Solaris: Rekordabsatz im Jahr 2020

1.560 Fahrzeuge gingen an die Kunden, der Umsatz stieg um 13,6 % auf 725 Mio. Euro.

Kontinuierlich hat Solaris seinen Busabsatz in den vergangenen Jahren gesteigert. (Grafik: Solaris)
Kontinuierlich hat Solaris seinen Busabsatz in den vergangenen Jahren gesteigert. (Grafik: Solaris)
Claus Bünnagel

Im vergangenen Jahr hat Solaris eine deutliche Absatz- und Umsatzsteigerung verzeichnet und damit ein Rekordergebnis eingefahren. Mit 1.560 im Jahr 2020 abgesetzten Fahrzeugen erzielte der Hersteller einen neuen Bestwert in seiner 25-jährigen Geschichte. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies einen Zuwachs um fast 5 % (2019: 1.487 Einheiten). Die meisten Einheiten gingen an Betreiber in Polen, Deutschland, Italien, Estland, Tschechien, Israel und Spanien. 

Deutscher und polnischer Markt

2020 war auch ein Rekordjahr für Solaris auf dem deutschen Markt. An die deutschen ÖPNV-Betreiber lieferte das Unternehmen insgesamt 329 Fahrzeuge aus. Davon machten fast 40 % die E-Busse mit 12 und 18 m Länge aus. Zudem konnte das Unternehmen aus Bolechowo das 18. Jahr in Folge seine Spitzenposition auf dem polnischen Markt für niederflurige Stadtbusse mit einem Anteil von rund 53 % behaupten. Im Vergleich zum Vorjahreswert baute das Unternehmen seinen Marktanteil um 11 % aus (2019: 42 %). Unter den von Solaris 2020 in Polen abgesetzten Bussen dominierten Elektrobusse (194 von 365 insgesamt verkauften Einheiten). Die gesamte Flotte von Urbino electric in Polen zählt über 320 Fahrzeuge in 27 Städten, d.h. rund 90 % aller E-Busse dort.

Elektrifizierung schreitet voran

2018 machten Hybrid-, Elektro- und Oberleitungsbusse 29 % aller verkauften Fahrzeuge von Solaris aus. 2019 lag diese Kennzahl bei 40 %. Im Jahr 2020 hielt diese Tendenz an, und die Anzahl der abgesetzten Fahrzeuge mit alternativen Antrieben stieg auf 44 %. Mit einem Anteil von 20 % war Solaris im Jahr 2020 zusammen mit BYD der größte Hersteller von elektrischen Stadtbussen für Europa. Im letzten Jahr lieferte das polnische Unternehmen insgesamt 457 Elektrobusse mit 12 und 18 m Länge aus, fast das Dreifache gegenüber dem Vorjahr, als 162 Urbino electric ausgeliefert wurden. 

Zu den Großaufträgen über Elektrobusse zählten 2020 die Lieferung von 130 Urbino 18 an den Warschauer ÖPNV-Betreiber MZA, die Lieferung von 90 Urbino electric an das Nahverkehrsunternehmen ATM in Mailand und von 106 Stromern an die Berliner Verkehrsbetriebe. Unter den 130 Elektrobussen für MZA in Warschau befand sich das 20.000. Fahrzeug, das von Solaris seit dem Produktionsbeginn 1996 gefertigt wurde. Bislang wurden die Solaris-Busse in 32 Länder und über 750 Städte verkauft. Mehr als 1.000 Elektrobusse sind bereits in 18 Ländern für fast 100 europäische Kunden im Einsatz. 

Umsatzsteigerung

Ein höherer Anteil der Batterie- und Hybridtechnologien am Absatz im Jahr 2020 wie auch verstärkte Aktivitäten des Unternehmens im Bereich After Sales und Ersatzteilvertrieb spiegelten sich in einer deutlichen Steigerung des Firmenumsatzes nieder. Im letzten Jahr betrug der Solaris-Umsatz über 725 Mio. Euro und lag damit um 13,6 % höher als 2019 (638 Mio. Euro). 

2020 erhielt das Unternehmen auch Zuschlag bei einigen bedeutenden Ausschreibungen für die Lieferung von Elektrobussen im Jahr 2021 und darüber hinaus. Das Auftragsbuch für 2021 enthält u.a. einen Auftrag über 50 Gelenkbusse Urbino electric für den Krakauer Verkehrsbetreiber MPK, eine Bestellung für 37 E-Busse für den ÖPNV-Betreiber MPK Poznań und für 16 emissionsfreie Busse für die rumänische Stadt Craiova. Solaris schaffte es auch auf die Shortlist der Lieferanten von bis zu 530 Elektrobussen für die Hochbahn. Den ersten Auftrag in diesem Rahmen über zehn E-Busse erhielt der Hersteller vom Hamburger Verkehrsunternehmen bereits 2020. Außerdem sicherte sich Solaris für 2021 Aufträge über Elektrobusse von Kunden aus Frankreich, Spanien, den Niederlanden, Lettland, Italien und der Schweiz. 

