Köln registriert Struktur- und Wertewandel im Städtetourismus

Die Coronapandemie hat einiges strukturell verschoben.

Der Trend im Städtetourismus geht auch in Köln hin zu Nachhaltigkeit in ökologischer, ökonomischer und sozialer Hinsicht. (Foto: Köln Tourismus)
Der Trend im Städtetourismus geht auch in Köln hin zu Nachhaltigkeit in ökologischer, ökonomischer und sozialer Hinsicht. (Foto: Köln Tourismus)
Claus Bünnagel

Das statistische Landesamt IT.NRW verzeichnet für das vergangene Jahr 1,5 Mio. Ankünfte und 2,8 Mio. Übernachtungen für die Rheinmetropole Köln. Dies bedeutet einen Zuwachs um 2,5 % bei den registrierten Ankünften in Kölner Hotelbetrieben gegenüber 2020 und um 8,1 % hinsichtlich der Übernachtungen, mehr als doppelt so viel wie im Landesschnitt.

Der Einfluss der Pandemie auf den Tourismus in Köln ist auch im zweiten Jahr deutlich. In den Monaten der Lockerungen in der zweiten Jahreshälfte wird aber die Tendenz zur Erholung und Normalisierung sichtbar. (Dr. Jürgen Amann, Geschäftsführer der KölnTourismus GmbH)

Veränderung der Tourismusstruktur

Nachdem die erste Hälfte des vergangenen Jahres noch von Lockdowns geprägt war, manifestierte sich die schon 2020 sichtbare Veränderung der Tourismusstruktur im zweiten Halbjahr weiter – hin zu mehr Freizeitreisenden verbunden mit einer längeren Verweildauer von 1,9 Tagen. 83 % der Übernachtungsgäste kamen aus den Nahmärkten nach Köln, davon allein 76,1 % aus Deutschland.

Das Kölner Hotelangebot stellt sich mit mehr als 34.000 Betten quantitativ annähernd so dar wie 2019 vor der Pandemie. Die Bettenauslastung lag bei 25 %. Auch im Hotelmarkt wird eine Strukturveränderung sichtbar. Besonders erfolgreich sind junge, designorientierte Hotelprodukte in zentraler Lage, wie beispielsweise das Urban Loft Cologne am Eigelstein oder das Ruby Ella Hotel im ehemaligen Capitol am Hohenzollernring. Hinsichtlich der Wertschöpfung aus dem Tourismus ist 2021 ein Zuwachs von 20 % auf 3,55 Mrd. Euro zu verzeichnen. Jedoch sind damit erst wieder zwei Drittel des Umsatzes der Vorkrisenzeit erreicht.

Strategisch-konzeptionelle Neuausrichtung

Um über die Krisenbekämpfung hinaus nachhaltig für die Tourismusdestination zu begeistern und mit Geschichten zu inspirieren, hat KölnTourismus den Weg der Digitalisierung weiter intensiv vorangetrieben: Dazu gehörte der Ausbau und die Stärkung der Social-Media-Kanäle mittels einer reichweitenstarken Kampagne, der Podcast Köln Clash wurde entwickelt und mehrere Videoclips zu Stadtführungen wurden produziert.

Insgesamt zeichnet sich vor dem Hintergrund grundsätzlicher gesellschaftlicher Entwicklungen und Megatrends wie Konnektivität, Neo-Ökologie und Urbanisierung ein Struktur- und Wertewandel im Städtetourismus ab – hin zu mehr Nachhaltigkeit in ökologischer, ökonomischer und sozialer Hinsicht. Dies betrifft generell neue Formen des Reisens („Workation“) und Stadtentdeckens sowie neue Hotelkonzepte und Erlebnisse. KölnTourismus will dieser Entwicklung gerecht werden, indem es die Perspektive auf den Tourismus weitet. Die Unterscheidung zwischen Gast und Bürger wird zunehmend aufgehoben. Der Schwerpunkt im aktuellen Jahr liegt auf einer nachhaltigen Produktentwicklung für definierte Zielgruppen und der Bearbeitung der Nahmärkte und ausgewählter Potenzialmärkte.

Die Aufgabe für die Zukunft lautet, die Lebensraumperspektive in den Fokus zu nehmen. Dies bedeutet, dass wir den Tourismus im Einklang von Bürger- und Gastinteressen nachhaltig ausrichten werden. Einheimische werden von der attraktiven Infrastruktur aus Kultur, Gastronomie, Handel, Mobilitätsangeboten und vielem mehr immer ebenso profitieren wie Gäste. Es geht um eine gute Ausgestaltung des Lebensraums für alle. Den Start dafür haben wir mit der wohlüberlegten Auswahl neuer Zielgruppen für Köln gemacht. Das Gesicht des Tourismus in Köln wird sich langfristig verändern. (Amann)