23. BTW Tourismusgipfel: Nachhaltigkeit und Digitalisierung sind die Zukunftsthemen

Zum ersten Mal seit 2019 konnten sich die mehr als 300 geladenen Gäste aus Wirtschaft, Politik und Medien wieder in Präsenz treffen und die künftigen Herausforderungen der Branche miteinander diskutieren.

Für den neuen BTW-Präsident Sören Hartmann ist die Klimatransformation vollkommen alternativlos. Die Branche müsse das Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit konsequent und auf allen Ebenen angehen, mahnte er in seiner Antrittsrede. (Foto: BTW)
Für den neuen BTW-Präsident Sören Hartmann ist die Klimatransformation vollkommen alternativlos. Die Branche müsse das Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit konsequent und auf allen Ebenen angehen, mahnte er in seiner Antrittsrede. (Foto: BTW)
Martina Weyh

Nach zwei Jahren Corona war ein Treffen von Angesicht zu Angesicht erstmals wieder möglich – am 30. Mai fand im Berliner Hotel Adlon Kempinski der 23. BTW Tourismusgipfel des Bundesverbandes der Deutschen Tourismuswirtschaft statt – mit mehr als 300 geladenen Gästen aus Wirtschaft, Politik und Medien.

Sören Hartmann, der neue BTW-Präsident, machte in seiner Antrittsrede deutlich, welche Handlungsfelder es beim Neustart der Branche seiner Ansicht nach zügig zu beackern gelte und adressierte vor allem die Themen Corona, Nachhaltigkeit und Digitalisierung.

Hartmann betonte, dass die Regierung die Branche während Corona nicht im Stich gelassen und durch direkte Finanzhilfen und Kurzarbeitergeld viele Arbeitsplätze und Betriebe gerettet habe und mahnte den Blick nach vorne an:

„Wir erwarten einen vorausschauenden Plan, wie man einer neuen (Corona) Welle oder Variante erfolgreich begegnet und konkrete Einschnitte für die Tourismuswirtschaft in Grenzen hält.“

Wichtig sei nun, dass die Politik dringend bei der Suche nach Lösungen für den durch die Corona-Krise verschärften akuten Fachkräftemangel in der Branche unterstütze.

Tempo bei Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Digitalisierung

„Unsere Branche muss das Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit konsequent und auf allen Ebenen angehen. Wir müssen selbst aktiv werden, bevor uns die Politik in zu enge Korsette schnürt. Aber noch viel mehr aus eigenem Interesse an einem lebenswerten Planeten, intakter Natur und einem zukunftsfähigen Geschäftsmodell Tourismus“, so der neue BTW-Präsident.

Selbstkritik beim Thema Digitalisierung – hier sei die Tourismuswirtschaft lange Zeit zu bequem gewesen und habe den Anschluss an große internationale Digitalkonzerne verloren. Zwar habe die Branche aufgeholt, allerdings müsse das Thema Digitalisierung dringend weiter forciert werden. Hartmann appellierte deshalb an die Branche bei diesem Thema künftig „den Transrapid statt den Bummelzug“ zu nehmen.

Bus- und Gruppentouristik: „Der Reisebus gehört in die Mitte der Gesellschaft!“

In der Podiumsdiskussion zu den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für den Weg zur Klimaneutralität, an der auch der verkehrspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Thomas Bareiß teilnahm, vertrat RDA Präsident Benedikt Esser die Interessen der Bus- und Gruppentouristik.

Esser beschrieb den postpandemischen Erholungsprozess der Busreisebranche, der durch die Energiepreisverteuerung, den Fachkräftemangel, das Ausbleiben langfristiger Reisebuchungen und die Folgen des Ukraine-Kriegs deutlich langsamer als erhofft vorankomme:

„Klimaschutz ja, aber mit Maß und Mitte, Hand in Hand mit der Politik im Rahmen der wirtschaftlichen Möglichkeiten der Reisebusbranche.“

Zur Bewältigung des anstehenden Transformationsprozesses hin zur Klimaneutralität bis 2045 forderte er von der Politik einen verlässlichen, transparenten und kooperativen Handlungsrahmen vor einer Förderkulisse, die es den mittelständischen Unternehmen ermögliche, Klimaschutzinvestitionen mit Planungssicherheit wirtschaftlich zu gestalten.

Er verwies darauf, dass der Reisebus als Klimaschützer Nr. 1 auf der Straße schon heute noch mehr Treibhausgase im Verkehrssektor einsparen könnte, wenn die Politik entsprechende Verbraucheranreize setzen würde

In diesem Zusammenhang schlug Esser vor, emissionsarme Ferienzielverkehre mit dem Reisebus, die durch Billigflugangebote weitestgehend verdrängt wurden, als Maßnahme zur Verkehrswende zukünftig zu fördern.

Der RDA-Präsident mahnte notwendige Infrastrukturmaßnahmen an, die einen ganz wesentlichen Beitrag zum Umstieg auf emissionsarme Busreiseverkehre leisten könnten:

„Elektrifizierte Reisebusparkplätze in den Innenstädten sind nicht nur für den Reisebus, sondern auch für die innerstädtische Gastronomie, Hotellerie, für die vielen Kultureinrichtungen und den stationären Einzelhandel von zentraler Bedeutung. Der Reisebus gehört in die Mitte der Gesellschaft!“

Unterstützung von der Politik

Die Koordinatorin der Bundesregierung für Maritime Wirtschaft und Tourismus, Claudia Müller, betonte, die Regierung werde den Tourismus auch weiterhin unterstützen – auch weil dieser auf viele andere Wirtschaftsbereiche abstrahle.

Schließungen und Beherbergungsverbote wie in den vergangenen zwei Jahren solle es nicht mehr geben. Es gehe künftig darum, die Tourismusstrategie fortzuschreiben. Diese wolle sie im ständigen Austausch mit der Branche entwickeln und dabei insbesondere die Themen Digitalisierung, Klimaneutralität und Fachkräftemangel im Blick haben, um „den Tourismus gemeinsam zukunftsfähig und nachhaltig zu machen“.