Schweizer Studie: Was Verkehr kostet - und wie Rad und Fuß sparen

Selten beleuchtet, jetzt bewiesen, die externen Kosten des Verkehrs am Beispiel Schweiz. Die liegen mit sechs Milliarden Franken sogar höher als die Ausgaben für den Straßenbau und Infrastruktur. In Summe kommen nur Fuß- und Radverkehr ins Plus: Sie nützen sogar der Gesellschaft.

Externe Kosten: Der motorisierte Verkehr verursacht massive volkswirtschaftliche Schäden, Rad und Fuß dagegen Nutzen. | Foto: Stadt Freiburg
Externe Kosten: Der motorisierte Verkehr verursacht massive volkswirtschaftliche Schäden, Rad und Fuß dagegen Nutzen. | Foto: Stadt Freiburg
Redaktion (allg.)
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Die Mobilität der Schweizer Bevölkerung richtet jährlich Schäden in Milliardenhöhe an. Sie fallen vor allem bei der Umwelt und beim Klima, aber auch bei der Gesundheit an. Laut den neusten Berechnungen des Bundesamtes für Raumentwicklung ARE für 2019 hat der Verkehr zum Beispiel Ernteausfälle von 233 000 Tonnen Lebensmittel verursacht. Pro Kopf verursacht der Verkehr in der Schweiz durchschnittlich 1600 Franken sogenannte externe Kosten. Gemeint sind damit jene Folgen der Mobilität, welche die Allgemeinheit oder künftigen Generationen tragen müssen. Sie belaufen sich für 2019 auf insgesamt 14 Milliarden Franken Für den grössten Teil dieser Schäden (9,8 Milliarden Franken) ist der motorisierte Privatverkehr auf der Strasse verantwortlich. Dahinter folgen als weitere Verursacher unter anderem der Flugverkehr, der Schienenverkehr und der Fuss- und Veloverkehr.

Die Schäden treten in ganz unterschiedlichen Bereichen auf, zum Beispiel:

  • Schäden durch den Anteil des Verkehrs am Klimawandel von knapp 2,9 Milliarden Franken.
  • Verlorene oder zerstückelte Lebensräume für Tiere und Pflanzen durch Strassen, Schienen und Flughäfen. Sie führen zu Schäden von jährlich 1,2 Milliarden Franken.
  • Ein jährlicher Ernteausfall von 94 000 Tonnen Getreide und 139 000 Tonnen Gemüse und Früchten. Die Kosten dafür belaufen sich auf insgesamt 56 Millionen Franken.
  • 39 300 Asthma-Tage bei Kindern wegen verschmutzter Luft sowie 17 500 verlorene Lebensjahre aufgrund von Krankheiten wie etwa Herz-Kreislauf- oder Atemwegserkrankungen, die durch Verkehrslärm oder Luftverschmutzung verursacht werden.

Über alles gesehen verursachte der Verkehr im Jahr 2019 Klima- und Umweltschäden von 6 Milliarden Franken pro Jahr, listet das Amt auf. Darin sind etwa auch Schäden am Wald und an der Biodiversität enthalten. Die externen Kosten für die Gesundheit betragen 5,2 Milliarden Franken pro Jahr. Dazu kommen weitere Kosten wie etwa Gebäudeschäden.

Vom Schaden zum Nutzen: Fuß und Rad senken Kosten für Gesundheit

Es gibt aber auch positive Effekte. Weil regelmässige körperliche Bewegung die Gesundheitskosten senkt, generieren der Fuss- und Veloverkehr als einzige Verkehrsmittel einen gesellschaftlichen Nutzen. Allerdings verursachten auch Velofahrerinnen und Fussgänger externe Kosten - etwa durch Unfälle oder die graue Energie in den Velos. So betrage der Nutzen des Fuß- und Radverkehrs unter dem Strich 318 Millionen Franken.

Volkswirte kennen das Konzept der externen Kosten längst

Die externen Kosten unterscheiden sich von den internen Kosten des Verkehrs, wie das Amt weiter erklärt. Interne Kosten bezahlen die Verkehrsteilnehmer selbst, zum Beispiel durch den Kauf eines Zugbillets oder die Bezahlung der Mineralölsteuer an der Tanksäule. Damit übernehmen sie einen Teil der von ihnen verursachten Kosten, etwa jene für den Bau und Unterhalt von Strassen oder für den Kauf von Rollmaterial bei Bahnen. Externe Kosten hingegen seien Auswirkung der Mobilität, die von der Allgemeinheit getragen werden. Ihr Ausmaß zeige, dass die Schweiz noch weit von einem ökonomisch, ökologisch und sozial effizienten Verkehrssystem entfernt sei, so die Schlussfolgerung. Zudem konstatierte man, dass die Ergebnisse für 2019 gegenüber 2018 erneut gestiegen (+1,4 Prozent) sind. Seit 2010, dem Beginn der systematischen Erhebung, hätten die externen Kosten des Verkehrs um 16 Prozent zugenommen. Zahlen zum Verkehrsaufkommen im Jahr 2020 zeigten, dass die gefahrenen Kilometer wegen der Pandemie zurückgegangen sind. Das lasse vermuten, dass die externen Kosten vorübergehend sinken werden.