Wrightbus ist insolvent

1.200 Arbeitsplätze gehen beim nordirischen Hersteller der roten Doppeldeckerbusse von London verloren – nach dem Reiseunternehmen Thomas Cook die zweite große Pleite in Großbritannien innerhalb nur einer Woche.

Wrightbus, Hersteller der roten Doppeldeckerbusse von London, hat Insolvenz angemeldet. (Foto: Wrightbus)
Wrightbus, Hersteller der roten Doppeldeckerbusse von London, hat Insolvenz angemeldet. (Foto: Wrightbus)
Claus Bünnagel

Der Hersteller der New Routemaster, die das Stadtbild von London prägen, hat Insolvenz angemeldet. Das teilte die Gewerkschaft Unite mit. 1.200 der 1.250 Mitarbeiter wurden entlassen. Die verbliebenen 50 sollen sich um die Abwicklung kümmern für den Fall, dass kein Käufer gefunden wird. Gleichzeitig wurde der traditionsreiche Busbauer aus dem nordirischen Ballymena, einer der größten Arbeitgeber des britischen Landesteils, unter Zwangsverwaltung gestellt. Unite fügte hinzu, dass schätzungsweise weitere 1.700 Arbeitsplätze in der Lieferkette gefährdet seien. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte wurde zum Insolvenzverwalter der Wright-Unternehmensgruppe mit verschiedenen Tochterfirmen, darunter eben Wrightbus, ernannt, um das Gläubigerschutzverfahren zu kontrollieren. Deloitte hatte in den Monaten zuvor vergeblich versucht, einen potenziellen Käufer zu finden, wie im Juli publik wurde.

Gespräche ohne Ergebnis

Damals wurde auch die finanzielle Belastung des Unternehmens öffentlich bekannt. Ende letzter Woche platzte dann nach intensiven Gesprächen ein möglicher Deal mit dem chinesischen Maschinenbaukonzern Weichai und einer von Jo Bamford, Erbe des englischen Bau-, Industrie- und Landmaschinenherstellers JCB, geleiteten Firma. Kurz zuvor hatte der nordirische Geschäftsmann Darren Donnelly ebenfalls sein Angebot zurückgezogen. Schon im vergangenen Jahr hatte Wrighbus zwei Entlassungsrunden vorgenommen. Im Februar und Juni gingen 95 Arbeitsplätze verloren.

„Boris Buses“

Dabei standen die Zeichen 2012 noch auf Erfolg. Damals hatte der heutige Premierminister Boris Johnson in seiner Zeit als Londoner Bürgermeister 600 im Volksmund „Boris-Busse“ getaufte New Routemaster geordert. Die dieselelektrischen Doppelstockbusse waren seit 2011 auf dem Markt und ersetzten als Reminiszenz auf die legendären, zwischen 1954 und 1968 gebauten roten Doppeldecker vom Typ AEC Routemaster die bisherigen Gelenkbusse der Hauptstadt. Die Muttergesellschaft der Wrights Group unter Leitung von Jeff Wright, Hauptaktionär der Holdinggesellschaft und späterer Brexit-Verfechter, spendete zwischen 2012 und 2017 mehr als 16,1 Mio. Pfund für wohltätige Zwecke. Diese Spenden trugen zur Finanzierung des Ausbaus von Green Pastures bei, einem riesigen Kirchen- und Dorfkomplex, bekannt als Project Gateway.

Finanzielle Schieflage

Vor zwei Jahren bezog das Unternehmen sogar eine riesige Produktionsstätte in Ballymena, nachdem sich die Zigarettenfirma JTI aus der Region zurückgezogen hatte. In den letzten Jahren ging es finanziell aber mehr und mehr abwärts mit dem Unternehmen. 2016 betrug der Umsatz der Wrights Group noch 264 Mio. Pfund bei einem Gewinn von 10,7 Mio. Pfund. 2017 schrumpften Ergebnis und Ertrag auf 227 Mio. bzw. 1,5 Mio. Pfund. 

Rückläufiger Markt

Zum Verhängnis wurde Wrightbus, dass sich der britische Busmarkt seit zehn Quartalen rückläufig entwickelt hat – wohl auch eine Ursache der Brexit-Unsicherheiten. Zahlen der Society of Motor Manufacturers and Traders (SMMT) zeigen, dass die Neuzulassungen von Omnibussen in Großbritannien im zweiten Quartal dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 30 % zurückgegangen sind. Die Betreiber gingen mit neuen Aufträgen offenbar zurückhaltend vor, nachdem sie in den letzten Jahren eine große Anzahl von Fahrzeugen bestellt hatten, um die strengeren Emissionsstandards zu erfüllen. Hinzu kam, dass die britischen Bushersteller aufgrund des sinkenden Wechselkurses des Pfunds Sterlings seit dem Brexit-Votum mit erhöhten Materialpreisen konfrontiert sind. Dennoch konnte Wrighbus im Mai einen letzten großen Verkaufserfolg vermelden, als das Verkehrsunternehmen Transport for London 20 Busse mit Brennstoffzellen für jeweils 500.000 Pfund orderte.