Bosch erzielt positives Geschäftsergebnis

Entwicklung 2020 besser als erwartet.

Bosch erreichte 2020 ein Ebit von rund 1,9 Mrd. Euro. (Foto: Bosch)
Bosch erreichte 2020 ein Ebit von rund 1,9 Mrd. Euro. (Foto: Bosch)
Claus Bünnagel

Im Geschäftsjahr 2020 erzielte die Bosch-Gruppe trotz Coronakrise und rückläufiger Automobilproduktion ein positives Ergebnis. Das Geschäft des Technologie- und Dienstleistungsunternehmens entwickelte sich damit besser als zunächst erwartet. Nach vorläufigen Zahlen erreichte das Ergebnis vor Finanzergebnis und Steuern (Ebit) rund 1,9 Mrd. Euro. Die Ebit-Rendite liegt damit voraussichtlich bei rund 2,5 %. Bereinigt um Restrukturierungsaufwendungen stieg das Ebit voraussichtlich auf rund 3,3 Mrd. Euro oder rund 4,5 % vom Umsatz. Der Gesamtumsatz belief sich auf 71,6 Mrd. Euro und lag damit wechselkursbereinigt 4,4 % unter Vorjahr. 

Den Auswirkungen der Pandemie zum Trotz haben wir ein deutlich positives Ergebnis erzielt – dies verdanken wir in erster Linie dem außergewöhnlichen Engagement unserer Mitarbeiter. (Dr. Volkmar Denner, Vorsitzender der Geschäftsführung) 

Zudem habe sich erneut die breite Aufstellung nach Regionen wie auch nach Unternehmensbereichen bewährt.

Mit Investitionen in wichtige Zukunftsfelder wie nachhaltige Mobilität, Internet der Dinge und Künstliche Intelligenz bauen wir unsere Innovationsführerschaft weiter aus. (Denner)

Insbesondere aus der Kombination von Künstlicher Intelligenz (AI) und dem Internet der Dinge (IoT), kurz AIoT, verspricht sich Bosch Wachstumschancen in Milliardenmärkten. 

Wir wollen ein führendes AIoT-Unternehmen werden. Mit breitem Domänenwissen einerseits und tiefer Elektronik- sowie Softwarekompetenz andererseits bringen wir mehr mit als die meisten Wettbewerber. (Denner)

Hoher Cash-Flow sichert finanziellen Spielraum 

In der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres 2020 erholte sich der Umsatz von Bosch erheblich, nachdem im Frühjahr der Absatz durch die Shutdowns in vielen Ländern und Branchen drastisch eingebrochen war. 

Wir haben schnell gehandelt, um unsere Kosten und Investitionen an den Umsatzrückgang anzupassen – ohne dabei wichtige Zukunftsthemen zu vernachlässigen. (Prof. Stefan Asenkerschbaumer, Finanzchef und stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung)

In Folge dessen erzielte Bosch mit rund 5 Mrd. Euro den bislang höchsten freien Cash-Flow der Unternehmensgeschichte. Dieser sicherte dem Unternehmen in der Krise finanzielle Spielräume. Die Investitionsquote lag bei rund 5 %; rund eine Milliarde Euro an finanziellen Mitteln konnte Bosch so gegenüber dem Vorjahr einsparen. 

Klimaneutralität und Elektromobilität 

Einen wesentlichen Meilenstein erreichte das Unternehmen trotz Pandemie mit der Klimaneutralstellung seiner weltweit 400 Standorte im Frühjahr 2020. 

Wir haben Wort gehalten. Bosch ist als erstes globales Industrieunternehmen nach internen Berechnungen bereits seit Frühjahr 2020 klimaneutral – und das früher, besser und kostengünstiger als geplant. (Denner)

Eine unabhängige Testierung erfolge derzeit. Zudem bekräftigte der Firmenchef das nächste Ziel: Bis 2030 will Bosch die CO2-Emissionen entlang der Lieferkette um 15 % senken. 

Bosch setzt u.a. auch auf neue und weiterentwickelte technische Lösungen für die Zukunft des Autofahrens. So hat das Unternehmen auf den Weg zur nachhaltigen Mobilität bereits 5 Mrd. Euro in den elektrischen Antrieb investiert. Allein in diesem Jahr wendet Bosch 700 Mio. Euro für die Entwicklung elektrifizierter Mobilitätslösungen inklusive Brennstoffzelle auf – knapp 40 % mehr als im Vorjahr. 

Auf Sicht wird die Elektromobilität für Bosch zum Kerngeschäft. Unser Ziel ist die Marktführerschaft in der E-Mobilität mit batterie- und brennstoffzellenbetriebenen Fahrzeugen. Schon heute sind wir beim elektrischen Fahren und in der Elektromobilität so breit aufgestellt wie kein zweites Unternehmen – vom E-Bike bis zum Truck. (Denner) 

Das Bosch-Geschäft mit der Elektrifizierung des Antriebs wächst derzeit doppelt so schnell wie der Markt und beträgt bereits mehrere Milliarden Euro, so Denner. Seit 2018 hat das Unternehmen 90 Projekte für die Elektrifizierung des Antriebs gewonnen, davon allein 30 im vergangenen Jahr im Wert von 7,5 Mrd. Euro. Mehr als 2,5 Mio. Fahrzeuge weltweit fahren bereits mit elektrischen Antriebskomponenten von Bosch. 

