Mobiko Mobilitätsreport 2022: Nachhaltige Jobmobilität im Trend - Wende geht zu langsam
"Die aus dem diesjährigen Mobilitätsreport gewonnenen Erkenntnisse zeigen, dass die Mobilitätswende im Gange ist. Allerdings zu langsam" – das ist die abschließende Analyse, die das Münchner Start-up-Unternehmen Mobiko nach Auswertung von 278.000 eingereichten Belegen über die Mobilität ihrer Kunden in seinem 2022er-Report gezogen hat. Täglicher Begleiter sei in diesem Jahr die Inflation gewesen. Diese gehöre zwar zu einer funktionierenden Wirtschaft dazu, übersteige aber längst die von der EZB angestrebte Zwei-Prozent-Market. (European Central Bank, 29. November 2022). Dieser Wert wurde im Juli 2021 überschritten und steigt seitdem kontinuierlich an.
Spritpreise steigen deutlich
Für Privatpersonen bzw. Mitarbeitende äußert sich das in Bezug auf Mobilität vor allem bei den gestiegenen Kosten von Benzin und Diesel. Ein Liter Superbenzin hat im Juni 2021 noch ca. 1,56 € gekostet. Im Oktober 2022 liegt er bereits bei 1,98 € (Statista, 15.11.2022). Auch andere Konsumgüter wie Nahrungsmittel und Heizöl sowie Sport- und Freizeitangebote sind teurer geworden. Mitarbeitende müssen daher zunehmend tiefer in den Geldbeutel greifen und haben vom meist gleichbleibenden Gehalt am Ende des Monats immer weniger übrig. Bedingt durch den Ukraine-Krieg, die voranschreitende Klimakrise und Deutschlands starke Abhängigkeit von anderen Ländern in Bezug auf etwa Öl und Gas ist aktuell noch kein Ende der hohen Inflationsrate in Sicht. Um Mitarbeitende nicht an Mitbewerber zu verlieren, müssten Unternehmen auf die finanziellen Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden reagieren, mahnt der Unternehmen. Doch auch Arbeitgeber hätten mit der Inflation zu kämpfen, weshalb eine pauschale Gehaltserhöhung für alle Mitarbeitenden oft keine Lösung ist. Alternative Benefits, wie ein Mobilitätsbudget, könnten Abhilfe leisten, indem sie das Nettogehalt der Mitarbeitenden erhöhen, ohne Mehrkosten für Arbeitgeber zu verursachen, so das Plädoyer.
Mobilitätsbudget erhöht Nettogehalt ohne Mehrkosten für Arbeitgeber
Zugunsten aller Reisenden, gerade in Zeiten der Inflation, wurde von Juni bis Ende September 2022 das 9-Euro-Ticket ins Leben gerufen. Für einen Preis von nur 9 Euro konnten Reisende ein Monatsticket erwerben, das für den öffentlichen Personennahverkehr in ganz Deutschland, unabhängig vom Verkehrsverbund, gültig war. Ziel der Aktion war es, die Menschen dazu zu motivieren, mehr mit dem ÖPNV zu fahren und somit eine nachhaltigere Fortbewegung voranzutreiben. Darüber hinaus wurden öffentliche Verkehrsmittel in der COVID-19 Pandemie nur noch wenig genutzt. Das 9-Euro-Ticket sollte dafür wieder einen neuen Anreiz bieten. Das Vorhaben, die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel voranzutreiben, ist nach der Studie des DLR (DLR.de, 15.09.2022) nur bedingt geglückt: Viele, die das 9-Euro-Ticket genutzt haben, seien auch schon vor der Einführung regelmäßig mit dem ÖPNV gefahren.
