Rezept gegen Overtourism – alle Tagestouristen in der Lagunenstadt Venedig und auf den umliegenden Inseln werden ab dem 16. Januar 2023 zur Kasse gebeten. Durch die neuen Lenkungsinstrumente – Anmeldung und Gebühr – soll eine Überlastung durch zu viele Tagestouristen verhindert werden.
Studien belegen, dass etwa vier Fünftel aller Touristen nur zu einem eintägigen Ausflug nach Venedig kommen – 2019 waren es rund 19 Millionen. Auch Gäste von Kreuzfahrtschiffen, die in Venedig aussteigen, müssen künftig für den Gang in die Lagunenstadt zahlen – Ausnahme: das Kreuzfahrtunternehmen mit dem man unterwegs ist, hat eine festgelegte Gebühr an die Stadt entrichtet.
Das Procedere
Tagesbesucher müssen sich künftig vor ihrem Aufenthalt über ein Internetportal für den gewünschten Termin anmelden. Die Besuchsgebühr liegt zwischen drei und zehn Euro, je nachdem wie früh und in welcher Saison der Aufenthaltsslot gebucht wird. Via QR-Code können sich Tagestouristen dann bei etwaigen Kontrollen ausweisen.
Kinder unter sechs Jahren, Besucher mit Handicap, Einheimische und in Venedig geborene Gäste sind von der neuen Regel nicht betroffen. Auch Hotelgäste sind ausgenommen, da diese für ihren Aufenthalt bereits eine Unterkunftssteuer entrichten.
Hohe Bußgelder drohen
Besucher, die die neuen Regelungen missachten, müssen sich auf Bußgelder von 50 bis zu 300 Euro gefasst machen. Derzeit denkt die Stadtverwaltung darüber nach, an den Hauptzugängen der Lagunenstadt Drehkreuze zu errichten.
Auch die Preise für Vaporetti und Museen sollen ab September teurer werden, es sei denn, man bucht seinen Besuch vorab ebenfalls online. Das neue Ticketsystem soll helfen die Auslastung der Verkehrsmittel und Kultur-Stätten besser zu planen.
„Wir sind die Ersten weltweit, die dieses System einführen, und wir sind uns bewusst, dass nicht alles von Anfang an gut funktionieren wird“, so Venedigs Tourismus-Stadträtin Simone Venturini.
Gleichgewicht zwischen Einheimischen und Besuchern
Schon lange kämpft Venedig gegen die überbordenden Besucherströme – vor allem die Einheimischen leiden, wenn die Straßen, Gassen und Wasserwege verstopft sind und überall dichtes Gedränge herrscht. Häufig sind doppelt so viel Besucher wie Einwohner in der Stadt unterwegs – über 100.000 waren es täglich vor Corona.
Mit den neuen Maßnahmen hofft die Stadtverwaltung wieder ein stabiles Gleichgewicht zwischen den Bedürfnissen der Einwohner und denen der Übernachtungs- und Tagesgäste herzustellen.
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