TÜV-Busreport 2022: Mängelquoten gesunken
Die technische Sicherheit von Reise- und Nahverkehrsbussen hat sich in den vergangenen zwei Corona-Jahren verbessert: 11,7 % der Busse sind in diesem Zeitraum mit „erheblichen" oder „gefährlichen Mängeln" durch die Hauptuntersuchung (HU) gefallen und mussten erneut beim TÜV vorstellig werden – das geht aus dem TÜV-Report Omnibus 2022 hervor, bei dem die Ergebnisse von rund 50.000 Hauptuntersuchungen aus den Jahren 2020 und 2021 ausgewertet wurden. Grundlage ist der amtliche Prüfkatalog für die HU, in dem vom Gesetzgeber rund 150 einzelne Prüfpunkte vorgeschrieben sind.
Bei weiteren 9,6 % haben die Sachverständigen nach eigenen Angaben „geringe Mängel“ festgestellt, die von Haltern eigenverantwortlich beseitigt werden mussten. 78,6 % der geprüften Busse waren laut Report mängelfrei.
Zum Vergleich: In den zwei Jahren zuvor sind noch 15,2 % der Busse mit erheblichen Mängeln beanstandet worden. Weitere 9,4 % hatten geringe Mängel. 75,4 % waren 2018/2019 ohne Mängel.
„Dank regelmäßiger Wartung und kurzen Prüfintervallen sind Busse technisch sehr sichere Verkehrsmittel", so Richard Goebelt, Bereichsleiter Fahrzeug und Mobilität beim TÜV-Verband, bei der Vorstellung des Bus-Reports. „Während der Corona-Pandemie sind im Fern- und Linienverkehr deutlich weniger Busse unterwegs gewesen und viele Fahrzeuge wurden zeitweise oder dauerhaft abgemeldet.“
So ist der Bestand an Omnibussen nach Angaben des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) im Laufe des Jahres 2020 um rund 5.800 auf 75.548 gesunken.
„Geringere Fahrleistungen und die Stilllegung vor allem älterer Reisebusse führten zu niedrigeren Mängelquoten bei der HU“, erläutert Goebelt die Ergebnisse.
Die Mängelquoten würden seit einigen Jahren in nahezu allen Mängelklassen sinken. Vor allem die Beleuchtung schneide besser ab, da zunehmend langlebige LED-Leuchten verwendet würden. Aber auch beim Fahrwerk, den Bremsen und beim Rost zeigten sich Verbesserungen.
Häufigster Mängel: Ölverlust am Motor und Antrieb
Den Ergebnissen des TÜV Bus-Reports 2022 nach ist Ölverlust am Motor oder Antrieb der am häufigsten auftretende Mangel. Bei 4,3 % aller untersuchten Busse hätten die Sachverständigen entsprechende Undichtigkeiten festgestellt. Ölverluste seien schädlich für die Umwelt und gefährdeten die Bus-Insassen, weil sich Schmiermittel vor allem im Fall eines Unfalls leicht entzünden könnten.
Und die Beleuchtung …
Ein weiterer Schwachpunkt sei die Beleuchtung. Im Durchschnitt sei bei 3,4 % aller Fahrzeuge die Beleuchtung hinten und bei 2,0 % das Abblendlicht beanstandet worden.
Mit zunehmenden Alter der Busse steigen die Mängelquoten
Insgesamt seien 13,7 % der 10 Jahre alten Busse mit „erheblichen Mängeln“ durch die HU gefallen, 16,5 % der 15-Jährigen und 22,4 Prozent der 20-Jährigen, weist der Report aus.
„Neben Ölverlusten und Beleuchtungsmängeln treten bei älteren Bussen verstärkt Probleme mit den Bremsen auf“, so Goebelt.
In Deutschland sind Busse laut KBA aktuell 8,3 Jahre alt. Anders als bei Pkw sinkt das Durchschnittsalter der Busflotte: seit 2016 immerhin um ein gutes halbes Jahr (minus 0,6 Jahre).
Untersuchungszyklen
Kraftomnibusse mit acht oder mehr Sitzplätzen für die Personenbeförderung müssen einmal pro Jahr zur Hauptuntersuchung. Nach einem halben Jahr folgt eine Sicherheitsprüfung. Drei Jahre nach der Erstzulassung des Fahrzeugs findet die Sicherheitsprüfung sogar alle drei Monate statt, sofern nicht die jährliche HU ansteht.
Busse gelten als sehr sicheres Verkehrsmittel. In der Folge der Corona-Pandemie ist die Zahl der Bus-Unfälle mit Personenschaden zurückgegangen. Nach 5.917 Unfällen mit 9.570 Verunglückten im Jahr 2019 sank die Zahl der Bus-Unfälle im Corona-Jahr 2020 auf 4.490 (minus 24 %) mit 6.573 verunglückten Personen (minus 31 %). Im Jahr 2021 gab es mit 4.675 Bus-Unfällen (plus 4 %) und 6.987 Verunglückten (plus 6 %) nur einen leichten Anstieg.
TÜV fordert Assistenzsysteme in die HU zu integrieren
Moderne Busse für die Personenbeförderung sind heute mit zahlreichen Assistenzsystemen ausgestattet. Verpflichtend ist der Einbau seit Juli 2022 in neuen Fahrzeugtypen unter anderem von Abbiegeassistent, Rückfahrassistent, Müdigkeitswarner, einer Vorrichtung für den Einbau eines Alkohol-Interlock-Systems und der Reifendrucküberwachung. Bereits für alle Neuwagen sind Spurhalteassistenten und Notbremsassistenten Pflicht.
„Assistenzsysteme sind für die Sicherheit der Fahrgäste essentiell, aber bisher nicht Bestandteil der Hauptuntersuchung", so Goebelt. "Die Funktionsfähigkeit von Assistenzsystemen kann nur mit einer regelmäßigen elektronischen, digitalen und physischen Zustandsprüfung zuverlässig ermittelt werden. Für diesen Zweck ist ein unabhängiger Zugang zu entsprechenden Fahrzeugdaten unerlässlich."
Dafür müsse die Politik die rechtlichen Voraussetzungen schaffen und entsprechende Untersuchungspunkte in die „HU-Richtlinie“ aufnehmen. Darüber hinaus müsste nach Ansicht Goebelts das Fahrpersonal im Umgang mit Assistenzsystemen geschult werden.
Der Umgang mit Assistenzsystemen sei inzwischen fester Bestandteil der Fahrausbildung und Fahrprüfung. Jetzt sollten auch erfahrene Fahrerinnen und Fahrer nachgeschult werden, mahnt der TÜV an.
Omnibusse , Bus- und Touristik-Newsletter , Omnibus-Technik, bdo – Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer , Omnibus-Tests , RDA – Internationaler Bustouristik Verband , Paketreiseveranstalter , Weiterbildung , Bus2Bus , Verkehrspolitik , Fernbuslinienverkehr , Stadtbusse (wie Gelenk-, Niederflur- & Solobusse), Berufskraftfahrer-Qualifikations-Gesetz BKrFQG) , Kleinbusse (wie Mini- & Midibusse) , Personal, Gehälter, Arbeitsschutz , Wirtschaftsnachrichten , ÖPNV , Omnibus-Fuhrpark & Betriebshof , Busworld Europe , Omnibusbeschaffung (Leasing, Miete, Kauf) , Elektromobilität, Reisebusse (wie Doppeldecker- & Luxusbusse) , Omnibusreifen , Hybrid, Diesel, Erdgas , Busmagazin