Gewaltiges Experiment: Fast die Hälfte der Erwachsenen hatte das 9-Euro-Ticket
Positiv zeige sich dennoch, dass Ende Juni bzw. Anfang Juli fast die Hälfte aller Erwachsenen in Deutschland entweder das 9-Euro-Ticket oder eine klassische Monatskarte besaßen. Die Nutzung des ÖPNV sei dadurch während der Gültigkeit des Tickets um 17%gestiegen. Neben dem Fahrrad, das im Sommer besonders gerne genutzt wird, hat auch das 9-Euro-Ticket zu einer multimodalen Mobilitätsnutzung beigetragen. Am häufigsten sei das Angebot für Ausflüge oder Freizeitaktivitäten verwendet worden, aber auch 31 % der Arbeitswege seien mit dem9-Euro-Ticket zurückgelegt worden. Zukünftig soll das 9-Euro-Ticket zum 49-Euro-Ticket bzw. Deutschlandticket werden, das die Multimodalität der Menschen weiterhin fördern könnte. Ein einheitliches und bezahlbares Ticket könnte endlich den „Tarif-Dschungel“ des ÖPNV in Deutschland auflösen. Das würde die Nutzung nachhaltiger Mobilität, wie dem ÖPNV, wesentlich attraktiver machen.
Gleichzeitiger Ausbau des ÖPNV nötig
Wie sich während der Gültigkeit des 9-Euro-Tickets an überfüllten Bahnhöfen und Verkehrsmitteln zeigte, erfordert diese Maßnahme jedoch gleichzeitig einen Ausbau der Infrastruktur des ÖPNV. Denn auch Unpünktlichkeit, Ausfälle, zu geringe Taktung und hoher Andrang können abschrecken und zu einem Rückgang der Nutzung führen. Der Preis des 49-Euro-Tickets erfordert allerdings wesentlich mehr Fahrten als beim 9-Euro-Ticket, damit es sich für Reisende lohnt. Außerdem zeigte die Studie des DLR, dass immer weniger Menschen in Deutschland an zeitlich beschränkten Tickets (wie einem Monatsticket) interessiert sind. Sie wollen keinen Pauschalpreis für einen bestimmten Zeitraum zahlen, sondern nur für ihre tatsächlich angetretenen Fahrten. Es ist daher absehbar, dass das Deutschlandticket nicht von allen dauerhaft abonniert wird und Mobilität lieber flexibel und multimodal gelebt wird. Aus Mobiko-Sicht ist das 49-Euro-Ticket ein richtiger Schritt, der jedoch nicht alle erreicht und in den Mobilitätsmix integriert werden muss.
"Langfristig benötigen wir ein lukratives, multimodales und nachhaltiges Angebot für ganz Deutschland", forderte das Start-up.
New Work – Arbeitgeber müssen sich anpassen
Es ist wichtiger denn je geworden, die Bedürfnisse der potenziellen Mitarbeitenden zu erfüllen, um in dem durch Fachkräftemangel bedingten War-for-Talent zu bestehen. Gerade im letzten Jahr ist in diesem Zusammenhang der Begriff „New Work“ immer häufiger gefallen. Bereits 1970 definierte der österreichisch-amerikanische Sozialphilosoph Prof. Dr. Frithjof Bergmann New Work und beschrieb es mit den Worten: Handlungsfreiheit, Selbstständigkeit, Freiheit und Teilhabe an der Gemeinschaft (Wikipedia, 14.07.2022). Das sind Werte, die sich vor allem junge Talente immer mehr von ihrem Arbeitgeber wünschen. Mittlerweile geht es Arbeitnehmer:innen nicht mehr um „Work-Life-Balance“, sondern um „Work-Life-Blending“. Arbeit und Freizeit gehen fließend ineinander über.
Home-Office beeinflusst auch die Mobilität
So wird durch die fortschreitende Digitalisierung und steigenden Flexibilitätsbedürfnisse eine Symbiose zwischen Arbeits- und Privatleben geschaffen. Denn Gesundheit und Achtsamkeit sind Arbeitnehmer:innen ebenso wichtig wie Produktivität und Erfolg. Angebote wie Home-Office-Regelungen, Duz-Kulturen, Workation und flexible Arbeitszeiten werden daher immer wichtiger, um sich auf dem Bewerbermarkt behaupten zu können. Vor allem Home-Office-Modelle sind, bedingt durch die COVID-19 Pandemie, immer üblicher geworden, wie auch die Umfrage der Herbsttagung vom VDV 2022 bestätigt: „Es arbeiten fast dreimal so viele Personen im Home-Office wie vor der Pandemie.“ Ein Obstkorb und kostenlose Getränke sind daher nicht mehr so attraktiv wie früher und es erfordert mehr Kreativität bei der Wahl der Benefits für Mitarbeitende.
