Hessens Städte setzen zunehmend auf E-Busse

(dpa/lhe/fn) In Hessens Städten sind immer mehr E-Busse auf den Linien des öffentlichen Nahverkehrs unterwegs. Wasserstoffbusse hingegen sind deutlich weniger verbreitet.

Ein E-Bus der Linie 37 mit der Aufschrift „Ich bin ein Stromer“ wendet im Gutleutviertel. Sie sind leiser und Dieselgestank ist mit ihnen auch Vergangenheit: E-Linienbusse sind in immer mehr hessischen Städten unterwegs. (Foto: Arne Dedert/dpa)
Ein E-Bus der Linie 37 mit der Aufschrift „Ich bin ein Stromer“ wendet im Gutleutviertel. Sie sind leiser und Dieselgestank ist mit ihnen auch Vergangenheit: E-Linienbusse sind in immer mehr hessischen Städten unterwegs. (Foto: Arne Dedert/dpa)
Franziska Neuner

 Sie sind klimafreundlicher und leiser unterwegs als konventionelle Dieselbusse: In Kassel hat die Kasseler Verkehrsgesellschaft (KVG) jetzt zwölf E-Busse in den Einsatz geschickt. Zuvor waren die vollelektrischen Fahrzeuge im Liniennetz getestet und das Fahrpersonal geschult worden. Eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur zeigt, dass immer mehr hessische Städte den Umstieg auf emissionsfreie Busse vorantreiben.

KVG -  ÖPNV Bis 2030 soll emissionsfrei

Im Norden des Bundeslandes ist die KVG Vorreiter. Die E-Busse der Verkehrsgesellschaft in Kassel sind nach Angaben einer Pressesprecherin die ersten ihrer Art im nordhessischen Linienverkehr. Dort verfügen nun 12 der 80 Fahrzeuge umfassenden Busflotte über einen vollelektrischen Antrieb. Bis zum Jahr 2030 soll laut der Sprecherin die komplette Flotte umgestellt werden. Bis dann soll der gesamte ÖPNV mit Bussen, Straßenbahnen und RegioTrams emissionsfrei sein. Die nächste Bestellung weiterer Elektrobusse sei für das Jahr 2026 vorgesehen. Mit sieben E-Bussen sind in Fulda rund zwölf Prozent der Fahrzeuge im Stadtverkehr elektrifiziert.

„Die kommunalen RhönEnergie-Verkehrsbetriebe haben im September 2019 den ersten Elektrobus Hessens in Betrieb genommen“, erläuterte ein Sprecher der Stadt. In Abhängigkeit der verfügbaren Fördermittel sollen ihm zufolge bis zu zehn E-Busse zusätzlich beschafft werden. „Die Förderanträge bei Bund und Land sind gestellt.“

Flotte in Darmstadt: 50 Prozent E-Busse

Etwa 50 Prozent der gesamten Flotte besteht in Darmstadt aus E-Bussen. Dort sind einem Sprecher zufolge derzeit 39 der emissionsfreien Fahrzeuge im Einsatz. Zehn weitere sollen dieses Jahr hinzukommen. In Frankfurt fährt jeder fünfte Bus mit Strom, wie die Verkehrsgesellschaft Traffiq berichtet.

„Aktuell kommen im Frankfurter Nahverkehr 91 E-Busse zum Einsatz. 68 davon sind E-Busse mit batterieelektrischem Antrieb und 23 sind E-Busse mit Wasserstoffantrieb“, sagte ein Sprecher. Im Frankfurter Nahverkehr fahren insgesamt 434 Busse.  „Insgesamt sind 19 weitere Busse mit E-Antrieb bestellt: In diesem Jahr kommen 10 batterieelektrische E-Busse hinzu, für das kommende Jahr sind 9 Wasserstoffbusse im Zulauf“, sagte der Sprecher zur weiteren Entwicklung.

Zahlenmäßiger Spitzenreiter: Wiesbaden

Spitzenreiter in absoluten Zahlen ist Wiesbaden. Rund 120 Elektrobusse werden rollierend im Fahrbetrieb eingesetzt, wie ein Pressesprecher der Verkehrsgesellschaft ESWE erklärte.

