Lügder Osterräder rollen für den Frieden

Der historische Osterräderlauf setzt in diesem Jahr auch ein Zeichen für Verantwortung und Gemeinschaft – gegen den Krieg in der Ukraine.

In diesem Jahr findet der Lügder Osterräderlauf, der zum zum Immateriellen Kulturerbe der UNESCO gehört, erstmalig wieder statt – nach zwei Jahren pandemiebedingter Zwangspause. (Foto: Dechenverein Lügde)
In diesem Jahr findet der Lügder Osterräderlauf, der zum zum Immateriellen Kulturerbe der UNESCO gehört, erstmalig wieder statt – nach zwei Jahren pandemiebedingter Zwangspause. (Foto: Dechenverein Lügde)
Martina Weyh

Flammendes Kulturerbe – jedes Jahr an Ostersonntag pünktlich um 21 Uhr rollen zum Klang der Kirchenglocken die brennenden Osterräder vom Lügder Osterberg hinunter ins Tal der Emmer. Ausgerichtet wird die jahrhundertealte Brauchtumsveranstaltung vom Dechenverein Lügde.

Der Osterräderlauf ist für die Einwohner von Lügde, die seit 2012 den offiziellen Titel „Stadt der Osterräder“ trägt, ein zentrales und stark identitätsstiftendes Ereignis, mit dem – unter großer Beteiligung aller Generationen – der Frühlingsanfang gefeiert wird. Auch für Besucher aus nah und fern ist die Brauchtumsveranstaltung, die seit 2018 zum Immateriellen Kulturerbe der UNESCO gehört, ein beeindruckendes Ereignis.

In den vergangenen zwei Jahren musste der Osterräderlauf, der in Lügde bis auf das Jahr 1743 zurückzuführen ist und seinen Ursprung wahrscheinlich im heidnisch-germanischen Sonnenkult hat, wegen Corona abgesagt werden.

Zeichen der Verbundenheit mit der Ukraine

In diesem Jahr will die Veranstaltung auch ein Zeichen für den Frieden in der Ukraine und auf der Welt setzen – das Osterrad aus dem Jahr 2000 trägt den Sinnspruch:

„Ich lauf ins neue Jahrtausend rein, Friede und Eintracht soll überall sein“,

und steht stellvertretend für den Wunsch der Lügder, dass der Krieg und das Leid der Betroffenen umgehend ein Ende finden.

Jahrhundertealtes Brauchtum

Der Osterräderlauf ist eng mit der Geschichte Lügdes und seiner Bewohner verbunden. Die Traditionen und das Handwerk rund um den Lauf werden in den Familien der Osterdechen von Generation zu Generation weitergegeben.

Das Stroh, das in traditioneller Art und Weise in die Eichenräder eingeflochten wird, stammt aus einer eigens dafür angebauten alten langhalmigen Roggensorte. Teil der Brauchtumszeremonie ist die Ernte des speziellen Langhalmroggenstrohs mit historischen Maschinen und das gemeinsame Dreschen danach.  Dann werden die Räder fünf Tage lang in Fluss Emmer gewässert, um sie vor dem Verbrennen zu schützen und am Karsamstag aus dem Fluss geholt. Danach werden sie in einem Umzug durch die Stadt gefahren.

Am Ostersonntag werden die geschmückten Osterräder vom Dechenverein auf den Lügder Osterberg transportiert und der Tradition folgend kunstfertig mit dem Roggenstroh gestopft. Gegen 21 Uhr werden sie nacheinander in Brand gesetzt und anschließend einzeln von erfahrenen Dechen ins Rollen gebracht. Am Berg und im Tal können dann Tausende von Gästen beobachten, wie die brennenden Riesen rollend und springend ihr Ziel erreichen.