Erste E-Fähre schippert über den Bodensee

Auf dem Weg zur grünen Schiffsflotte – die MS „Artemis“, so der vorläufige Name des ersten vollelektrisch betriebenen Schiffes der Bodensee-Schiffsbetriebe, ist heute (28. Juni) in Friedrichshafen erfolgreich vom Stapel gelaufen und läutet in Sachen Klimaneutralität auf dem Wasser eine neue Ära ein.

Das künftige Einsatzgebiet der neuen Elektrofähre mit dem vorläufigen Namen „Artemis“ ist der Überlinger See (das nordwestliche Becken des Bodensees) zwischen Uhldingen und der Insel Mainau. (Foto: BSB)
Das künftige Einsatzgebiet der neuen Elektrofähre mit dem vorläufigen Namen „Artemis“ ist der Überlinger See (das nordwestliche Becken des Bodensees) zwischen Uhldingen und der Insel Mainau. (Foto: BSB)
Martina Weyh

Einwassern heißt es in der Fachsprache, wenn ein neues Schiff vom Stapel läuft – diesmal war es ein ganz besonderes Einwassern, denn der heutige erfolgreiche Stapellauf der ersten Elektrofähre auf dem Bodensee markiert auch einen Wendepunkt. Die Bodensee Schiffsbetriebe (BSB) wollen bis 2035 alle Schiffe ihrer Flotte auf umweltfreundliche Antriebe umstellen, der Bodensee soll eine Modellregion für eine klimaneutrale Zukunft der Fahrgastschifffahrt werden.

Schiffsflotte im Wandel

„Wir wollen und müssen bei allen Schiffen vom Kohlenstoff der fossilen Brennstoffe wegkommen“, sagt Christoph Witte, technischer Leiter und Mitglied der Geschäftsführung der BSB.

Beim Schiff sei der Ausstieg vom fossilen Antrieb schwieriger als beispielsweise beim Auto. Daher engagierten sich die BSB derzeit bei einer Vielzahl von alternativen Antriebsprojekten in der Schifffahrt. Vollelektrische Antriebe spielten dabei eine Rolle, aber auch die Möglichkeiten, die Bestandsflotte – insbesondere die denkmalgeschützten Schiffe – mit umweltfreundlichen Antriebsalternativen auszustatten.

„Wir setzen bereits jetzt Lösungen um, die technisch sinnvoll sind und dürfen und wollen keine Zeit auf dem Weg zur Dekabornisierung verschenken“, so Witte.

Künftiges Einsatzgebiet Überlinger See

Das künftige Einsatzgebiet der neuen Elektrofähre mit dem vorläufigen Namen „Artemis“ ist der Überlinger See (das nordwestliche Becken des Bodensees) zwischen Uhldingen und der Insel Mainau.

Bevor es aber soweit ist, stehen noch Programmierarbeiten und die Inbetriebnahme der einzelnen Schiffssysteme auf der To-do-Liste – danach wird die „Artemis“ auf Probefahrten noch einmal auf Herz und Nieren geprüft. Auch das Schiffspersonal muss noch eingelernt werden.

Ab dem 18. Juli 2022 soll die Elektrofähre dann von verschiedenen Häfen aus zu Begrüßungsfahrten Einheimische und Besucher starten.

Bauzeit – weniger als ein Jahr

Nur knapp neun Monate hat die Fertigstellung der „Artemis“ gedauert – um den Schiffswiderstand und das Wellenbild gering zu halten, wurde das Elektroschiff in der Stralsunder Werft Ostseestaal nach dem Katamaran-Prinzip gebaut. Der weitere Zusammen- und Ausbau der dort gefertigten einzelnen Sektionen erfolgte in der Werft in Friedrichshafen.

Details zum Schiff

Die „Artemis“ ist nach Angaben der BSB durchgängig barrierefrei. Auf einer Länge von 33 m und einer Breite von 9 m bietet das Elektroschiff Platz für bis zu 300 Fahrgäste. Um einen ökologischen ganztägigen Betrieb zu ermöglichen, ist die Elektrofähre mit 15 km/h unterwegs. In der Mittagspause und nachts soll die 1.000 kWh-Batterie nachgeladen werden. Solarzellen auf dem Freideck sorgen für die zusätzliche Produktion von grünem Strom während der Fahrt.

Sollten sich Technik und Design im Einsatz bewähren, ist der Bau eines elektrischen Schwesterschiffs geplant, das nach BSB-Angaben schon 2025 ebenfalls über den See schippern könnte.