ADAC-Monitor: Städte schneiden bei Mobilität schlecht ab
Unter 15 untersuchten deutschen Großstädten ist die Zufriedenheit der Einwohner, Pendler und Besucher mit der örtlichen Mobilitätssituation in Dresden am größten. Das zeigt der aktuelle ADAC Monitor „Mobil in der Stadt“. Die sächsische Landeshauptstadt überzeugt demnach bei allen Fortbewegungsarten am meisten, gefolgt von Leipzig und München. In Duisburg und Köln sind die Menschen hingegen überwiegend unzufrieden mit ihrer persönlichen Mobilitätssituation. Wenn auch über die meisten Städte und Verkehrsarten hinweg die Zufriedenheit überwiegt, ist sie dennoch gegenüber dem ersten ADAC Monitor im Jahr 2017 spürbar zurückgegangen, vor allem bei Autofahrenden signifikant, konstatiert der Automobilclub. Dessen Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand erklärte, der Verkehr müsse sich dringend ändern, weg vom Pkw, hin zu mehr ÖPNV und Rad sowie Fuß.
Manche Probleme seien mit dem E-Auto lösbar, der Pkw sei auch in Zukunft fester Bestandteil des Stadtverkehrs, aber nicht mehr in dieser Dominanz. Dafür müssten aber die Menschen ihre Gewohnheiten ändern und sie müssten ein gutes Angebot an ÖPNV und Radwegen vorfinden, mahnt Hillebrand. Die alternativen Verkehrsträger müssten "konkurrenzfähig" werden. Das Ranking zeige auch, dass es eben nicht genüge, nur den ÖPNV als Rückgrat der Verkehrswende auszubauen. Es brauche integrierte und umfassende Ansätze, die auch die Radinfrastruktur verbesserten. Dabei gehe es natürlich auch um eine Neuaufteilung des öffentlichen Raumes, die Verkehrsträger stünden in Flächenkonkurrenz.
Parkraummanagement tut dringend Not
Hillebrand plädierte prioritär dafür, in Sachen Fahrrad für sichere Kreuzungen zu sorgen, beim Auto das Thema Parken mit Parkraummanagement anzugehen, für ein leistungsfähiges Auto-Vorrangnetz mit Tempo 50 sowie mehr P+R-Anlagen zu sorgen und das Problem mit E-Scootern mittels Reduktion der Zahl und fixen Abstellflächen anzugehen. In den aktuellen und hitzigen Debatten um Verkehrsberuhigungen und die Umgestaltung von Verkehrsraum spiegelten die Unsicherheit der Menschen wieder und werde vor allem von Autofahrenden als Gängelung empfunden, stellt Hillebrand fest.
Der Monitor fokussiert die Sicht der Nutzer: Dabei wurde die Zufriedenheit der Autofahrer, ÖPNV-Nutzer, Radfahrer und Fußgänger erhoben und gleich stark gewichtet. Einwohner, Pendler und Besucher wurden befragt. Je Stadt wurden in der repräsentativ angelegten Online-Befragung mindestens 600 Interviews geführt, insgesamt waren es mehr als 9.100. Bis auf Berlin, wo die Zufriedenheitswerte unverändert geblieben sind, und Dresden, wo die Zufriedenheit nur leicht abnahm, ist in allen anderen Städten und bei allen vier Verkehrsarten ein teils deutlicher Rückgang erkennbar.
Autofahren in der Stadt macht schon heute keinen Spaß mehr
Besonders deutlich wird dies bei den Pkw-Fahrern: Bis auf Dresden, wo es einen kleinen Überschuss an Zufriedenen gibt, überwiegt in allen Städten die Unzufriedenheit der Autofahrer. Autofahrer stören sich vor allem an den Parkgebühren in den Innenstädten. Auch die Frage, wie zuverlässig sie in einer geplanten Zeit ans Ziel kommen, wurde von Pkw-Fahrern überwiegend negativ beantwortet.
Radfahrende beklagen mäßige Sicherheit und Netz
Wichtigste Themen für Radfahrer sind das Radwegenetz und die Verkehrssicherheit. Hier fallen die Urteile überwiegend kritisch aus, vor allem die Zufriedenheit mit der Radverkehrsführung an Kreuzungen ist nur gering. Am wichtigsten aus Sicht der Fußgänger ist die Frage, ob sie direkt ans Ziel kommen – damit sind die meisten zufrieden. Auch das Angebot an sicheren Querungsmöglichkeiten an Straßen wird von den meisten Fußgängern für gut befunden. Kritisch gesehen wird gleichermaßen sowohl von Autofahrern, Radfahrern wie Fußgängern das Verhalten von E-Scooter-Fahrern. Mit dem ÖPNV sind die Nutzer insgesamt zufrieden.
