Exxon Mobil: Negative Auswirkungen aufs Klima waren bekannt

Eine neue Analyse zeigt, dass der Mineralölkonzern früh über die Folgen der Verbrennung fossiler Rohstoffe auf das Weltklima Bescheid wusste. Zeitweise war die Konzernforschung sogar der Wissenschaft voraus. Dennoch säte man lieber Zweifel und leugnete einen Zusammenhang.

Vollen Durchblick, präzisen Ausblick: Exxon hatte durch die eigene, hochwertige Forschung eine sehr klare Vorstellung, welche Auswirkungen die Verbrennung fossiler Rohstoffe auf das Weltklima hat. Und säte doch Zweifel. | Foto: Exxon
Vollen Durchblick, präzisen Ausblick: Exxon hatte durch die eigene, hochwertige Forschung eine sehr klare Vorstellung, welche Auswirkungen die Verbrennung fossiler Rohstoffe auf das Weltklima hat. Und säte doch Zweifel. | Foto: Exxon
Martina Weyh
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Der Mineralölkonzern Exxon Mobil hat deutlich früher und weit detaillierter über die Folgen der Verbrennung fossiler Rohstoffe auf das Weltklima Bescheid gewusst. Das ergibt eine Auswertung des Fachmagazins Science, über die die Süddeutsche Zeitung berichtet. Für den die Analyse werteten Wissenschaftler, unter anderem Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), 32 interne Dokumente und 72 Studien zur Erderwärmung aus, an denen Forscher des Unternehmens von 1977 bis 2002 beteiligt waren.

"Wir können sagen, dass die meisten ihrer Prognosen eine Erwärmung vorhersagen, die mit späteren Beobachtungen übereinstimmt. Ihre Vorhersagen stimmen auch mit denen unabhängiger akademischer und staatlicher Modelle überein und sind mindestens so gut wie diese", so das Fazit der Forscher.

Sie stellten einen starken Kontrast dieser Erkenntnislage zu den öffentlichen Statements des Unternehmens fest, die die eigenen Forschungen konterkarierten und die Öffentlichkeit zu Ursachen und Folgen der globalen Erwärmung in die Irre führten. Bereits 2017 war nachgewiesen worden, dass die Kommunikation des Konzerns lange auf das Säen von Zweifeln am Klimawandel abzielte, obwohl unter den eigenen Wissenschaftlern längst Einigkeit bestand, dass die Verbrennung fossiler Ressourcen die Ursache war. Man solle die Unsicherheiten betonen, heißt es in einem Memo von 1988. Oder, dass die Wissenschaft nicht in der Lage sei, zu bestätigen, dass "die Nutzung fossiler Brennstoffe zu einer signifikanten globalen Erwärmung geführt hat". Die Klimawissenschaft sei unsicher, das Verständnis nicht ausreichend, "um vernünftige Vorhersagen zu machen und/oder drastische Maßnahmen zu rechtfertigen" so der ehemalige CEO Lee Raymond.

Präziser als die Nasa-Klimatologie

Über die Jahre hatten die Exxon-Forscher über 16 Temperaturkurven erstellt, zwölf mit Klimamodellen hinterlegt, die man selbst entwickelt hatte. Zehn davon weisen eine sehr genaue Übereinstimmung mit den später real zu beobachtenden Werten überein. Zum Teil habe man sogar die Forschung von Universitäten und Regierungen überflügelt und höhere Präzision der Prognosen erreicht als ein renommierter Nasa-Klimatologe.

Wegen ihrer irreführenden Kommunikation wider besseres Wissen stehen mehrere Mineralölkonzerne vor Gericht. So läuft etwa eine Klage gegen Chevron. Shell war 2021 zu mehr Klimaschutz verurteilt worden. Zudem werde weiter stark in die Ausbeutung von Öl- und Gasreserven investiert und die Investition in Biokraftstoffe überbetont, kritisierte Naomi Oreskes von der Harvard-Universität.