Proterra beantragt Konkursschutz nach Chapter 11

Der US-amerikanische Elektrobus- und Batteriehersteller hat mit Engpässen in der Lieferkette, einer sinkenden Nachfrage und einer Finanzierungskrise zu kämpfen – ein Insolvenzverfahren nach Chapter 11 hat in den USA eine Sanierung zum Ziel.

Proterra plant nach eigenen Angaben, das vorhandene Kapital zur Finanzierung des laufenden Betriebs zu nutzen und seine Geschäftstätigkeit im Rahmen des normalen Geschäftsbetriebs fortzusetzen, im Bild der Elektrotransitbus ZX5. (Foto: Proterra)
Proterra plant nach eigenen Angaben, das vorhandene Kapital zur Finanzierung des laufenden Betriebs zu nutzen und seine Geschäftstätigkeit im Rahmen des normalen Geschäftsbetriebs fortzusetzen, im Bild der Elektrotransitbus ZX5. (Foto: Proterra)
Martina Weyh

Der US-amerikanische Elektrobus- und Batteriehersteller Proterra ist in Schieflage geraten und hat nach eigenen Angaben am vergangenen Montag (7. August) Konkursschutz nach Chapter 11 beantragt, um seine finanzielle Position durch eine Rekapitalisierung oder einen Verkauf im Rahmen der Unternehmensfortführung zu stärken.

Das Unternehmen beabsichtigt, während dieses Prozesses weiterhin im normalen Geschäftsbetrieb zu arbeiten und plant, die üblichen Anträge beim Konkursgericht einzureichen, um das vorhandene Kapital zur Finanzierung des Betriebs zu verwenden, einschließlich der Zahlung von Gehältern und Sozialleistungen an die Mitarbeiter und der Entschädigung von Verkäufern und Lieferanten auf einer fortlaufenden Basis gemäß den Regeln des Chapter 11, wobei gleichzeitig die Geschäftskontinuität für die Kunden gewährleistet wird.

Seine Aktiva und Passiva gab Proterra mit 500 Mio. bis 1 Mrd. US-Dollar an. Beim letzten Börsenschluss hatte das Unternehmen einen Marktwert von 362 Mio. US-Dollar. Vor gut zwei Jahren war das Unternehmen im Rahmen eines Fusionsgeschäfts mit einem Blankoscheckunternehmen noch mit 1,6 Mrd. US-Dollar einschließlich Schulden bewertet worden.

„Proterra steht an der Spitze der Innovationen, die die Elektrifizierung von Nutzfahrzeugen vorantreiben. Wir wissen, dass wir branchenführende Produkte bauen, die unsere Kunden wollen und brauchen", sagte Gareth Joyce, CEO von Proterra. „Die Grundlage, die wir geschaffen haben, hat die Voraussetzungen für die Dekarbonisierung der gesamten Nutzfahrzeugindustrie geschaffen, und wir erkennen das große Potenzial, das in allen unseren Produktangeboten steckt, um diesen wichtigen Wandel zu ermöglichen. Aus diesem Grund ergreifen wir Maßnahmen, um jede Produktlinie durch das Chapter 11 Reorganisationsverfahren zu trennen, um ihr unabhängiges Potenzial zu maximieren.“

Das Unternehmen hatte bereits Anfang des Jahres Pläne für einen weiteren Stellenabbau angekündigt und erklärt, es werde die Produktion von Elektrobussen und Batterien in South Carolina zusammenlegen, um die Kosten zu senken.

„Wir waren mit verschiedenen Markt- und makroökonomischen Gegenwinden konfrontiert, die unsere Fähigkeit zur effizienten Skalierung beeinträchtigt haben", so Proterra-CEO Gareth Joyce in einer Erklärung.

Erst im Januar dieses Jahres hatte Proterra in Greer im US-Bundesstaat South Carolina ein neues Werk für die Montage von Batterien in Betrieb genommen. In Kalifornien unterhält Proterra ein weiteres Werk – in beiden werden zylindrische Zellen von LG Energy Solution zu Batteriepacks weiterverarbeitet, die dann sowohl in den eigenen Elektrobussen als auch bei Drittkunden zum Einsatz kommen.

Über Proterra

Proterra ist ein Pionier im Bereich emissionsfreier Transportmittel mit mehr als einem Jahrzehnt Produktionserfahrung. Das Unternehmen führte 2010 emissionsfreie Elektrobusse auf dem nordamerikanischen Markt ein, die nach Unternehmensangaben inzwischen mehr als 40 Mio. reale Betriebskilometer zurückgelegt und über 180 Mio. Pfund CO2-Emissionen (90.000 t) vermieden haben. Moelis & Company LLC fungiert als Investmentbanker des Unternehmens, FTI Consulting als Finanzberater und Paul, Weiss, Rifkind, Wharton & Garrison LLP als Rechtsberater.