„Wann können wir wieder rollen?“

Baumann Touristik kämpft bei Demo in Stuttgart für das Überleben der Bustouristikbranche.

Geschäftsführer Heinz Baumann mit Mitarbeitern. (Foto: Diskurs Communication GmbH/Antonia Scheurer)
Geschäftsführer Heinz Baumann mit Mitarbeitern. (Foto: Diskurs Communication GmbH/Antonia Scheurer)
Claus Bünnagel

Die Tourismusbranche wird von den aktuellen Einschränkungen so hart getroffen wie kaum eine andere. Doch während die großen internationalen Touristikunternehmen auf finanzielle Hilfe des Staates zählen können, bangen kleinere und mittelständische Unternehmen der Branche um ihre Existenz. Solange nicht klar ist, wann wieder Reisen veranstaltet werden können, bleibt die Sorge um Betrieb und Mitarbeiter. 

Ein solches Busunternehmen führt auch Heinz Baumann aus Waghäusel. Um seinen Anliegen Gehör zu verschaffen, nahm der Reiseveranstalter gemeinsam mit seinen Mitarbeitern am bundesweiten Aktionstag zur Rettung der Bustouristik in Stuttgart teil. 

Demo:140 Busse in Stuttgart

Gemeinsam mit rund 140 anderen Bussen rollten die drei Fahrzeuge von Baumann Touristik durch die Stuttgarter Innenstadt. Bei der Kundgebung auf dem Karlsplatz wollen die Busunternehmen den Druck auf die Politik erhöhen. Entsprechend erfreulich war es dann auch zu hören, dass der geplante Rettungsschirm für die Branche zugesichert wurde: Das Land Baden-Württemberg stellt als bisher erstes Bundesland ca. 200 Mio. Euro zur Rettung des ÖPNV bereit. Für den Bustourismus wurden 40 Mio. Euro zugesichert. Der Verkehrsminister des Landes Baden-Württemberg Winfried Hermann erklärte, dass das Land mit dieser Maßnahme ein Vorreiter für andere Bundesländer und die Bundesregierung sei. 

Perspektive für den Bustourismus gefordert

Mit der Forderung nach einer Perspektive für den Bustourismus beendete dagegen der WBO-Vorsitzender Klaus Sedelmeier seine Ansprache bei der Kundgebung auf dem Karlsplatz in Stuttgart. 

„Die aktuelle Zeit ist hart und noch nicht überstanden – wie geht es morgen und übermorgen weiter? Wir haben noch keine Perspektive. Wann können wir wieder rollen?“ (Sedelmeier)

Die Reisebeschränkungen seien eine staatlich verordnete Notbremse für die Branche, doch dieser Tag zeige, dass die Branche lebt, sagte der WBO-Vorsitzende in seiner Ansprache. 

Wir wussten: Im ÖPNV wird es schwierig, und im Touristikbereich wird es noch schwieriger. Wir brauchen eine spezifische und klare Lösung für Ihre Unternehmen. Das Land leistet seinen Beitrag, doch der Bund muss auch leisten. (Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann) 

Profitable Reisen unmöglich?

Heinz Baumann ist mit den Ergebnissen der Kundgebung in Stuttgart zufrieden, doch die bisherigen Maßnahmen reichen seiner Meinung nach nicht aus, um die Branche zu retten. 

Selbst, wenn man uns das touristische Reisen bald wieder erlauben würde, sehe ich vorerst keine Möglichkeiten, Reisen wirtschaftlich profitabel und gleichzeitig unter Einhaltung der notwendigen hygienischen Maßnahmen durchzuführen. Neben den Kosten, die durch Abstandsregelungen und fachgemäße Desinfektion anfallen würden, bliebe auch die Verantwortung, die eine solche Reise zu Zeiten von Corona mit sich bringen würde. (Baumann)

Unmut steigt

Bei der Kundgebung wird klar, dass die unterschiedlichen Regelungen und Hilfsmaßnahmen der einzelnen Länder den Unmut nur erhöhen. Viele befürchten einen erhöhten Konkurrenzkampf, verursacht durch geringere Auflagen in anderen Ländern. Wie Baumann wünschen sich viele Unternehmen schnelle Hilfe für ihr Unternehmen und ihre Mitarbeiter. Für die Hilfe des Landes sind sie dankbar, doch der bundesweite Aktionstag zeigt, dass Einheitlichkeit gefordert ist. Neben dem Motto des Aktionstages „Wir wollen rollen“ wird ein weiterer Wunsch ganz klar: Die Branche fordert bundesweit einheitliche und realistisch umsetzbare Maßnahmen.