Pkw-Bestand wächst weiter, Zufriedenheit sinkt
In allen Städten mit Ausnahme von Duisburg und Köln überwiegt die Zufriedenheit. Dresden ist auch hier am besten bewertet und vergrößert hier nochmal den Abstand zu den nachfolgenden Städten. Am wichtigsten sind für die Fahrgäste von Tram, Bus und S-/U-Bahnen die Zuverlässigkeit und die Häufigkeit ihrer Verbindungen. Die Zahl der Zufriedenen ist zwar relativ gering, aber immer noch etwas größer als die Zahl der Unzufriedenen. Bei der Häufigkeit und Taktung gab es ein überwiegend zufriedenes Echo. Kritisch werden aber die geringe Zahl an Pkw-Stellplätzen an Bahnhöfen, mangelnde Informationen bei Störungen sowie allgemein das Preis-Leistungs-Verhältnis gesehen. Der ADAC macht mehrere Ursachen für die im Vergleich zu 2017 geringere Zufriedenheit aus.
„Sicherlich spielt die Zunahme des Pkw-Bestandes in den Großstädten eine große Rolle, aber auch der stärkere Pendlerverkehr und die verschärften Flächenkonkurrenzen. Hinzu kommt, dass die Einschränkungen der Mobilität während der Pandemie dazu geführt haben, dass Straßen meist frei von Stau sowie Busse und Bahnen leer waren. Die Rückkehr zur Normalität wird daher als Verschlechterung empfunden. Nicht zuletzt nimmt angesichts der Vielzahl von Krisen die Zufriedenheit der Menschen mit den Lebensumständen insgesamt ab", stellt ADAC Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand fest.
Eine Einordnung für die laut der ADAC Umfrage schlechtere Mobilitäts-Stimmung kann das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) liefern. Beim DLR leitet Professorin Meike Jipp den Bereich Energie und Verkehr. Zuvor hat die Psychologin zum Mobilitätsverhalten geforscht. "Mich überrascht die Entwicklung nicht", sagt Jipp und bietet zwei Erklärungen an: Der derzeitige Fachkräftemangel treffe den ÖPNV und damit auch die Passagiere und ihre Nerven. Und auf die gesamte Mobilität wirken sich noch Corona-Effekte aus:
"Während der Pandemie waren Straßen und Verkehrsmittel leerer", sagt sie, "nun nehmen viele subjektiv etwas als Verschlechterung wahr, das eigentlich die Rückkehr zur früheren Mobilität ist."
Der ADAC empfiehlt den Städten, die Erkenntnisse aus der Befragung zu nutzen und besonders kritisierte Merkmale der Mobilität im Sinne der Nutzer anzugehen:
- Bei der städtischen Mobilitätsplanung sollten sämtliche Verkehrsarten berücksichtigt sowie Verkehr und Stadtentwicklung zusammen gedacht werden.
- Da Parken ein Schlüsselfaktor der städtischen Mobilität ist, sollten die Kommunen ein effizientes Parkraummanagement betreiben, um die Erreichbarkeit mit dem Auto für Bewohner, Pendler und Besucher sicherzustellen.
- Die Bündelungsfunktion von Hauptverkehrsstraßen mit einer Regelgeschwindigkeit von Tempo 50 sollte beibehalten werden, um ein Ausweichen des Verkehrs in Wohngebiete zu vermeiden.
- Angesichts der Zunahme des Radverkehrs sollten Städte für ein durchgängiges Radverkehrsnetz sorgen. Fahrradstraßen und geschützte Radfahrstreifen sollten dabei eine größere Rolle spielen.
- Als Mobilitätsalternative zum Auto sollten Städte sich um schnelle, direkte und zuverlässige Verbindungen von Bussen und Bahnen bemühen. Zudem gilt es, stärker die Chancen der Digitalisierung zu nutzen, z.B. in Form von Apps zur Vernetzung der ÖPNV- und Sharing-Angebote oder Echtzeit-Information bei Störungen.
- Um Behinderungen durch abgestellte E-Scooter auf Gehwegen zu reduzieren, sollten die Städte klare Spielregeln aufstellen. Etwa indem sie die Zahl der E-Scooter begrenzen und in den Innenstädten das Abstellen nur an ausgewiesenen Stationen erlauben.
Omnibusse , Bus- und Touristik-Newsletter , Omnibus-Technik, bdo – Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer , Omnibus-Tests , RDA – Internationaler Bustouristik Verband , Paketreiseveranstalter , Weiterbildung , Bus2Bus , Verkehrspolitik , Fernbuslinienverkehr , Stadtbusse (wie Gelenk-, Niederflur- & Solobusse), Berufskraftfahrer-Qualifikations-Gesetz BKrFQG) , Kleinbusse (wie Mini- & Midibusse) , Personal, Gehälter, Arbeitsschutz , Wirtschaftsnachrichten , ÖPNV , Omnibus-Fuhrpark & Betriebshof , Busworld Europe , Omnibusbeschaffung (Leasing, Miete, Kauf) , Elektromobilität, Reisebusse (wie Doppeldecker- & Luxusbusse) , Omnibusreifen , Hybrid, Diesel, Erdgas , Busmagazin