Intraplan-Studie München: Für die Klimaziele müssen weniger Autos fahren

Die bayerische Landeshauptstadt München hat über die ÖPNV-Töchter ein Gutachten erstellen lassen - sollen die Klimaziele erreicht werden, müssten bis 2030 die Emissionen des Autoverkehrs um 55 % sinken. Der Mobilitätsreferat fordert mehr Spielraum, etwa bei Parkgebühren.

Alles auf Öffis: Will München seine Klimaziele im Rahmen des deutschen Klimaziels erreichen, musst der Autoverkehr drastisch schrumpfen, Rad, Fuß, Sharing und ÖPNV zulegen. | Foto: MVG
Alles auf Öffis: Will München seine Klimaziele im Rahmen des deutschen Klimaziels erreichen, musst der Autoverkehr drastisch schrumpfen, Rad, Fuß, Sharing und ÖPNV zulegen. | Foto: MVG
Martina Weyh
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Die grün-rot-regierte bayerische Landeshauptstadt München hat im Auftrag ihrer ÖPNV-Töchter MVG und MVV ein Gutachten erstellen lassen, wie die Klimaziele bis 2030 erreicht werden können. Das Büro Intraplan Consult kommt dabei zu eindeutigen Schlüssen: Die Ziele seien zwar ambitioniert, aber unter größten Anstrengungen machbar. Zentral dabei sei aber eine drastische Reduktion der Emissionen im Autoverkehr, die gegenüber 1990 um 50 Prozent und gegenüber 2018 um 55 Prozent sinken müssten. Nach Einschätzung der Gutachter könnten die CO2-Emissionen im öffentlichen Verkehrs inklusive Fernverkehr bis 2030 in Relation zu 1990 um 69 Prozent sinken. Interessant ist auch die absolute Relation: Der ÖPNV stieß in München im Jahr 2018 131.692 Tonnen CO2 aus, der Autoverkehr mit 3,3 Millionen Tonnen ein Vielfaches. Entsprechend ambitioniert ist jetzt das Reduktionsziel auf 1,5 Millionen Tonnen. Entsprechend modellierten die Gutachter im Bereich des motorisierten Individualverkehrs verkehrspolitische Maßnahmen, die die Nutzung des eigenen Autos teurer und unattraktiver machen, wie die Anhebung der Parktarife oder eine weitestgehende autofreie Altstadt.

Das Gutachten geht für die Kommune von den EU-Klimaschutzzielen und dem deutschen Klimaschutzgesetz aus: Die EU schreibt für den Verkehr eine Reduktion um 55 Prozent bis 2030 vor, das deutsche Gesetz will nur moderate 42 Prozent Reduktion an CO2-Emissionen bis 2030 erreichen. Aus den neuen EU-Vorgaben leitet sich aber auch für Deutschland eine Senkung von 53 Prozent CO2 im Verkehrssektor gegenüber 1990 bis 2030 ab, skizzieren die Gutachter. Ziel der Studie war nun, zu ermitteln, ob das auch für München möglich sei. Ihr Fazit: Man könnte dem Ziel sehr nahe kommen.

An allen Ecken anpacken

Für eine Metropole wie die Landeshauptstadt rechnen die Analysten unter Einbezug einer breiten Palette von Maßnahmen angeführt von einer starken Regulierung und Reduzierung des Autoverkehrs bei gleichzeitigem Ausbau dem Umweltverbunds aus ÖPNV, Rad- und Fußverkehr. Aber auch "neue Mobilität" wie On-Demand-Dienste, wären wichtige Elemente. Die bereits beschlossene Ausweitung von Shared-Mobility-Angeboten wurden als wichtige ergänzende Komponente berücksichtigt. Die Gutachter stellen auch fest, dass vieles davon bereits auf dem Weg, beschlossen oder sogar in der Umsetzung sei, etwa neue Tram-Linien, eine zweite S-Bahn-Stammstrecke, der Altstadt-Rad-Ring oder Radschnellwege wie etwa zum Forschungsstandort Garching. Überhaupt eine Grundannahme des Berichts ist eine starke Elektrifizierung des bestehenden Verkehrs, im Bus- und Regionalzugbereich sowie bei Pkw und Taxis. Damit man sich den Zielen annähern könne, forderte der Münchner Mobilitätsreferent Georg Dunkel, größere Spielräume zum Handeln.

"Wir benötigen als Kommune auch mehr Möglichkeiten, um selbstständig zu handeln, zum Beispiel beim Thema Parkgebühren", skizzierte Dunkel.

Aus seiner Sicht sei es nicht möglich, ohne die passenden rechtlichen Rahmenbedingungen sowie eine entsprechende finanzielle Förderung die Klimaziele zu erreichen, obwohl er sich durch das Gutachten im bereits eingeschlagenen Weg der Stadt bestätigt sieht. Auch MVG-Chef Ingo Wortmann bekräftige, es seien "bedeutend mehr Fördermittel" nötig. Man habe kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsdefizit.