ioki: Große Chancen für On-Demand-Dienste in ländlichen Gebieten

Bis zu 30 Prozent der Fahrten ließen sich schnell von der Straße in den ÖPNV verlagern, ist die DB-Tochter überzeugt und startet einen Feldversuch mit Shuttles in Winsen, Ahrensburg und Stormarn.

Feldversuch: Die DB-Tochter ioki lotet die Chancen für On-Demand-Dienste im ländlichen Raum aus. (Foto: ioki)
Feldversuch: Die DB-Tochter ioki lotet die Chancen für On-Demand-Dienste im ländlichen Raum aus. (Foto: ioki)
Martina Weyh
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Die DB-On-Demand-Mobilitäts-Tochter ioki hat für den Start ab Dezember 2020 für drei weitere Landkreise im Großraum Hamburg individuelle Shuttle-Angebote angekündigt. Im sogenannten „Reallabor Hamburg“ führte die Deutsche Bahn-Tochter ioki für die drei Testregionen Ahrensburg, Stormarn und Süderelbe zunächst Mobilitätsanalysen durch.

"Die jüngste Untersuchung von Pendlerströmen und Mobilitätsverhalten in der Region Süderelbe zeigt: Das größte Potential für ein flexibles Angebot nach Bedarf - ohne feste Fahrpläne und Haltestellen – hat dort die Stadt Winsen im Landkreis Harburg", erklärte der Anbieter. 

Im zweiten Schritt entwickelte ioki die Plattform für den Betrieb der On-Demand-Shuttles, der sowohl in Ahrensburg und Stormarn als auch in Winsen noch in diesem Jahr startet.

„Unsere Analysen geben Antworten auf die drängenden Zukunftsfragen in der Mobilität. Wie können wir den ÖPNV noch attraktiver machen und so den Klimaschutz voranbringen?", kommentierte Michael Barillère-Scholz, Geschäftsführer von ioki den Schritt.

Mit Mobilitätsanalysen könne man schon vorab berechnen, wo On-Demand-Angebote den größten Nutzen brächten. In Hamburg selbst habe man bereits mehrere Analysen durchgeführt und weitreichende Praxis-Erfahrungen gesammelt. Jetzt gehe es darum, dass auch der ländliche Raum außerhalb der Hansestadt von neuen Mobilitätsformen profitiere, so der DB-On-Demand-Spezialist weiter.

Analyse: Zwei Drittel der Autofahrten von der Haustür zum Ziel

Für die Auswahl in der südlichen Metropolregion Hamburg habe man rund eine Million Wege in den Landkreisen Harburg, Stade und Lüneburg analysiert. Dabei lag der Fokus auf privaten Autofahrten. Das Ergebnis: Rund 70 Prozent aller Fahrten in Winsen verlaufen direkt von der Haustür zum Ziel. Die übrigen 30 Prozent seien sogenannte Zubringerfahrten, beispielsweise zum Bahnhof und von dort weiter mit dem Zug. Diese Einzel-Pendler-Autofahrten könnten mithilfe eines bedarfsgerechten Angebots intelligent gebündelt und rasch in den klimafreundlichen ