Lügder Osterräderlauf 2023: Dechenverein feiert 100-jähriges Bestehen

Jubiläum – dass der historische Brauch, der zum immateriellen Kulturerbe Deutschlands gehört, so lebendig ist, verdankt er dem 1923 gegründeten Dechenverein. In diesem Jahr wird deshalb tüchtig gefeiert.

Der Dechenverein Lügde sorgt auch im 100. Jahr seines Bestehens zuverlässig dafür, dass die Räder am Ostersonntag zum Klang der Kirchenglocken vom Lügder Osterberg hinunter ins Tal der Emmer rollen. (Foto: Dechenverein Lügde)
Der Dechenverein Lügde sorgt auch im 100. Jahr seines Bestehens zuverlässig dafür, dass die Räder am Ostersonntag zum Klang der Kirchenglocken vom Lügder Osterberg hinunter ins Tal der Emmer rollen. (Foto: Dechenverein Lügde)
Martina Weyh

Jährlich zieht der Lügder Osterräderlauf Tausende Besucher und Einheimische in seinen Bann – immer am Ostersonntag pünktlich um 21 Uhr rollen zum Klang der Kirchenglocken die brennenden Osterräder vom Lügder Osterberg hinunter ins Tal der Emmer. Seit 2018 gehört die Brauchtumsveranstaltung zum immateriellen UNESCO-Kulturerbe.

Dass der Osterräderlauf, der bis auf das Jahr 1743 zurückzuführen ist und seinen Ursprung wahrscheinlich im heidnisch-germanischen Sonnenkult hat, bis in die heutige Zeit lebendig ist, verdankt er im Wesentlichen dem Dechenverein Lügde, der in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiert. Die Pflege des jahrhundertealten Brauchtums stärkt die Identität der mittelalterlichen Stadt im Naturpark Teutoburger Wald/Eggegebirge.

1923 wurde dort der heute über 600 Mitglieder zählende Verein von 70 Männern mit dem Ziel gegründet, „die alte Sitte, die Osterräder brennend laufen zu lassen … festzuhalten und für ihr Fortbestehen zu sorgen“.

Vielfältige Veranstaltungen und Überraschungen im Jubiläumsjahr

Im Jubiläumsjahr wird tüchtig gefeiert – los geht‘s es am 25. Februar mit der „Nacht der Dechen“. Bei der Auftaktveranstaltung in historischer Umgebung stehen die freiwilligen Helfer im Mittelpunkt.

„Ohne sie könnten wir die vielen Aufgaben nicht schultern“, erklärt Oberdeche Uwe Stumpe.

Details zum Ablauf wurden noch nicht bekanntgegeben, nur so viel – der Dechenverein will in der „Nacht der Dechen“ mit „diversen Überraschungen“ aufwarten. Am Ostersonntag, der diesmal auf den 9. April fällt, wird der Osterräderlauf von besonderen optischen Effekten begleitet werden.

„Im Jubiläumsjahr dürfen sich die Lügder und ihre Gäste auf Elemente freuen, die es so noch nicht gab.“

Den Höhepunkt der Feierlichkeiten im Jubiläumsjahr bildet das Wochenende vom 4. bis 6. August 2023. Gestartet wird am Freitag, 4. August, mit einem Festakt für ausgewählte Gäste. Im Festzelt, das im Lüdger Emmerauenpark steht, erwartet der Dechenverein Gäste aus Politik und Forschung.

Der Samstag gehört dem unbeschwerten Feiern – der Dechenverein lädt Einheimische und Besucher um 18:15 Uhr zu einem ökumenischen Gottesdienst in der St. Marien Kirche. Wer nicht in die Kirche will, kann direkt zum Fest im Emmerauenpark gehen, der sich an diesem Abend in eine Partylocation mit Livemusik verwandelt.

Den Abschluss des Jubiläumswochenendes am Sonntag, 6. August ist den Kindern gewidmet: Sie stehen ab 15:30 Uhr im Mittelpunkt des Unterhaltungsprogramms im Emmerauenpark, wenn die Sieger des Kunstprojekts „Mein Osterräderlauf“ geehrt werden, zu dem die Lügder Kitas und Schulen aufgerufen hatten.

Details zum Österräderlauf

Der Osterräderlauf ist eng mit der Geschichte Lügdes und seiner Bewohner verbunden. Die Traditionen und das Handwerk rund um den Lauf werden in den Familien der Osterdechen von Generation zu Generation weitergegeben.

Das Stroh, das in traditioneller Art und Weise in die Eichenräder eingeflochten wird, stammt aus einer eigens dafür angebauten alten langhalmigen Roggensorte. Teil der Brauchtumszeremonie ist die Ernte des speziellen Langhalmroggenstrohs mit historischen Maschinen und das gemeinsame Dreschen danach.  Dann werden die Räder fünf Tage lang in Fluss Emmer gewässert, um sie vor dem Verbrennen zu schützen und am Karsamstag aus dem Fluss geholt. Danach werden sie in einem Umzug durch die Stadt gefahren.

Am Ostersonntag werden die geschmückten Osterräder vom Dechenverein auf den Lügder Osterberg transportiert und der Tradition folgend kunstfertig mit dem Roggenstroh gestopft. Gegen 21 Uhr werden sie nacheinander in Brand gesetzt und anschließend einzeln von erfahrenen Dechen ins Rollen gebracht. Am Berg und im Tal können dann Tausende von Gästen beobachten, wie die brennenden Riesen rollend und springend ihr Ziel erreichen.

Weitere Infos über den Dechenverein und den diesjährigen Osterräderlauf unter https://www.osterraederlauf.de/index.html