Förderung nachhaltiger Unternehmensmobilität wird immer wichtiger
Ein Benefit, der Lösungen für die Inflation und New Work bietet sowie die Integration jeglicher Mobilität ermöglicht, ist das Mobilitätsbudget, das der Münchner Anbieter unter das Motto "Grüner fahren. Kosten sparen" gestellt hat. Für den Mobilitätsreport wurden über 120.852 Belege von Mobiko Nutzern mit Mobilitätsausgaben in Höhe von über 4 Mio. Euro im Zeitraum vom 01.01.2022 bis zum 31.10.2022 sowie die Mobilitätsdaten seit dem Launch von Mobiko 2019 ausgewertet. Sämtliche Daten wurden DSGVO-konform erfasst und anonymisiert evaluiert. Als wichtiges Schwerpunktthema wird die Förderung nachhaltiger Mobilität unternehmensintern zunehmend relevanter. Dies ergibt sich auch aus dem Ergebnis einer vom Anbieter durchgeführten fortlaufenden Umfrage (n=323 Unternehmensvertreter):
- Mit einer Bewertung von 7,9 (von max. 10) erachten Unternehmen umweltfreundliches Reisen als „wichtig“ in ihrem Unternehmen in den kommenden zwei Jahren. Außerdem sind Arbeitgeber immer gewillter, nachhaltiges Verhalten zu incentivieren. 62,8 % gaben an, ihre Mitarbeitenden für die vermehrte Nutzung nachhaltiger Mobilität monetär (Bonus oder Benefit) belohnen zu wollen. Hier zeigt sich der steigende politische, aber auch gesellschaftliche Druck auf Unternehmen, alle Bereiche nachhaltiger auszurichten.
Aktuell werden noch 26 Prozent aller CO2-Emissionen in der EU durch den Verkehr verursacht (Gründerszene, 2022). Um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, muss wesentlich mehr getan werden. Immer mehr Menschen ziehen aktuell wegen hoher Mieten von der Stadt aufs Land, wo der ÖPNV jedoch häufig nicht gut ausgebaut ist. Viele Menschen nutzen in Folge wieder vermehrt den PKW, um von A nach B zu kommen. Im Vergleich zu 2021 ist die Nutzung nachhaltiger Mobilität somit um 4 Prozentpunkte gesunken. Positiv ist trotzdem, dass Unternehmen daran arbeiten, ihre Mobilitätsstrategie nachhaltiger auszurichten. Denn die Nutzung des Mobilitätsbudgets steigt, wie die gestiegene Nachfrage der Unternehmen zeigt. Es gilt daher in 2023 einen positiven Wandel durch einen Ausbau der Infrastruktur, ein besseres Kosten-Nutzen-Verhältnis beim ÖPNV und Förderung nachhaltiger Mobilität in Unternehmen voranzutreiben.
"Gleichzeitig müssen wir von der Politik konsequente Maßnahmen zur positiven Beeinflussung der Mobilitätswende einfordern, um diese gemeinsam zu erreichen und langfristig lebenswerte Städte zu schaffen", appellieren die Autoren des Reports.
Über den Anbieter:
Mobiko ist ein 2018 gegründetes Green Mobility-Startup aus München und Marktführer im Bereich Mobilitätsbudget. Das gleichnamige Tool ermöglicht es Unternehmen jeder Größe, ihre nachhaltige Mobilitätsstrategie umzusetzen und einen relevanten Benefit anbieten zu können. Für Arbeitgeber lässt sich so die Mitarbeitermobilität verwalten, steuerkonform abrechnen sowie nachhaltiges Mobilitätsverhalten belohnen.
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