Studie untersucht Potenzial von Ridesharing für Köln

PTV-Software analysiert Auswirkungen von neuen Mobilitätsangeboten auf das bestehende Verkehrsangebot.

Können Ridesharing-Angebote den ÖPNV sinnvoll ergänzen? Dieser Frage ging eine Studie von PTV und Ford Research in Köln nach. (Foto: www.badurina.de/KölnTourismus GmbH)
Können Ridesharing-Angebote den ÖPNV sinnvoll ergänzen? Dieser Frage ging eine Studie von PTV und Ford Research in Köln nach. (Foto: www.badurina.de/KölnTourismus GmbH)
Claus Bünnagel

Überfüllte Straßen, steigende Feinstaubbelastungen und hohe CO2-Emissionen – Probleme, die viele Städte so nicht mehr hinnehmen möchten. Um die Weichen für einen nachhaltigen Verkehr zu stellen, setzt Köln sich mit neuen Mobilitätskonzepten wie Mobility-as-a-Service (MaaS) auseinander. In einer Studie haben das Ford Research & Innovation Center und die PTV Group das Potenzial und die Auswirkungen von Ridesharing-Angeboten für die Rheinmetropole analysiert.

Öffentlicher Nahverkehr überlastet

Köln rechnet in Zukunft mit weiterem Bevölkerungswachstum sowie steigenden Pendlerströmen und steht damit vor zahlreichen Herausforderungen. „Eine reine Verlagerung vom motorisierten Individualverkehr (MIV) auf den ÖPNV wird die Verkehrsprobleme der Stadt nicht lösen“, erklärt Detlef Kuck, der das Projekt als Technical Expert von Ford Research begleitete. 

Viele Strecken des öffentlichen Nahverkehrs sind bereits heute überlastet und können nicht ohne weiteres ausgebaut werden. (Detlef Kuck)

Unterschiedliche Mobilitätsszenarien

Können MaaS-Angebote, wie Carsharing und Ridepooling, da eine sinnvolle Ergänzung sein? Ziel der Studie war es, unterschiedliche Mobilitätsszenarien zu untersuchen und damit die betriebliche Leistungsfähigkeit von MaaS-Konzepten sowie die Folgen auf Infrastruktur und Umwelt zu bewerten. Auf Basis von PTV-Software bauten die Experten zunächst ein Verkehrsmodell der Stadt Köln auf. Betrachtet wurde ein innenstädtisches Gebiet von 107 km². Das Projektteam kombinierte Daten über das allgemeine Verkehrsaufkommen mit Informationen zu den Verkehrszonen sowie Daten der Kölner Verkehrsbetriebe und des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg. So ist ein genaues Bild darüber entstanden, wo Menschen ihre Reise antreten und welches Ziel sie anfahren. Zudem identifizierten die Forscher 2.800 Standorte für den potenziellen Ein- und Ausstieg der Fahrgäste, sogenannte Pick-up und Drop-off Punkte.

Fragestellungen

Mit Hilfe des Modells wurden drei Fragestellungen beleuchtet:

  • Wie muss ein Ridesharing-Angebot gestaltet sein, um positive Effekte in der Stadt im Verkehr hervorzurufen? 
  • Wie viele Fahrzeuge werden benötigt, um den mobilen Service attraktiv zu machen und lange Warte- und Fahrzeiten durch Umwege zu vermeiden? 
  • Welche Konfiguration eignet sich für das Transportmittel selbst, also wie schnell muss es fahren, wie viele Sitzplätze muss es haben usw.?“

Die wichtigsten Ergebnisse 

In der Simulation wurden verschieden denkbare Szenarien berechnet. So wurde z.B. der prozentuale Anteil von Ridesharing am Modal Split variiert. Welche Auswirkungen hat es, wenn Ridesharing 3 % des Transportaufkommens von Köln abdeckt – eine Zahl, die Experten als realistisch einschätzen? Und was passiert, wenn Ride Sharing den MIV zu 60 oder sogar zu 100 % ersetzt?

Die wichtigsten Ergebnisse der Studie lauten: 

  • Um 3 % Ridesharing am Modal Split in der Innenstadt abdecken zu können, bräuchte Köln 300 Fahrzeuge, die im Schnitt 1,62 Fahrgäste pro Fahrt bedienen.
  • Dies würde 3 % weniger Parkbedarf bedeuten.
  • Jedes Fahrzeug könnte rund 130 Fahrgäste pro Tag befördern.
  • Die Reisezeit in diesem Szenario wäre im Durchschnitt weniger als zehn Minuten länger als die reine Fahrzeit mit dem Pkw. 
  • Nennenswerte Effekte auf Verkehr und Umwelt ergeben sich bei 3 % Ridesharing allerdings nicht.
  • In einem Szenario, in dem Ridesharing und Öffentlicher Verkehr den kompletten privaten Pkw-Verkehr ersetzen, reduzieren sich die CO2-Emissionen um 31 % und NOx an den Messstellen um 92 %.
  • Damit würden nur noch 8,1 % der heute in Köln zugelassenen Pkw benötigt.

„Um die Mobilität der Zukunft nachhaltig gestalten zu können, ist es wichtig, die Bandbreite an möglichen Folgen, die neue Angebote auf Verkehr und Umwelt haben können, vorab zu verstehen und zu kennen“, so Dirk Franke von PTV. 

Die Studie liefert der Stadt Köln eine hervorragende Diskussion- und Entscheidungsgrundlage, um die Weichen für nachhaltige, neue Mobility-as-a-Service-Angebot0e zu stellen. (Dirk Franke)

MaaS-Lösungen von PTV

Auch andere Städte bereiten sich auf die Umbrüche in der Mobilität vor. Ähnliche Analysen hat die PTV bereits für Lissabon, Oslo, Stuttgart und Zürich durchgeführt. Die PTV bietet ein Portfolio an Technologien für die Modellierung, die Simulation, den Betrieb und die Steuerung von neuen Mobilitätsdiensten wie Mobility-as-a-Service, Ridesharing-Angeboten oder autonomem Fahren.