Restaurierung live im Marstallmuseum

Im Marstallmuseum von Schloss Nymphenburg wird derzeit ein bronzenes Schlittenmodell restauriert.

Pferde des Schlittenmodells vor (l.) und nach (r.) der Lackabnahme. (Foto: Bayerische Schlösserverwaltung)
Pferde des Schlittenmodells vor (l.) und nach (r.) der Lackabnahme. (Foto: Bayerische Schlösserverwaltung)
Claus Bünnagel

Es ist überliefert, dass König Ludwig II. von prächtigen Schlittenpartien träumte und den Inhalt seiner Träume gern in materielle Wirklichkeit übersetzen ließ. So könnte das Modell einer Schlittenfahrt im Marstallmuseum in Schloss Nymphenburg eine Realisierung der fantastischen Visionen des Königs darstellen. Die Bayerische Schlösserverwaltung bietet den Besuchern derzeit einen besonderen Einblick hinter die Kulissen: Das wie ein Bühnenbild wirkende Modell einer winterlichen Fahrt im Prachtschlitten durch eine schneebedeckte Landschaft wird im Moment im Marstallmuseum von zwei Restauratorinnen restauriert. Mit etwas Glück können Besucher die spannenden Arbeiten live vor Ort noch bis Ende Juni von Montag bis Freitag während der Öffnungszeiten des Marstallmuseums zwischen 9 und 18 Uhr in der Wagenhalle König Ludwigs II. beobachten.

Aufwendige Arbeiten

Bei den derzeitigen Restaurierungsarbeiten soll die ursprüngliche Farbigkeit des aus Gips und Metall bestehenden Modells wiedergewonnen werden. In früheren Zeiten ist ein dunkler Überzug aufgebracht worden, da die ursprüngliche Fassung (Bemalung) durch Alterung und Reparaturen sehr fleckig und beschädigt war. Dadurch ist auch der historische Farbdreiklang von Gold, Blau und Weiß verloren gegangen. Nun werden die dunkle Lackschicht und die alten Bronzierungen abgenommen und die Schäden aufwendig retuschiert, so dass die ursprüngliche leuchtende Farbigkeit wieder zum Vorschein kommt.

Schlittenmodell ein Entwurf für König Ludwigs Prachtschlitten

Bei dem Modell handelt es sich tatsächlich um einen Entwurf für den Coupé-Kasten des sogenannten Kleinen Galawagens Ludwigs II., der auch auf ein Schlittengestell montiert werden konnte. Was vom Modell zur tatsächlichen Ausführung noch verändert wurde, können Besucher vor Ort entdecken. Das Modell steht im Museum neben dem Kleinen Gala-Wagen und dem Schlittengestell, zwei der Hauptattraktionen des Marstallmuseums.

Geschichtliches

1873 beauftragte König Ludwig II. den Münchner Hofwagenfabrikanten Johann Michael Mayer mit der Ausführung eines neuen Mehrzweck- oder Double-use-Fahrzeugs im Rococo-Genre des 18. Jahrhunderts, bei dem der Wagenkasten sowohl auf ein Fahr- als auch auf ein Schlittengestell aufgesetzt werden konnte. Im Winter konnte die Karosse für die von Ludwig II. sehr beliebten winterlichen Ausfahrten so in einen Schlitten verwandelt werden. Wie im Modell stand auch in der ersten Version des Schlittengestells eine nach vorne gebeugte Meeresnymphe mit wehenden langen Haaren und Blumengirlande auf dem oberen Kufenbogen. Doch schon in den Jahren 1879-81 wurde der Schlitten umgestaltet: Die nun von einer Meeresnymphe gehaltene Königskrone ermöglichte die Montage einer elektrischen Beleuchtung.

 Die Schloss- und Gartenverwaltung Nymphenburg

Die Mitarbeiter der Außenverwaltung in Nymphenburg kümmern sich mit viel Sorgfalt und Mühe nicht nur um das Schloss Nymphenburg mit seinem großen Park und den Betrieb der beiden Fontänen, sie sind zudem für die Parkburgen Amalienburg, Badenburg, Pagodenburg und Magdalenenklause sowie das Marstallmuseum und das Museum „Nymphenburger Porzellan“ zuständig. In der einmaligen Kulisse von Schloss Nymphenburg können zudem aufwendig restaurierte Veranstaltungsräume vielfältig genutzt werden (u.a. für Konzerte, Tagungen, Feiern). Auch Schloss Blutenburg und der Hartmannshofer Park werden von dieser Außenverwaltung betreut. Knapp 70 Mitarbeiter sorgen – teilweise hinter den Kulissen wie beispielsweise in Gewächshäusern und Werkstätten – für ein besonderes Schlosserlebnis und einen angenehmen Besuch im Schlosspark.

Die Bayerische Schlösserverwaltung

Die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen ist eine der traditionsreichsten Verwaltungen des Freistaates Bayern. Als Hofverwaltung der Kurfürsten und der Könige entstanden, ist sie heute mit 45 Schlössern, Burgen und Residenzen sowie weiteren Baudenkmälern einer der größten staatlichen Museumsträger in Deutschland. Dazu kommt noch ein ganz besonderes geschichtliches Erbe: die vielen prachtvollen Hofgärten, Schlossparks, Gartenanlagen und Seen. Die einzigartigen Ensembles europäischer Architektur gepaart mit reichhaltiger künstlerischer Ausstattung ziehen jährlich ein Millionenpublikum aus aller Welt an.