Ernüchternde Destatis-Zahlen: 68 % pendeln per Auto

Klimaziele in weiter Ferne  – das ist die ernüchternde Bilanz des Statistischen Bundesamtes. Denn die Wahrheit ist: Pkw werden auch auf kürzeren Arbeitswegen regelmäßig eingesetzt und die Zahl der Autos pro Haushalt nimmt zu. Dabei beträgt die Hälfte der Arbeitswege unter zehn Kilometer.

Harter Tobak für den ÖPNV und düstere Aussichten im Hinblick auf die angestrebte Verkehrswende: Die Zahl der Autopendler liegt weiter auf hohem Niveau und bei den Fahrzeugzulassungen ist ebenfalls ein Anstieg zu beobachten – das belegt die Auswertung des Statistischen Bundesamtes. Im Bild: Mittlerer Ring in München. (Foto: J. Reichel)
Harter Tobak für den ÖPNV und düstere Aussichten im Hinblick auf die angestrebte Verkehrswende: Die Zahl der Autopendler liegt weiter auf hohem Niveau und bei den Fahrzeugzulassungen ist ebenfalls ein Anstieg zu beobachten – das belegt die Auswertung des Statistischen Bundesamtes. Im Bild: Mittlerer Ring in München. (Foto: J. Reichel)
Martina Weyh
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Das Statistische Bundesamt hat eine im Hinblick auf die Klimaziele ernüchternde Bilanz über das Pendlerverhalten in Deutschland gezogen. Für Millionen Berufspendler sei das Auto als Beförderungsmittel erste Wahl. Im Jahr 2020 gaben 68 % von ihnen an, normalerweise mit dem Pkw zur Arbeit zu fahren. Das teilt das Statistische Bundesamt (Destatis) mit. Die Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel wie Bus oder Bahn machten mit gut 13 % einen deutlich geringeren Anteil aus. Jede beziehungsweise jeder zehnte Erwerbstätige fuhr regelmäßig mit dem Fahrrad zur Arbeit.

Die Destatis-Zahlen belegen, dass das Auto auch auf kürzeren Arbeitswegen regelmäßig eingesetzt wird. Fast die Hälfte aller Erwerbstätigen (48 %) muss nach eigenen Angaben weniger als 10 km zum Arbeitsplatz zurücklegen. Für 29 % ist der Weg zur Arbeit 10 bis unter 25 km lang, 14 % legen 25 bis unter 50 km zurück.
 

Zahl der Autos steigt in zehn Jahren um 14 %

Die ungebrochene Dominanz des Autos als Beförderungsmittel spiegelt sich auch in den aktuellen Zahlen zum Kraftfahrzeugbestand des Kraftfahrt-Bundesamtes wider, so die Destatis-Statistiker. Zum Stichtag 1. Januar 2021 waren 48,2 Mio. Pkw in Deutschland zugelassen – das waren 14 % mehr als zehn Jahre zuvor (1. Januar 2011: 42,3 Mio.). In den privaten Haushalten ging der Trend in den vergangenen zehn Jahren offenbar zum Zweit- oder Drittwagen. So war der Anteil der Haushalte, die mindestens ein Auto besitzen, im Jahr 2020 mit 77,4 % ähnlich hoch wie 2010 (77,6 %). Im selben Zeitraum nahm die Zahl der Pkw pro Haushalt jedoch zu: Kamen 2010 auf 100 Haushalte noch 102 Autos, so waren es zehn Jahre später schon 108.

Nichts mit Roller: 84 % des MIV sind Autos

Im EU-Vergleich liegt Deutschland im Hinblick auf die führende Rolle des Autos in etwa im Durchschnitt: 84 % des motorisierten Personenverkehrs entfielen 2018 hierzulande auf Pkw, 9 % auf Züge, 6 % auf Busse und 2 % auf Tram und U-Bahnen. Daran habe sich in den vergangenen zehn Jahren wenig geändert: 2010 lag der Anteil des Autos am motorisierten Personenverkehr in Deutschland bei 85 %. Im Durchschnitt aller EU-Mitgliedstaaten machten im Jahr 2018 Autos 81 % des motorisierten Personenverkehrs aus. Besonders intensiv wurde das Auto zuletzt in Litauen (90 %) und Portugal (87 %) genutzt, am wenigsten in Tschechien (67 %) sowie in Ungarn (69 %) und Österreich (72 %).