Hannover plant (fast) autofreie Innenstadt bis 2030

Große Pläne an der Leine: Die niedersächsische Landeshauptstadt will den großen Wurf - und die Innenstadt bis 2030 fast autofrei und deutlich grüner machen. Das geht nicht ohne den Abbau von Parkplätzen.

Belit Onay - hier bei der 3. Nationalen Radlogistik-Konferenz 2022 in Hannover - setzt seine Wahlversprechen konsequent um - und will jetzt mit dem Plan der (fast) autofreien Innenstadt den nächsten Schritt gehen. | Foto: J. Reichel
Belit Onay - hier bei der 3. Nationalen Radlogistik-Konferenz 2022 in Hannover - setzt seine Wahlversprechen konsequent um - und will jetzt mit dem Plan der (fast) autofreien Innenstadt den nächsten Schritt gehen. | Foto: J. Reichel
Claus Bünnagel
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Der Oberbürgermeister von Hannover Belit Onay (Grüne) hat erste konkrete Pläne für eine autofreie Innenstadt vorgestellt. Dabei will die Verwaltung in den nächsten Jahren sukzessive die meisten ebenerdigen Parkplätze auflösen. Autofahrer sollen direkt in die vorhandenen Parkhäuser geleitet werden, wo 10.000 Stellplätze zur Verfügung stehen.

"Bisher sind alle Parkhäuser in der Innenstadt durchschnittlich nur zu 50 Prozent ausgelastet. Wer mit dem Auto nach Hannover kommt, wird also auch in Zukunft zentral in der City parken können", begründete Onay laut NDR.

Nach den Plänen, über die der NDR berichtet, sollen die meisten Straßen in der Innenstadt für den Autoverkehr gesperrt werden. Auch die beiden Straßentunnel am Hauptbahnhof sollen dauerhaft für den motorisierten Verkehr gesperrt werden. Die Stadtspitze unterstreicht, dass durch das Mobilitätskonzept die Innenstadt für alle Menschen erreichbar bleiben soll. Straßen will man zudem barrierefrei umbauen, Behindertenparkplätze aufgestocken. Restaurants und Geschäfte sollen außerdem weiter von Lieferfahrzeugen anfahrbar bleiben, Busse und Stadtbahnen auch künftig direkt in die Innenstadt fahren, ebenso Taxis. Der Hauptbahnhof soll allerdings weiterhin per Auto erreichbar bleiben, ebenso die Quartiere für Anwohnende. Mit dem Mobilitätskonzept will man vor allem die Situation von Fußgängern verbessern.

  "Wir sehen den Fußverkehr als Basismobilität, denn jeder geht zu Fuß. Auch die Wege zum ÖPNV, zum Parkhaus oder zum Fahrrad sind Fußwege. Deshalb ist es wichtig, diese Wege bequemer und sicherer zu machen", erklärte Bürgermeister Onay.

Daher sollen auch in den weiter für Autos befahrbaren Bereichen ein Tempolimit von 20 oder maximal 30 km/h gelten. Mit den Plänen soll die Innenstadt attraktiver werden.

"Wir stärken das Zentrum als resilienten Einzelhandels- und Wirtschaftsstandort", betont Onay.

 

Durch die für Autos gesperrten Straßen sollen viele neue Flächen entstehen, die auch kulturellen und sportlichen Initiativen zur Verfügung stehen sollen. Das Mobilitätskonzept für die Innenstadt sieht Onay als "großen Schritt nach vorn". Nach seinem Dafürhalten würden nicht nur die Gewerbetreibenden profitieren, sondern auch die Bewohnerinnen und Bewohner sowie alle Gäste, die zum Einkaufen, für kulturelle Veranstaltungen oder zum Feiern in die City kommen.

Beratung im Stadtrat - Lob von IHK, Kritik vom Handelsverband

Das Mobilitätskonzept geht nun in die Gremienberatung. Erste Umbaumaßnahmen sind bereits für Mitte 2024 geplant. Bis 2030 will die Stadtverwaltung das Konzept umsetzen. Der Handelsverband Hannover kritisierte das Mobilitätskonzept und sorgt sich um die Erreichbarkeit der Innenstadt.

"Es gibt so viele zugelassene Autos wie noch nie in Deutschland. Die Menschen haben also das Bedürfnis, mit dem Auto zu fahren. Hier stellt sich die Frage, ob eine Verbotspolitik richtig ist", erklärte Hauptgeschäftsführerin Karin Schindler-Abbes gegenüber dem NDR.

Die meisten Kundinnen und Kunden kämen aus dem Umland nach Hannover. "Dort gibt es den ÖPNV in dieser Form nicht. Und mit dem Fahrrad können die Menschen aus dem Umland auch nicht nach Hannover hineinfahren", behauptet Schindler-Abbes. Die Industrie- und Handelskammer Hannover (IHK) dagegen begrüßt die Pläne:

"Die IHK findet den Ansatz des Mobilitätskonzeptes grundsätzlich positiv. Von einer attraktiven Innenstadt, die zum Verweilen und Wohnen einlädt, können auch die Gewerbetreibenden und der Einzelhandel vor Ort profitieren", erklärte Hauptgeschäftsführerin Maike Bielefeld, die aber die Erreichbarkeit der Parkhäuser anmahnte.