Corona: Neue Studie zum Infektionsrisiko im ÖPNV gestartet

Die Research Organisation der Berliner Charité untersucht die mögliche Ansteckungsgefahr im Gebiet des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV), das repräsentativ für die Nahverkehrsnutzung deutschlandweit ist.

„Die nun anstehende Charité-Studie ist ein weiterer wichtiger Baustein, um aufzuklären, wie es sich mit dem Infektionsrisiko in Bussen und Bahnen tatsächlich verhält“, sagt Professor Knut Ringat, Geschäftsführer des RMV und VDV-Vizepräsident. (Foto: pixabay)
„Die nun anstehende Charité-Studie ist ein weiterer wichtiger Baustein, um aufzuklären, wie es sich mit dem Infektionsrisiko in Bussen und Bahnen tatsächlich verhält“, sagt Professor Knut Ringat, Geschäftsführer des RMV und VDV-Vizepräsident. (Foto: pixabay)
Martina Weyh

Die in dieser Woche begonnene unabhängige Studie der Berliner Charité Research Organisation untersucht in den kommenden fünf Wochen, wie es um das Ansteckungsrisiko im öffentlichen Personennahverkehr bei regelmäßiger Nutzung steht. Dabei werden mindestens 650 ausgewählte Pendler im Gebiet des Rhein-Main-Verkehrsverbunds (RMV) von den Wissenschaftlern und Medizinern untersucht. Mit Ergebnissen wird im April gerechnet.

Die Initiatoren

Initiiert wurde die wissenschaftliche Untersuchung von den Bundesländern und dem Branchenverband VDV, finanziell gefördert wird sie von Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland.

Ablauf der Studie

Die 650 ausgewählten Probanden müssen täglich einen Fahrweg (einfache Fahrt) von mindestens 15 Minuten im öffentlichen Nahverkehr absolvieren und mindestens 16 Jahre alt sein, sodass auch Schüler und Schülerinnen untersucht werden.

Um die Infektionsrisiken vergleichen zu können, werden je die Hälfte aller Probanden in den kommenden vier Wochen täglich werktags entweder im Individualverkehr (Auto/Fahrrad) oder mit dem ÖPNV zur Arbeit, zur Schule oder zur Ausbildungsstätte pendeln. Alle Studienteilnehmer werden über ihre tägliche Mobilität und weitere Rahmenbedingungen, wie etwa Krankheitssymptome, ein entsprechendes Tagebuch führen und verpflichten sich, sich im ÖPNV an die geltenden Regeln wie das Tragen einer medizinischen Maske zu halten. Zu Beginn des Untersuchungszeitraums und nach fünf Wochen werden sie per PCR und Antikörpertestung auf eine COVID-19-Infektion untersucht.

Repräsentativ für ganz Deutschland

Im Gebiet des Rhein-Main-Verkehrsverbunds (RMV) leben rund fünf Mio. Menschen in Großstädten, Ballungsräumen und ländlicheren Gebieten. Werktäglich sind etwa 2,5 Mio. Fahrgäste mit Bussen und Bahnen unterwegs. Die durchschnittliche Reiseweite pro Tag beträgt dabei 11 km. Damit ist das RMV-Gebiet repräsentativ für eine Nahverkehrsnutzung, wie sie bundesweit täglich stattfindet.

„Wir wollen wissenschaftliche Klarheit für die Fahrgäste, ob es ein Ansteckungsrisiko gibt bzw. wie hoch es ist. Wir haben Grund zur Annahme, dass es kein erhöhtes Risiko gibt. Aber das soll überprüft werden“, erläutert Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann.

In den vergangenen Monaten haben die Verkehrsunternehmen vielfältige Maßnahmen eingeführt, um das Risiko einer Ansteckung im ÖPNV möglichst gering zu halten. Dazu gehörten neben der stetigen Sensibilisierung der Fahrgäste für die notwendigen Hygieneregeln, die drastische Erhöhung der Reinigungsintervalle in den Fahrzeugen und eine vermehrte Lüftung der Fahrgastbereiche. Darüber hinaus wurde trotz der erheblichen Fahrgastrückgänge der Fahrzeugeinsatz nicht reduziert, sondern weiterhin das annähernd vollständige Betriebsprogramm angeboten, um den Fahrgästen in den einzelnen Fahrzeugen mehr Abstandsmöglichkeiten zu bieten.