Karos übernimmt goFlux: CO2 sparen beim Mitfahren

Die Mitfahr-App wird Teil der Karos-Gruppe und so Marktführer für regionale Fahrgemeinschaften in Europa. Das Kölner Start-up expandiert so in drei EU-Länder. Eine bessere Auslastung für 180 Mio. leere Pkw-Sitze könnte das Ergebnis sein.

Carpooling für mehr Effizienz: Die neuen Partner wollen den MIV zum ÖPNV umgestalten und die Fahrzeugauslastung erhöhen. (Foto: goFlux)
Carpooling für mehr Effizienz: Die neuen Partner wollen den MIV zum ÖPNV umgestalten und die Fahrzeugauslastung erhöhen. (Foto: goFlux)
Claus Bünnagel
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Die Mitfahr-App goFlux des gleichnamigen Kölner Start-ups wird Teil der Karos-Gruppe und damit nach eigenen Angaben zum Marktführer für regionale Fahrgemeinschaften in Europa. Mit seiner Technologie sei man bereits führender Anbieter in Deutschland, durch den Zusammenschluss mit dem französischen Partner-Unternehmen Karos könne das Jungunternehmen nun in drei EU-Länder expandieren. Karos sei im französischen Mitfahrmarkt etabliert, man teile das gleiche Ziel: Mitfahren zu einer relevanten Mobilitätsmethode im Pendelverkehr zu machen. Die Franzosen weisen bisher 6 Mio. durchgeführte Fahrgemeinschaften nach und führen mehr als eine halbe Million registrierte App-Nutzende und 200 Kunden im B2B-Sektor. Man sieht den Druck auch durch steigende Benzinpreise und die Notwendigkeit höherer Nachhaltigkeit im Verkehr gegeben. Dadurch werde der deutsche Mitfahrmarkt noch attraktiver und Unternehmen und öffentliche Träger setzten immer öfter auf die Einbindung der Fahrgemeinschafts-App.

Ineffizienz mit System: 180 Mio. leere Autositze

Dank seiner technologischen Plattform für dynamische Fahrgemeinschaften könne man die bundesweit 180 Mio. leeren Pkw-Sitze besser auslasten und Pendelnde dabei unterstützen, auf dem Weg zur Arbeit schneller zu werden, verspricht der Anbieter weiter. Indem Menschen über die App Fahrgemeinschaften bilden, werden Pendelströme gebündelt, der Verkehr sinnvoller organisiert sowie Stau und schädliche CO2-Emissionen reduziert, argumentier der Anbieter für seine Lösung. Der B2B-Sektor sei dabei naheliegend, die deutsche Industriestruktur weise 7.500 Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitenden auf, die für ihre Fahrten zur Arbeit überwiegend das Auto nutzten.

Für uns ist die Partnerschaft der nächste Meilenstein. Wir freuen uns sehr, mit Karos zusammenzuarbeiten und von einer bewährten KI-gestützten Technologie zu profitieren. Gemeinsam werden wir den Mobilitätsmarkt in Deutschland, Frankreich und anderen europäischen Ländern verändern. (Wolfram Uerlich, Gründer und Geschäftsführer von goFlux Mobility)

Dank der Übernahme gewinne man 24 Monate, da man sich nun auf ein zehnköpfiges Team stützen könne, das den Markt genau kenne und bereits ein Dutzend Verträge mit Unternehmen sowie den Stadtwerken Bonn als regionalem Partner habe, ergänzt Olivier Binet, Geschäftsführer und Mitbegründer von Karos. Bereits seit Ende August bilden Arbeitnehmende in Deutschland Fahrgemeinschaften mit der Karos-Technologie.

Die Leididee: Aus MIV wird ÖPNV

Neben dem Angebot für Unternehmen und den öffentlichen Sektor integriert goFlux Mobility die Mitfahr-App als erstes deutsches Unternehmen auch in den öffentlichen Nahverkehr. Ende August startete eine Kooperation mit den Stadtwerken Bonn, die das Rückgrat der Mobilität in der Region Bonn bilden. Das lokale ÖPNV-Angebot um private Fahrgemeinschaften zu ergänzen, sorge für Synergieeffekte: Zusätzlich zu Bus und Bahn hat die Bevölkerung damit eine weitere Mobilitätsmöglichkeit, um klimafreundlicher und kostensparender von A nach B zu kommen. Darüber hinaus würden Randgebiete besser angebunden, zum Beispiel, wenn intermodale Fahrten stattfinden – ein Teil per Fahrgemeinschaft, ein anderer Teil mit Bus oder Bahn.

Carpooling als schnell umsetzbare Option

Ziel ist, den motorisierten Individualverkehr (MIV), der noch immer den größten Anteil im Straßenverkehr ausmacht, drastisch zu reduzieren und lokale Mobilitätsangebote besser zu vernetzen, so der Anbieter. ÖPNV-Abo-Ticket-Nutzende könnten außerdem in der Region Bonn erstmals kostenlos in Fahrgemeinschaften unterwegs sein. Dieses Angebot will man nun deutschlandweit implementieren und gleichzeitig ein politisches Signal setzen.

Private Fahrgemeinschaften sollten staatlich subventioniert werden, so, wie es auch in Frankreich der Fall ist. (goFlux Mobility)

Durch die Kooperation mit dem Bonner Verkehrsanbieter habe man zeitgleich neue Unternehmenskunden gewinnen können, wie z.B. das Universitätsklinikum Bonn, den Deutschen Akademischen Austauschdienst, Aktion Mensch, die Deutsche Welle und das Softwareentwicklungsunternehmen Cronn.

Indem die Mitarbeitenden der Unternehmen die Mitfahr-App nutzen, verdichtet sich das Fahrtennetz deutlich schneller. Gleichzeitig können dadurch firmeninterne Klimaziele unterstützt und die CO2-Bilanzen reduziert werden. (goFlux Mobility)

Die zweite Stufe einer europäischen Expansion

Die Kölner Plattform-App ist bereits seit April 2022 in den Niederlanden vertreten. Durch die Zusammenarbeit mit Karos erschließt das Unternehmen nun auch Frankreich und Dänemark. Dabei setzen die Mobility-Partner auf das gleiche Konzept: Die App-Technologie (Kartografie, Sprache, automatischer Matching-Algorithmus zwischen Fahrenden und Mitfahrenden) werden an die lokalen Besonderheiten anpasst und durch ein Team vor Ort vertrieben. Mithilfe der Plattform wollen die Partner bis Ende 2024 vier neue Länder einführen, um eine Lösung für die ineffizienten „Leerfahrten" – der Besetzungsgrad von Pkw im Berufsverkehr liegt bei 1,2 – zu liefern. Außerdem strebt man bis dahin eine CO2-Vermeidung von über 25.000 t an.