Update Tarifkonflikt Baden-Württemberg: Doch wieder Streiks?

Auch in der neunten Verhandlungsrunde am heutigen Dienstag (19. Oktober) konnten Arbeitgeber und Gewerkschaft zu keinem Ergebnis kommen – Knackpunkt ist und bleibt die Bezahlung der Standzeiten.

(Foto: pixabay)
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Martina Weyh

Die massiven Differenzen zwischen der Gewerkschaft Verdi und dem Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmer (WBO) bezüglich der Vergütung der Standzeiten haben zum Abbruch der mittlerweile neunten Verhandlungsrunde geführt.

„Die Geduld der Bus-Fahrerinnen und Fahrer ist vollends aufgebraucht. Seit April verhandeln wir jetzt in inzwischen neun Runden mit den Arbeitgebern. Der WBO teilt zwar in Presseinterviews mit, dass ungünstige Arbeitszeiten ein Hauptgrund für den Personalmangel seien. An einer Lösung dieses Problems hat er offensichtlich kein Interesse“, so Verdi-Verhandlungsführerin Hana Binder zu den gescheiterten Verhandlungen.

Die Gewerkschaft moniert, dass die Arbeitgeberseite in den heutigen Verhandlungen in Sindelfingen nicht bereit gewesen sei, ein verbessertes Angebot auf den Tisch zu legen.

Das sieht WBO-Verhandlungsführer Horst Windeisen anders.

„Auch heute haben wir uns wieder auf Verdi zubewegt und neue Verbesserungen eingebracht. Von Verdi kam hingegen nichts. So erzielt man keinen Kompromiss, wenn eine Seite die Hand reicht und die andere Seite dies ignoriert und stur auf ihren Ausgangsforderungen beharrt.“

Windeisen hebt hervor, dass man sich In anderen zuvor strittigen Punkten wie der Neugestaltung von Tarifgruppen und Zuschlägen beim vergangenen Verhandlungstermin bereits verständigt habe.

„Und das sind schon ordentliche Zusatzkosten für unsere Unternehmen“, betont die stellvertretende WBO-Geschäftsführerin Yvonne Hüneburg.

Die Rahmenbedingungen für die privaten Omnibusunternehmen hätten sich nicht verbessert. Im Gegenteil: Nach wie vor seien die Fahrgastzahlen pandemiebedingt niedrig, dazu komme der Spritpreis, der seit zehn Jahren nicht mehr so hoch gewesen sei wie aktuell.

Kommen Streiks?

Die Tarifkommission von Verdi hat nach dem Abbruch der heutigen Verhandlungen beschlossen, Streiks vorzubereiten. Der bereits im Vorfeld vereinbarte nächste Verhandlungstermin am 29. Oktober wurde jedoch nicht abgesagt.

Hintergrund:

Mehr als 800 Beschäftigte aus rund 20 Betrieben legten vom 13. bis 15. September ihre Arbeit für drei Tage nieder. Betroffen waren u.a. die Stadtverkehre in Schwäbisch Hall, in Reutlingen, Göppingen, Heidenheim, Waiblingen, Ludwigsburg, Backnang, Bietigheim-Bissingen und teilweise in Karlsruhe, Geislingen, Böblingen und Plochingen. Außerdem der Stadtverkehr in Tübingen sowie auch der Überlandverkehr im Großraum Stuttgart, im Großraum Karlsruhe, im Raum Schwäbisch Hall und im Raum Reutlingen/Tübingen.

In den darauffolgenden Verhandlungsrunden konnten bislang wichtige Einigungen zwischen beiden Parteien erreicht werden – strittig ist und bleibt die Bezahlung der Standzeiten. Betroffen von den Verhandlungen zur Neugestaltung des Manteltarifvertrags sind im gesamten Ländle rund 9.000 Fahrerinnen und Fahrer von privaten Busunternehmen.