neben der Stärkung des Kerngeschäfts steht für Voith strategisch auch die Erschließung neuer Wachstumsmöglichkeiten in zukunftsträchtigen Geschäftsfeldern im Fokus. Dabei prüft das Unternehmen seine strategischen Optionen vor allem in den Bereichen Energiespeicherung, Wasserstofftechnologie und elektrische Antriebssysteme – Felder, die in schlüssiger Weise an die Kernkompetenzen von Voith anknüpfen. 

Entwicklung bei Voith Turbo

Voith Turbo hat im Berichtszeitraum zum einen die Stärkung seines Geschäfts durch Akquisitionen und zum anderen der Optimierung seines Produktionsnetzwerkes vorangetrieben. Infolge der Coronapandemie und der in vielen Regionen verhängten Lockdowns gingen Auftragseingang und Umsatz des Konzernbereichs Turbo leicht zurück. Der Volumeneffekt wirkte sich negativ auf das Ebit aus, das deutlich unter dem Vorjahreswert lag. 

Übergangsjahr 2021

Das Geschäftsjahr 2020/21 wird nach Einschätzung von Voith im Zeichen der anhaltenden Unsicherheiten über den weiteren Fortgang der Coronapandemie ein Übergangsjahr für den Konzern, bevor eine echte Erholung einsetzt. So wird der Maschinen- und Anlagenbau als spätzyklische Branche voraussichtlich auch 2021 mit einer verhaltenen Investitionstätigkeit in vielen Märkten konfrontiert sein. Voith geht entsprechend davon aus, dass der Konzern das Geschäftsjahr 2020/21 nur leicht über dem aktuellen Berichtsjahr abschließen wird. Die Konzernprognose sieht leichte Steigerungen bei den wesentlichen Kennzahlen Auftragseingang, Umsatz, Ebit und Roce vor. 

Über die Voith Group

Die Voith Group ist ein weltweit agierender Technologiekonzern. Mit seinem breiten Portfolio aus Anlagen, Produkten, Serviceleistungen und digitalen Anwendungen ist Voith in den Märkten Energie, Öl und Gas, Papier, Rohstoffe sowie Transport und Automotive aktiv. Gegründet 1867 ist Voith heute mit mehr als 20.000 Mitarbeitern, 4,2 Mrd. Euro Umsatz und Standorten in über 60 Ländern der Welt eines der großen Familienunternehmen Europas.