Produktneuheiten

2020 stellte Solaris den Low-Entry-Bus Urbino 15 LE electric u.a. für den Überlandverkehr vor. Die zweite Produktneuheit, die Solaris im letzten Jahr präsentierte, war der Urbino hybrid, ein Modell mit Mildhybridantrieb.

Das Jahr 2020 und die Corona-Pandemie stellten viele Firmen aus der ÖPNV-Branche vor neue Herausforderungen. Bei mehreren Verkehrsbetreibern entstanden neue Bedürfnisse nach mehr Sicherheit von Fahrgästen und Fahrern. Solaris stellte bereits im Juli 2020 ein Anti-Corona-Paket für seine Produkte zur Verringerung des Ansteckungsrisikos für Reisende vor. Die Lösungen wurden so entwickelt, dass sie sowohl in den neuen als auch Bestandsfahrzeugen eingesetzt werden können. Zu den angebotenen Sonderlösungen gehören u.a.: 

  • Berührungsloses Öffnen und Schließen der Türen durch Fahrgäste: Die Lösung basiert auf Lichtschranken, die Personen erkennen, die ein- oder aussteigen wollen. Der Fahrer steuert das Öffnen oder Schließen der Türen vom Armaturenbrett aus, die dann automatisch auf und zu gehen, ohne dass die Fahrgäste die Türknöpfe drücken müssen
  • Desinfektionsmittelspender: Möglich ist die Montage von Desinfektionsspendern an Handläufen im Fahrzeuginneren. Nach dem Auffüllen kann ein Desinfektionsmittelspender bis zu 3.000 Mal betätigt werden. Er ist dabei benutzerfreundlich und verbraucht wenig Energie. Je nach Einrichtung des Businneren können einige Stück davon installiert werden
  • Interkom: Um den Kontakt des Fahrers mit Fahrgästen auf ein Minimum zu reduzieren, können Busse mit dem Interkom ausgerüstet werden, d.h. einer Sprechanlage zur Sprachkommunikation zwischen Fahrgästen und Fahrern. Mit dessen Hilfe kann die soziale Distanz auch während eines Gesprächs eingehalten werden
  • Fahrgastzählsysteme: Während der Epidemie wurden Betreiber in vielen Ländern gezwungen, die Anzahl der gleichzeitig in einem öffentlichen Verkehrsmittel beförderten Fahrgäste zu begrenzen. Damit sowohl der Fahrer als auch die Fahrgäste wissen, wie viele Passagiere sich zum jeweiligen Zeitpunkt an Bord des Busses befinden und wie viele noch zusteigen können, kann der Betreiber ein Fahrgastzählsystem installieren lassen. Ein an der Tür angebrachtes System sammelt automatisch Daten über die Anzahl der Fahrgäste im Fahrzeug und erfasst jeden Ein- und Ausstieg. Die aktuelle Anzahl der Fahrgäste kann dann sowohl auf dem Armaturenbrett des Fahrers wie auch auf den innen und außen angebrachten Informationstafeln angezeigt werden
  • Geschlossene Fahrerkabinen: Mit Blick auf die ganztägige Arbeit von Fahrern und um ihnen komfortable und sichere Arbeitsbedingungen bieten zu können, hat Solaris Kabinen geschlossenen Typs entwickelt. Sie verfügen über eigene Lüftungs- und Klimaanlagen, die den Luftaustausch mit dem Fahrgastbereich begrenzen. Ein Busfahrer kann auch seinen eigenen Ein- und Ausgang zur Verfügung haben, um den direkten Kontakt zwischen ihm und den Fahrgästen zu minimieren

Second Life

Das Projekt „Second Life ESS” wird in Kooperation mit Impact Clean Power Technology S.A. und Tauron Polska Energia als Konsortium umgesetzt. In dessen Rahmen soll ein prototypisches System zur Speicherung elektrischer Energie auf Basis von verbrauchten Busbatterien entwickelt werden. Das Projekt wird mit Mitteln des Nationalen Zentrums für Forschung und Entwicklung [NCBiR] kofinanziert. Das Ziel des Projekts ist die Zweitnutzung von Lithium-Ionen-Zellen, die sich für den Einsatz in Fahrzeugen nicht mehr eignen. Durch ihre Verwendung in Energiespeichersystemen können sie ein zweites Leben bekommen. So verlängert sich der Lebenszyklus von Batterien, die wiederverwendet und nicht verwertet werden. Moderne Energiespeichersysteme stabilisieren die Netze mit einem stetig wachsenden Anteil von erneuerbaren Energiequellen. Arbeiten an der Entwicklung des prototypischen Systems zur Speicherung elektrischer Energie sollen 2022 abgeschlossen werden.