Grammer setzt auf alternative Werkstoffe und Leichtbau

Auf dem Weg zum klimaneutralen Unternehmen verfolgt Grammer verschiedene Ansätze bei der Entwicklung von Produkten mit verbesserter Klimabilanz.

Der Ubility Air wird in Zweischalentechnik produziert und kommt dank seiner dualen Oberflächenstruktur und seines ergonomisch optimierten Designs ohne eine aufwendige Textilpolsterung aus. Der nur 4 kg schwere Sitz besteht aus zu 100 % recycelbaren Monomaterial und ist vorbereitet für eine geschlossene Kreislaufwirtschaft. (Foto: Grammer)
Der Ubility Air wird in Zweischalentechnik produziert und kommt dank seiner dualen Oberflächenstruktur und seines ergonomisch optimierten Designs ohne eine aufwendige Textilpolsterung aus. Der nur 4 kg schwere Sitz besteht aus zu 100 % recycelbaren Monomaterial und ist vorbereitet für eine geschlossene Kreislaufwirtschaft. (Foto: Grammer)
Martina Weyh

Bis 2030 will Grammer seine CO2-Emissionen weltweit um 50 % reduzieren. Neben Maßnahmen wie den Wechsel der Stromversorgung auf erneuerbare Energiequellen stehen auch die Produkte des Unternehmens im Fokus.

„Wir erstellen für jedes unserer Produkte einen CO2-Fußabdruck. Mit 60 bis 70 % hat die Ökobilanz der verwendeten Rohmaterialien daran den größten Anteil“, berichtet Michael Borbe, Senior Group Vice President R&D bei Grammer. „Daher gehören die Auswahl geeigneter Werkstoffe, der Einsatz von Recyclaten und innovativer Leichtbau zu unseren wirksamsten Stellhebeln.“

Im Zeichen von Klimaneutralität

Materialien wie Hanf, Holz und Flachs als Basis für sogenannte Biopolymere (Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen), Pilzstrukturen oder Spinnennetze als biologische Vorbilder für neue Konstruktionslösungen hat das Unternehmen im Rahmen des Forschungsprojekts BOOST dabei fest im Blick. BOOST steht für „Biologisch inspiriertes Sitzsystem“ und basiert auf der Kombination verschiedener biologischer Vorbilder. Neben Grammer sind daran u.a. die Technische Hochschule Mittelhessen (THM) und die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung beteiligt.

Seit Mitte 2021 arbeitet das Grammer-Vorentwicklungsteam Materials & Sustainability zudem eng mit den Experten des Instituts für Kunststoff- und Kreislauftechnik (IKK) der Leibniz Universität Hannover zusammen, die das Unternehmen beim Materialscouting ebenso wie bei der Prüfung neuer Fertigungstechnologien und -prozesse unterstützen.

Darüber hinaus nutzt Grammer die langjährige Erfahrung des IKK beim Anlegen von genormten Lebenszyklusanalysen für die Ökobilanzierung.

„Zusätzlich erschließen wir uns über Kooperationen mit namhaften Materialherstellern neue, umweltfreundliche Werkstoffe und untersuchen deren Eignung für unsere Produkte“, erläutert Borbe.

Das alles spiegelt sich auch im Grammer-Portfolio wider:

Die im Oktober 2021 vorgestellte Produktfamilie Ubility One für Busse, Bahnen und autonome Shuttles im städtischen Personentransport erfüllt mit konsequentem Leichtbau und nachhaltigem Design bereits heute hohe Anforderungen an Klimaneutralität.

Beim Ubility Air verzichtet Grammer nach eigenen Angaben auf Materialmischungen und setzt stattdessen auf ein Monomaterial aus recycelten Grundstoffen, was den Sitz bis zu 100 % wiederverwertbar macht.

Der Ultraleichtsitz Ubility Light erzielt nach Angaben des Unternehmens mit durchdachtem Produktdesign und Materialeinsatz einen Gewichtsvorteil von 60 % gegenüber gängigen Sitzschalen.

Darüber hinaus ist der komplette Produkt-Lebenszyklus des Ubility Light als erster Bestuhlungsserie für Bus und Bahn „circular ready“, also auf Wiederverwertbarkeit und Materialtrennung ausgelegt.

Allein im europäischen stadtnahen Zugverkehr könnte eine Ausstattung mit dem Ubility Light pro Jahr 130.000 Tonnen CO2 vermeiden helfen, rechnet der Spezialist für Passagiersitze vor.