Busdemo: Hupend durch Dresden

Mit einem Reisebuskorso durch die Elbmetropole haben sich Touristikunternehmen Gehör bei der Politik zu schaffen versucht.

Die Busdemo in Dresden sorgte bei Politik und Medien für Aufsehen. (Foto: Lang GmbH)
Die Busdemo in Dresden sorgte bei Politik und Medien für Aufsehen. (Foto: Lang GmbH)
Claus Bünnagel

Unter dem Motto „Rettet die Tourismuswirtschaft“ fanden am heute in verschiedenen deutschen Städten Kundgebungen statt, u.a. in Berlin, Köln, Düsseldorf, Saarbrücken, Hamburg und Magdeburg. Die wahrscheinlich größte ihrer Art wurde in Dresden durch den Reisebüroinhaber Rainer Maertens und den Reisebusunternehmer René Lang organisiert. Ziel war es, vor dem Hintergrund von Lockerungsdiskussionen im öffentlichen Leben auf die dramatische Situation im Tourismus hinzuweisen. 

250 Anmeldungen

Mit einem Reisebuskorso quer durch die bei Touristen beliebte Innenstadt von Dresden mit 50 Reisebussen aus 46 Unternehmen machten die Teilnehmer der Aktion auf ihre verzweifelte Lage aufmerksam. Dabei kamen Reisebusse aus ganz Deutschland zusammen. Mehr als 250 Anmeldungen lagen vor, betont René Lang. Es ging für die Organisatoren darum, ein Zeichen zu setzen, aber auch Gesprächsbereitschaft zu signalisieren. Daher wurde die Teilnahme strikt auf 50 Reisebusse beschränkt. Dieses Signal wurde auch durch die sächsische Landesregierung in Vertretung durch die sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus Barbara Klepsch sowie Vertreter der parlamentarischen Mitte aufgegriffen und betont, man habe die Unternehmen im Blick. Gleichzeitig wurde deutlich, dass ein Fahrplan mit den Unternehmen entwickelt werden muss, um Planungssicherheit für alle Beteiligten, unter Berücksichtigung der geltenden Lage und daraus ableitbarer Prognosen herzustellen. Dazu platzte heute die Information zur Verlängerung der weltweiten Reisewarnung bis 14. Juni 2020 durch das Auswärtige Amt wie eine Bombe bei den Teilnehmern der Kundgebung.

Mehr als 8.000 Reisebusse abgemeldet

Bereits seit Ende Februar wurden die Reisebüros und -veranstalter von einer gewaltigen Stornierungswelle überrollt, Reiseleiter und touristische Leistungsträger haben keine Aufträge mehr. Aufgrund der in den Allgemeinverfügungen ausgesprochenen Verboten der Durchführung von Reisebusreisen stehen aktuell mehr als 8.000 Reisebusse in Deutschland abgemeldet und ohne Perspektive in den Unternehmen. Die wirtschaftliche Situation in der Branche spitzt sich aktuell zu, da nicht nur die Einnahmen der letzten sieben Wochen weggebrochen sind, sondern Investitionen und Vorleistungen in die aktuelle Reisesaison, die in den vergangenen sechs Monaten getätigt wurden, komplett vernichtet sind. 

80 % in Existenz gefährdet

Nach Einschätzung der Branchenverbände sehen sich zurzeit zwei Drittel der Reiseveranstalter und -büros sowie 80 % der touristisch aufgestellten Reisebusunternehmen in den nächsten Wochen in ihrer Existenz gefährdet. 

Wir haben in den letzten Wochen alle gelernt, was exponentielles Wachstum im Zusammenhang mit einer Viruspandemie bedeutet. Wir dürfen nicht zulassen, dass wir die gleiche Entwicklung in den Unternehmensinsolvenzen erleben müssen. (René Lang) 

Auch Rainer Maertens vom gleichnamigen Dresdner Reisebüro macht deutlich, dass Tourismus wie ein Uhrwerk funktioniert, aber eben auch nur, wenn alle Zahnräder noch vorhanden und intakt sind. Das für Außenstehende zum Teil nur schwer nachvollziehbare Geflecht aus Reisebüros, Reiseveranstaltern, Paketreiseveranstaltern, Incomingagenturen, Reiseleitern, Reedereien, Fluggesellschaften, Reisebusunternehmen und touristischen Leistungsträgern wie Marketinggesellschaften und Hotels habe nur Erfolg, wenn alle Teile Unterstützung erfahren und diese Krise überstehen. Dabei sei die Problematik nicht auf Deutschland allein begrenzt. Es sei niemanden geholfen, wenn die deutschsprachige Reiseleiterin in Prag sich mangels Aufträge als Übersetzerin in der Industrie bewirbt und z.B. Hotels in Kroatien, die in den vergangenen Jahren hohe Investitionen getätigt haben, Insolvenz anmelden müssen und damit nicht mehr zur Verfügung stehen. 

Zukunftsperspektive nötig

Vor diesem Hintergrund machten die beteiligten Unternehmen vor dem sächsischen Landtag deutlich, dass man mit einer Exitstrategie unter Berücksichtigung wahrscheinlicher Entwicklungsszenarien der Pandemie den Unternehmen eine Zukunftsperspektive einräumen müsse. Dabei ginge es nicht darum, morgen gleich wieder in die gesamte Welt zu reisen, sondern gemeinsam einen vorsichtigen Fahrplan zu entwickeln. Die Organisatoren und Teilnehmer von den vertretenen Reisebüros, -veranstaltern und -busunternehmen zeigten sich mit der Aktion zufrieden, machten aber auch deutlich, dass ohne nennenswerte Ergebnisse weitere Maßnahmen auf Bundesebene nicht ausgeschlossen sind. 

Unterstützung von Appina Travel

Auch das Dresdner Büro von Appina Travel unterstützte die Busdemo, die mit ohrenbetäubenden Hupgeräusche der 50 Reisebusse sich im Schritttempo durch die Dresdner Innenstadt bewegte (siehe Video). Einige Mitarbeiter des Paketreiseveranstalters hatten sich dazu auf dem Altmarkt platziert.

Wir möchten unseren Partnern sagen: Nur gemeinsam gehen wir gestärkt aus der Krise heraus – wir stehen an Eurer Seite. (Appina Travel)