Bosch und der Strukturwandel

Mit Blick auf den Strukturwandel und die kommende Euro-7-Regulierung sieht der Bosch-Chef die Automobilbranche in einer anspruchsvollen Übergangsphase. 

Die Elektromobilität kommt, und Bosch treibt diesen Wandel seit Jahren aktiv voran. Aber die nötigen Vorleistungen müssen aus dem bestehenden Antriebsgeschäft finanziert werden. (Denner)

Um möglichst viele Beschäftigte im Wandel mitzunehmen, brauche Bosch wie andere Unternehmen auch einen gleitenden Übergang. Den Wandel in der Automobilindustrie hin zu einer Mobilität ohne negative Klima- und Umweltfolgen zu ermöglichen und zugleich Beschäftigung zu sichern – das solle das Ziel sein. 

Neuer Geschäftsbereich

Einen wichtigen Beitrag für Bosch auf dem Weg zum AIoT-Unternehmen soll der neue Geschäftsbereich Cross-Domain Computing Solutions mit seinen rund 17.000 Mitarbeitern leisten. 

Die Einheit bündelt die Hard- und Softwareentwicklung für neue Elektronikarchitekturen im Fahrzeug. Damit erschließen wir uns einen Zukunftsmarkt, der aus der zunehmend im Auto bereitgestellten Intelligenz entsteht. (Denner)

Für seine Fahrzeugrechner akquirierte Bosch allein im zweiten Halbjahr 2020 Aufträge im Wert von rund 2,5 Mrd. Euro. Weitere Abschlüsse in Milliardenhöhe sollen in diesem Jahr folgen. 

Geschäftsverlauf 2020 im Unternehmensbereich Mobility Solutions

Der vom Shutdown der Automobilindustrie besonders hart getroffene Unternehmensbereich Mobility Solutions erzielte 42,3 Mrd. Euro Umsatz. Mit einem Rückgang von 9,5 % entwickelte sich das Geschäft dennoch besser als der Markt, da die Automobilproduktion um 15 % zurückging. Wechselkursbereinigt ergibt sich ein Minus von 8,1 %. 

Geschäftsverlauf 2020 nach Regionen 

Den Umsatzeinbruch vom Frühjahr bekam Bosch in allen Regionen zu spüren: In Europa lag der Umsatz mit 38,0 Mrd. Euro 5,7 % unter Vorjahr. Wechselkursbereinigt ist dies ein Rückgang von 4,6 %. In Nordamerika sanken die Erlöse um 14,0 % auf 10,8 Mrd. Euro, wechselkursbereinigt ein Minus von 12,0 %. In Südamerika erreichte der Umsatz 1,1 Mrd. Euro. Der Rückgang von 21,0 % entspricht wechselkursbereinigt lediglich 2,5 %. In Asien-Pazifik lagen die Erlöse bei 21,7 Mrd. Euro und damit mit –1,4 % nur leicht unter Vorjahr – wechselkursbereinigt ergibt sich sogar ein Plus von 0,5 %. Geholfen hat die frühe Markterholung und die positive Entwicklung in China. Der Umsatz in China lag erstmals in der Bosch-Geschichte über dem Umsatz in Deutschland. 

Mitarbeiterentwicklung 2020

Die Bosch-Gruppe beschäftigte zum Stichtag 31.12.2020 weltweit rund 394.500 Mitarbeiter. Damit konnte Bosch das Beschäftigungsniveau trotz Krise weitgehend stabil halten. Veränderungen verzeichnete das Unternehmen im Wesentlichen in Deutschland und China. Im Bereich Forschung und Entwicklung hat Bosch leicht aufgebaut. 

Ausblick 2021

Bosch rechnet mit langsamer Erholung der Weltwirtschaft für 2021 bei einem Wachstum von knapp 4 % – nach einem Rückgang von 4,5 % im Vorjahr. 

Die Krise ist nicht vorbei. (Asenkerschbaumer)

Das Wachstum werde nicht nur durch weiterhin hohe Infektionszahlen und die damit erforderlichen gesellschaftlichen sowie wirtschaftlichen Einschränkungen gedämpft. Auch politische Entwicklungen wie etwa der Brexit und die unveränderte strategische Konkurrenzsituation mit potenziellen Handelseinschränkungen zwischen den USA und China, können die Entwicklung beeinträchtigen. 

Trotz aller Herausforderungen bleibt unser Ziel, in den für uns wichtigen Branchen und Regionen stärker als die Märkte zu wachsen. (Asenkerschbaumer)