„Damit hat Wiesbaden weiterhin eine der größten emissionsfreien Busflotten Deutschlands.“ Weitere elektrifizierte Busse seien zunächst nicht bestellt.

Insgesamt sind in der Landeshauptstadt rund 290 Busse unterwegs. Der endgültige Abschied von Dieselbussen ist bislang nicht in Sicht. Aktuell und bis auf Weiteres fahre man noch eine Strategie mit zwei Antrieben  - inklusive Diesel, so ein Sprecher. Eine Option in Richtung emissionsfreier Busbetrieb in Wiesbaden seien vollelektrisch angetriebene Gelenkbusse.

Gießen und Marburg fahren unterschiedlich

In Gießen rollen laut einem Sprecher der Stadtwerke Gießen aktuell keine E-Busse. Die Nahverkehrstochter MIT.BUS GmbH, deren Flotte den dortigen Stadtbusverkehr betreibt, setzt stattdessen auf Biomethan.

„Die gesamte Busflotte der MIT.BUS - insgesamt 58 Fahrzeuge - wird seit 2019 ausschließlich mit Biomethan angetrieben und fährt so sehr sauber und nahezu CO₂-neutral“, erklärte der Sprecher.

Dagegen will Marburg den ÖPNV zunehmend elektrifizieren, um das Ziel der Stadt zu erreichen, bis 2030 klimaneutral zu werden, wie ein Sprecher der Stadtwerke erklärte. Aktuell fünf elektrisch betriebene Midi-Busse sind in der Stadt unterwegs. Dabei handelt es sich um Busse mit einer etwas kürzeren Bauform als Standard-Linienbusse. Insgesamt umfasst die Marburger Flotte derzeit 87 Fahrzeuge. Zwei Drittel davon werden mit Erdgas betrieben. Hinzu kommen Diesel-Busse sowie die fünf Elektro-Busse. Für dieses Jahr seien sechs weitere Elektrobusse bestellt - und bis 2030 sollen insgesamt 55 E-Busse zur Flotte gehören. Rein rechnerisch würden für die neu angeschafften Fahrzeuge solche mit fossilem Antrieb frei, davon wolle man die zuverlässigsten vorerst als Reserve in der Flotte halten, erklärte das Unternehmen.

Wasserstoffbusse weniger verbreitet

Weniger verbreitet als E-Busse sind der Umfrage zufolge Wasserstoffbusse. Anders als in Frankfurt sind in Kassel, Darmstadt, Gießen und Fulda keine entsprechenden Fahrzeuge unterwegs. In Wiesbaden sind sie es nicht mehr. Die Stadt hatte Ende vergangenen Jahres mitgeteilt, dass sie sich vom Wasserstoff als Antrieb für Busse verabschiedet.

"Es liegt in der Natur der Sache von Pilotprojekten – erst recht bei solchen, die neue Technologien zum Inhalt haben – dass man nach einer gewissen Laufzeit auch mal zu dem Schluss kommt: Für die lokalen Gegebenheiten und die Herausforderungen vor Ort passt es nicht", erläuterte der ESWE-Sprecher die Entscheidung.

Dann sei es nur konsequent, ein Projekt auch zu beenden, damit weitere unproduktive Kosten möglichst vermieden würden. Die Gründe dafür waren unter anderem gestiegene Wasserstoff-Preise, die Werkstatt-Infrastruktur und der ohnehin begrenzte Platz auf dem Betriebshof. Die für Wasserstoffbusse eingerichtete Tankstelle hatte zwei Millionen Euro gekostet, aufgeteilt zwischen den Ländern Rheinland-Pfalz und Hessen - denn auch aus Mainz sollten Busse zum Tanken vorbeikommen.

„Die zehn Brennstoffzellen-Busse wurden inzwischen verkauft und die Wasserstoff-Tankstelle, die mit Mainz gemeinsam im Verkehrsverbund Mainz Wiesbaden angeschafft wurde, wechselt den Standort und wird nach Mainz verlegt“, erklärte der Sprecher.

Das Projekt könne fördermittelunschädlich abgewickelt werden. In Mainz sei der Einsatz aufgrund besserer Bedingungen unter anderem mit eigener Wasserstoffherstellung insgesamt sinnvoller.