AutoScout24-Analyse in deutschen Städten: Verkehrswende steckt im Stau
Der Online-Automarkt AutoScout24 hat die Ergebnisse einer umfangreichen Analyse von 30 deutschen Städten hinsichtlich ihres Mobilitätsangebotes veröffentlicht. Das daraus entstandene Ranking soll einen Überblick darüber bieten, welche Städte aktuell über die modernsten Lösungen verfügen. Ein Bestandteil des Bundes-Klimaschutzgesetzes (KSG) sieht die Senkung der Treibhausgasemissionen um 65 Prozent bis 2030 vor. Die Notwendigkeit einer Mobilitätswende werde vor diesem Hintergrund immer dringlicher, appellieren die Autoren auf Basis ihrer Erkenntnisse. Innovative Lösungen seien nicht nur essentiell für das wirtschaftliche Wachstum, sondern trügen auch zur Steigerung der Lebensqualität in städtischen Gebieten bei, konstatieren die Anaylsten weiter. Dabei gehe es nicht darum, das Auto als Fortbewegungsmittel zu verdrängen. Der Diplomingenieur Dr. Tim Lehmann, Gründer des ium-Instituts für urbane Mobilität, hat mehrere Initiativen rund um die Verkehrswende initiiert und mit aufgebaut. Er bewertet den aktuellen Entwicklungsstand in der nachhaltigen Mobilität skeptisch.
"Die Verkehrswende steckt vielerorts in einem Stau fest, da die Verkehrspolitik immer noch auf den Ausbau von Straßen und Autos ausgerichtet ist. Die Förderung von Bahn, Bus und Radwegen erfolgt zumeist nur, wenn sie den Autoverkehr nicht behindern. Selbst kleine Verbesserungen für Fußgänger sind schwer zu erreichen und erfordern oft jahrelange Bemühungen - hieran sieht man gut, welche Städte sich ins Zeug legen", erklärt Lehmann.
Positive Beispiele gebe es dort, wo die Verkehrswende von höchster Stelle gewollt ist und es gelingt, viele Bürger mitzunehmen. Einer seiner aktuellen Favoriten ist zum Beispiel Hannover.
"Hier wurden ehemalige Parkplätze im Stadtzentrum in wunderschöne Restaurantterrassen umgewandelt, auf denen man die Idee der lebenswerten Stadt hautnah genießen kann", schwärmt Lehmann.
Hannover sei aber nicht die einzige Stadt, die sich nachweislich um den Wandel bemüht. Um aufzuzeigen, welche Städte in Deutschland Vorreiter der Verkehrswende sind, hat AutoScout24 eine ausführliche Analyse von 30 Städten durchgeführt und ihre Mobilitätsangebote bewertet. Dabei wurden verschiedene Kriterien herangezogen, darunter die Nutzung von E-Mobilität, die Anzahl von E-Ladesäulen, die Fahrradfreundlichkeit, das Nahverkehrsnetz sowie Car- und Bikesharing- Angebote. Unfallstatistiken und die Feinstaubbelastung flossen ebenso in die Bewertung ein, um ein umfassendes Ranking der Städte zu erstellen. Für die einzelnen Kriterien wurden Punkte vergeben, und das Ranking wurde auf Grundlage der Gesamtsumme erstellt. Insgesamt konnten 100 Punkte erreicht werden. Je besser eine Stadt über alle Kriterien hinweg abschnitt, desto höher fiel ihr Rang aus.
Wiesbaden: Vorreiter in der Elektromobilität
Elektroautos spielen eine entscheidende Rolle für die Mobilität der Zukunft, da sie umweltfreundlicher, energieeffizienter und leiser sind. Wiesbaden zeichnet sich mit 16.705 zugelassenen Elektroautos als Vorreiter im Bereich Elektromobilität aus. Das entspricht einem Anteil von fast acht Prozent der Gesamtzahl der zugelassenen PKW. Wiesbaden hat sich zudem ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2030 sollen 35 Prozent aller dort zugelassenen PKW elektrisch betrieben werden.
Stuttgart: Umfangreiches Nahverkehrsnetz – und hohe Parkgebühren
Stuttgart zeichnet sich durch ein Nahverkehrsnetz von 823 km innerhalb der Stadtgrenzen aus. Ein breit ausgebauter öffentlicher Nahverkehr ist entscheidend, um attraktive Alternativen zum Individualverkehr zu schaffen. Die Stadt hat eines der umfangreichsten Nahverkehrsnetze in Deutschland. Stuttgart erhebt darüber hinaus die höchsten durchschnittlichen Parkgebühren in Deutschland, mit bis zu 4,60 Euro pro Stunde. Dies mag für Autofahrer ärgerlich sein, jedoch gelten höhere Parkgebühren als Anreiz zur Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs und zur Förderung eines Umdenkens in Bezug auf die Mobilität.
Hervorragende Luftqualität in Wiesbaden und Freiburg
Die Luftqualität ist ein wichtiger Aspekt für die Lebensqualität in Städten. Wiesbaden und Freiburg führen das Ranking mit einer geringen Feinstaubbelastung an, die durch Dieselfahrzeuge, Reifen- und Bremsabrieb sowie Staubpartikel von den Straßen beeinflusst wird. Beide Städte haben einen Jahresmittelwert von nur 15 µg/m³, was auf eine hohe Luftqualität in diesen Regionen hinweist. Das Umweltbundesamt gibt derzeit einen Richtwert von 40 µg/m³ als Jahresmittelgrenzwert an.
Freiburg ist Vorreiter für Fahrradfreundlichkeit
Der ADFC beurteilt jährlich die Fahrradfreundlichkeit in deutschen Städten anhand der Meinungen der Radfahrerinnen und Radfahrer [3]. Dabei werden Noten für verschiedene Kategorien vergeben, wie Verkehrssicherheit, Bikesharing-Angebote und die Qualität der Radwege. Freiburg erhält in dieser Bewertung die Note 3,1 und übertrifft damit den deutschen Durchschnitt von 3,9. Dies ist ein Hinweis darauf, dass Freiburg bereits überdurchschnittlich gute Bedingungen für Fahrradfahrende bietet und somit einen positiven Beitrag zur Verkehrswende in deutschen Städten leistet.
Jena beeindruckt mit niedriger Unfallrate
Jena verzeichnet die niedrigste Anzahl an Unfällen, bei denen Personen zu Schaden kamen. Im Jahr 2022 wurden in der thüringischen Universitätsstadt weniger als 300 solcher Unfälle registriert. Nachhaltigkeit ist ein zentrales Element in zukunftsorientierten Mobilitätskonzepten. Die Sicherheit und Gesundheit der Bürger sind jedoch ebenso wichtig bei der Bewertung von Infrastrukturprojekten. Daher ist eine niedrige Unfallrate ebenfalls ein bedeutender Indikator für die Sicherheit und Effizienz des lokalen Verkehrssystems. Deutsche Städte arbeiten intensiv an zukunftsorientierten Mobilitätskonzepten, um die Auswirkungen des Verkehrs auf Umwelt und Mensch zu verbessern.
Trotz des Potenzials für den Ausbau von Elektrofahrzeugen und anderen Initiativen zeigen viele Gemeinden bereits ein klares Engagement für nachhaltige Mobilität. Dieser Ansatz, der auf die Förderung von Elektromobilität, den Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes und die Verbesserung der Bedingungen für Fahrradfahrer abzielt, sei ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu klimafreundlicher und nachhaltiger Mobilität in Deutschland, meinen die Autoren.
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