Alternative Mobility gelingt Erfolg in Taiwan

Elektrifizierer aus Ahrensburg soll dort Busse und Lkw einer Hafenstadt umrüsten.

Kaohsiung mit seinem Containerhafen, 13. größter der Welt, will hunderte Lkw in der Hafenlogistik sowie zahlreiche Linienbusse auf umweltfreundlichen Antrieb umrüsten. (Foto: AM)
Kaohsiung mit seinem Containerhafen, 13. größter der Welt, will hunderte Lkw in der Hafenlogistik sowie zahlreiche Linienbusse auf umweltfreundlichen Antrieb umrüsten. (Foto: AM)
Claus Bünnagel

Die Alternative Mobility GmbH (AM) aus Ahrensburg an der deutsch-dänischen Grenze, die auf die Elektrifizierung des öffentlichen Verkehrs spezialisiert ist, hat in Taiwan in der Sparte Mobilität eine internationale Ausschreibung gewonnen. Initiator war die taiwanesische Regierung, die das International Climate and Environment Institute (ICEI) mit der Umsetzung beauftragt hatte. Entsprechend behauptete sich AM mit seinem pragmatischen Ansatz in einem Umfeld internationaler Konzerne, die sich neben Mobilität auch in Bereichen wie CO2-neutraler Produktion, Bauen oder Wohnen beworben hatten.

Energieverbrauch reduzieren

Damit bereitet sich Taiwan, die 21. größte Volkswirtschaft der Welt, darauf vor, die Pariser Klimaziele zu erreichen. Insbesondere deren Halbleiterindustrie spielt eine entscheidende Rolle in internationalen Lieferketten, indem sie den Energieverbrauch in ihren Produktionsprozessen durch bahnbrechende Technologien und Modelle reduziert. AM-Geschäftsführer Dr. Al Damrawy, dessen Erfolg am 8. Dezember auf der Weltklimakonferenz in Dubai verkündet wurde:

Taiwan hat erheblichen Einfluss auf wirtschaftlichen Wohlstand und Stabilität in der Indo-Pazifik-Region.

Entsprechend könne er seinen Erfolg dort duplizieren, wenn die Umsetzung in Taiwan nun gelingt.

Umrüstung von Diesellinienbussen

Konkret können die Elektrifizierungsspezialisten aus Ahrensburg in der Hafenstadt Kaohsiung, 90 Bahnminuten von der Hauptstadt Taipeh, nun ihren Ansatz vertiefen. Dabei geht es vor allem um die Umrüstung von Diesellinienbussen auf elektrischen Betrieb, aber auch im 13. größten Containerhafen der Welt um die Umrüstung von hunderten Lkw in der Hafenlogistik. Durch ihren Ansatz spart Alternative Mobility viel „graue Energie“, weil Bestandsfahrzeuge nach ihrer Umrüstung teils noch Jahrzehnte weitergenutzt werden können, wenn nach zehn Jahren die Batterie gewechselt wird.

Erprobte Bausätze

Und: AM liefert erprobte Bausätze zum Umrüsten und befähigt lokale Partner, selbst die Fahrzeuge umzubauen und zu warten.

Dadurch ist unser Konzept gut skalierbar und wir sichern und schaffen Arbeitsplätze vor Ort. (Damrawy)

Kaohsiung umfasst 2,8 Mio. Einwohner auf knapp 3.000 km2 Fläche, wobei der Hafen der Landesregierung untersteht, weshalb Land wie Kommune in das Projekt involviert sind. Das Klima ist tropisch, also heiß und feucht, so dass genug Sonnenenergie ganzjährig zur Verfügung steht.

Batterien: LFP-Chemie

Die herausragenden Vorschläge und Gewinner dieses Wettbewerbs in den einzelnen Bereichen können ihre Lösungen nun auf dem City Climate Summit 2024 (City COP) und dem Kaohsiung Smart City Summit & Expo (SCSE) einem weltweiten Fachpublikum präsentieren und sich somit auch international vernetzen und bekannt machen. Parallel geht es im laufenden Jahr mit der Stadtregierung von Kaohsiung und regionalen Partnern aus der Wirtschaft an konkrete Umsetzungen.

Punkten kann AM auch damit, dass die Bausätze rezyklierte Batterien mit der Zellchemie Lithium und Eisenphosphat besitzen (LiFePO4 oder LFP). Diese sind nicht giftig, gut zehn Jahre haltbar, hitzebeständig und schnellladend. So braucht es für 100 km Reichweite nur 30 Minuten Ladezeit, und eine Batterie ermöglicht bis zu 400-Bus-Kilometer. Die Folge: Der E-Bus oder -Lkw spart im Unterhalt 70 % der Kosten gegenüber Diesel, hat mit 75 % in der Wheel-to-Well-Betrachtung einen deutlich höheren Wirkungsgrad als der fossile Brennstoff im Fahrzeugeinsatz (25 bis 30 %) und ist CO2-emissionsfrei im Betrieb.

Zehn Jahre Erfahrung

All diese Fakten kann AM belegen, weil der deutsche Mittelständler mittlerweile zehn Jahre Erfahrung in diesem Bereich hat und mit führenden deutschen Automobilzulieferern kooperiert. In Hamburg fahren seit drei Jahren umgerüstete E-Busse des Engineering-Dienstleisters nach eigenen Angaben weitestgehend störungsfrei in der Personenbeförderung. Aktuell kommt als Kunde das Verkehrsunternehmen einer weiteren deutschen Metropole hinzu. In Thailand wird im Januar 2024 ein Kooperationsvertrag mit Regierungsvertretern unterschrieben, und mit weiteren asiatischen Staaten sind die Gespräche weit fortgeschritten, so AM.