Pirelli Deutschlands CEO Wolfgang Meier im Gespräch: Vision NET Zero bis 2040
Während sich Michelin aus Deutschland zurückzieht, investiert Pirelli weiter und baut den F&E-Standort im Odenwald sogar noch aus. Auch sonst machen die Italiener vieles anders als die anderen, was Wolfgang Meier sichtlich zu genießen scheint. Im Interview erklärt er uns, wie die „Pirelli-Welt tickt“.
Herr Meier, nach der Messe ist vor der nächsten Messe und nach den News ist vor den nächsten News – waren Sie mit der „Tire“ zufrieden? Der Pirelli-Stand unterscheidet sich ja ziemlich von den üblichen Reifenständen?
Meier (lächelt): Zu ihrer ersten Frage: Ja, die Messe war gut besucht und wir hatten gute Gespräche. Und unser Stand ist tatsächlich etwas „anders“ – und kam ohne Auto aus, ist Ihnen das aufgefallen?
Stimmt: Eine italienische Piazza ohne Auto…
Meier: Das ist das, was uns ausmacht. Pirelli ist Technik pur und wir haben eine Geschichte zu erzählen, denn Pirelli ist immer auch Kultur. Denken Sie an unsere Kunstausstellungen in Mailand…
Oder den Kalender…
Meier: …oder den! Es gibt tatsächlich immer wieder Nachfragen nach dem Motto: „Was, Pirelli ist eigentlich ein Reifenhersteller?“ (lacht). Ja, Pirelli ist Reifenhersteller und von Performance getrieben, gern in der Erstausrüstung, gemeinsam mit den OEMs. Deshalb hatten wir auch kein Auto am Stand, denn welches hätte man nehmen sollen? Wir haben diverse spezielle Projekte mit verschiedenen Herstellern.
Zum Beispiel mit BMW für die neuen Winterreifen oder mit Porsche für den Semislick auf dem Taycan Turbo GT mit Weissach-Paket. Hinter solch speziellen Reifen steht zwar jede Menge Performance, aber doch kaum Stückzahl?
Meier: Aber Brand Awareness und High-Tech. Nehmen sie Motorradfahrer, egal ob Crosser oder Racer: Die sagen Ihnen im Grenzbereich exakt, was das Produkt kann, ähnlich beim Porsche GT-3-Club oder, oder, oder. Unser Vorteil an solchen Projekten ist, das auch wir in Grenzbereiche gehen können und enorm hinzulernen. Ob man dann jedes Projekt in die Massenproduktion bringt, ist dann ein anderes Thema.
Wie profitiert dann die Serie davon?
Meier: Wie gesagt, wir lernen hier im Grenzbereich, den man bei den alltäglichen Produkten aber ebenfalls hat, wenn auch anders: So müssen unsere All-Seasons beispielsweise im Temperaturband von minus 20 bis über 40 Grad funktionieren. Das ist ein Temperaturfenster von über 60 Grad! Egal, ob es Hitze hat, Nässe, Schnee, Minusgrade. Und wenn der Reifen dann immer funktioniert, macht er das Leben der Kundinnen und Kunden einfach. Dolce Vita durch High Tech sozusagen.
Gutes Stichwort. Immer mehr Auto Fahrende leihen oder mieten die Fahrzeuge ja nur noch. Und Ganzjahresreifen werden gerade bei den Leih-, Abo- und Mietfahrzeugen immer populärer. Dann kümmert sich ja gar niemand mehr um die Reifen – ist das nicht ein neues Gefahrenpotenzial?
Meier: Grundsätzlich braucht ein Reifen Pflege, das ist klar. Deshalb ist der Reifenservice umso wichtiger. Und grundsätzlich haben Sie Recht: Bei den Miet- oder Firmenfahrzeugen notiert man bei der Rückgabe jeden kleinen Kratzer und fährt mit dem Finger die Felgenränder ab, aber nach dem Reifen schaut in der Regel kein Mensch! Und tatsächlich: Für Kratzer und Abnutzung wird viel berechnet, für einen meist ja im Verborgenen liegenden Reifenschaden hat noch nie jemand bezahlt, außer die Pneus waren abgefräst oder hatten sonstige offensichtliche Schäden. Deshalb ist es unser Auftrag, hier Sorgfalt zu vermitteln und den entsprechenden Service zu bieten. Hier heben wir uns auch von den Marktbegleitern ab und haben eine solide Basis und lange Historie: Wir haben 152 Jahre Erfahrung mit Reifen respektive Gummi.
Der immer „grüner“ wird. Der Anteil bio-basierter respektive natürlicher Materialien und der Recyclate steigt ja ständig. Werden wir irgendwann den CO2-neutralen Recyclingreifen haben?
Meier (lacht): Ganz ehrlich: Reifenherstellung benötigt immer Energie und Material, weshalb man Reifen de facto nicht aus nichts zaubern kann, auch wenn das immer gern so vermittelt wird. Hier müssen wir ehrlich und realistisch bleiben! Aber wir können den CO2-Footprint senken. Das Ziel von Pirelli ist es, bis 2030 weltweit CO2-neutral zu produzieren und bis 2040 als erstes Unternehmen in der Reifenbranche NET ZERO zu erreichen. Das bedeutet, dass die Menge der durch Pirelli in die Atmosphäre freigesetzten Treibhausgase gleich der Menge ist, die das Unternehmen aus der aus der Atmosphäre entfernt. Und wir sparen mit Recyclaten Rohstoffe, viele Rohstoffe.
Viele Hersteller steigern ihre Recyclate ja sprunghaft: Von 20, auf jetzt über 40% und mehr…
Meier (lächelt verschmitzt): Wir sind jetzt bei mindestens 55%, wenn ich bio-basierte und recycelte Rohstoffe zusammennehme. So fangen wir mal an! Und all diese Werte sind unabhängig geprüft und zertifiziert, weshalb wir uns hier auch ein eigenes Logo gegönnt haben und ein Statement setzen. Unser P Zero E ist ein Statement. Er stößt während seines Lebenszyklus 24% weniger CO2 aus als sein Vorgänger-Modell. Und sein reifenverschleiß konnte durch virtuelle Entwicklung und neue Materialien im Vergleich zur Vorgängergeneration gar um 42% reduziert werden. Und wie gesagt: er besteht zu über 55% aus bio-basierten und recycelten Materialien. Das ist ein Anfang!
Trauen Sie sich hier schon eine weitere Prognose zu?
Meier: Der Trend wird weitergehen und es hängt immer davon ab, was man aus dem Materialzauberkasten noch alles herauserfinden kann. Aber wir arbeiten da an mehreren Dingen. Ersetzen zum Beispiel Silica durch Reisschalen, allein das ist eine kleine Innovation. Und so gibt es mittlerweile eine ganze Liste an Materialien oder Technologien, über die wir einst noch gar nicht nachdachten.
Hätten Sie trotzdem konkrete Zahlen?
Meier: Haben wir: Bis 2025 wollen wir bei den Top-Produkten mehr als 70% bio-basierte Rohstoffe nutzen, bis 2030 sollen es 80% sein! Da sind wir sehr klar, das sind auch keine Zahlen, die man einfach mal so rausgibt. Wir haben hier ein technologieoffenes Transformationskonzept und fahren da einen umfassenden 360-Grad-Ansatz und trotz aller Technik…
Benötigt es was?
Meier: Den Menschen! Denn der ist das entscheidende Element!
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