ZEW-Studie: Mit Appellen und Vergleichen zu nachhaltigerer Mobilität

Studie zu Mobilitätsbudgets und Verhaltensänderungen: In einem großen Unternehmen sorgten soziale Vergleiche und moralische Appelle für nachhaltigere Mobilität im Betrieb und Umstieg auf Öffis.

Mehr drin: Mit einem Mobilitätsbudget und kommunikativen Begleitmaßnahmen lässt sich das Verhalten der Mitarbeiter drehen. | Foto: RMV
Mehr drin: Mit einem Mobilitätsbudget und kommunikativen Begleitmaßnahmen lässt sich das Verhalten der Mitarbeiter drehen. | Foto: RMV
Martina Weyh
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Unternehmen können durch Mobilitätsbudgets und entsprechende kommunikative Begleitmaßnahmen einen wichtigen Beitrag zur Verringerung von CO2-Emissionen leisten. Ein Feldexperiment des ZEW Mannheim belegte, dass die Nutzung von PKWs innerhalb eines Mobilitätsbudgets durch kleine, gezielte Aufforderungen und soziale Vergleiche per E-Mail an die Beschäftigten reduziert werden kann.

„Wir wurden davon überrascht, wie bewusst die Teilnehmer/innen aufgrund der E-Mails über ihre Mobilitätsoptionen nachdachten. Sie entschieden sich aktiv dazu, auf Autofahrten zu verzichten, um Treibhausgasemissionen zu reduzieren“, betont Ulrich Wagner, ZEW Research Associate im Forschungsbereich „Umwelt- und Klimaökonomik“ und Professor an der Universität Mannheim.

Das Auto habe unter den von uns untersuchten Verkehrsmitteln die höchsten CO2-Emissionen. Umso bemerkenswerter sei es auch für die Politik, dass Kommunikationsmittel mit klaren Aufforderungen dafür sorgen könnten, dass Menschen das Auto seltener nutzen, ergänzt Johannes Gessner, Doktorand an der Universität Mannheim.

Die 341 Probanden – allesamt Angestellte eines großen deutschen Unternehmens – erhielten hierfür über einen Zeitraum von acht Wochen E-Mails von ihrem Arbeitgeber. Diesen Mails konnten die Angestellten entnehmen, ob sie öffentliche Verkehrsmittel mehr oder weniger als andere Angestellte nutzten. Bei zufällig ausgewählten Empfänger/innen wurde dieser soziale Vergleich durch einen moralischen Appell ergänzt, öffentliche Verkehrsmittel aus Gründen des Klimaschutzes bevorzugt zu nutzen.

Kombination aus sozialem Vergleich und moralischem Appell

Anhand der Veränderungen der Mobilitätsausgaben konnten die Forscher einen signifikanten Effekt dieser Informationen auf die individuelle Verkehrsmittelnutzung feststellen. Die Kombination aus sozialen Vergleichen und moralischen Appellen führt zu einer deutlichen Veränderung des Mobilitätsverhaltens. Diese Erkenntnis steht im Gegensatz zu bisherigen Studien im Verkehrsbereich, welche soziale Vergleiche in Isolation betrachten und keine Effekte feststellen konnten. Die Kombination aus sozialen Vergleichen und moralischen Appellen trägt insbesondere zur Senkung der Mobilitätsausgaben für das Auto bei. Parallel dazu steigen die Ausgaben für Mikromobilität, beispielsweise durch E-Scooter oder Bike Sharing.