Nachhaltiges Reisen: Zwischen Wollen und Tun klafft eine große Lücke

Eine von der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) im Auftrag des Bundesumweltministeriums erstellte Studie kommt zu eher ernüchternden Ergebnissen.

Die nachhaltigere Gestaltung von Urlaubsreisen ist seit Langem Gegenstand der angewandten Tourismus-Forschung und der politischen Diskussion. (Foto: pixabay)
Die nachhaltigere Gestaltung von Urlaubsreisen ist seit Langem Gegenstand der angewandten Tourismus-Forschung und der politischen Diskussion. (Foto: pixabay)
Martina Weyh

Im Denken ist nachhaltiges und umweltfreundliches Handeln längst angekommen, allein die Umsetzung hinkt hinterher, auch beim Urlaub. Das ist die Hauptaussage der vom Bundesumweltministerium beauftragten Studie „Nachhaltige Urlaubsreisen: Bewusstseins- und Nachfrageentwicklung“. Gut 50 Prozent der Befragten befürworten demnach nachhaltiges Reisen, weniger als 10 Prozent setzen dies aber auch bei der Reiseplanung- und gestaltung um.

Für die Studie der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) wurden deutschlandweit Daten zur Nachhaltigkeitsorientierung und zum Konsumverhalten von Urlaubern auf Basis aktueller bevölkerungsrelevanter Befragungen, getrennt nach Urlaubsreisen ab fünf Tage Dauer und Kurzurlaubsreisen von zwei bis vier Tagen Dauer, erhoben.   

Ein Ergebnis – die für Urlaubsreisen zurückgelegte Distanz ist in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen und zwar fast ausschließlich für Flugreisen zu außereuropäischen Zielen.

Ein weiteres Ergebnis – nur ein sehr geringer Anteil von Urlaubern hat sich von Nachhaltigkeitsaspekten bei der Reiseentscheidung leiten lassen.  Eine CO2-Kompensation wird für 6% der Kurzurlaubsreisen und 2% der längeren Urlaubsreisen berichtet, die Buchung eines Angebotes mit Umweltzeichen oder einer anderen Nachhaltigkeitskennzeichnung für 8% bzw. 6% der Reisen. Für 8% der Kurzurlaubsreisen und 4% der längeren Urlaubsreisen waren laut Befragung Nachhaltigkeitsüberlegungen „ausschlaggebend“ bei der Entscheidung, für weitere jeweils 23% war Nachhaltigkeit ein Aspekt unter mehreren.

Ein möglicher Erklärungsansatz, den die Studie der FUR liefert, lautet, Urlaubsreisen seien – so wörtlich – „hedonistisch geprägte Freizeitprodukte mit Ausnahmecharakter", die zu einer Art selbst erteilter Ausnahmegenehmigung von der ansonsten geübten Nachhaltigkeitsdisziplin führten. Bei Urlaubsreisen stünden Risiko, Freude und symbolischer Wert im Vordergrund, nicht aber Vernunftargumente. Auch der mögliche Mehraufwand an Organisation und bei der Auswahl nachhaltiger Reiseziele sowie eine höhere Kostenerwartung könnten Gründe für die Kluft zwischen Anspruch und Umsetzung sein, vermuten die Studienautoren.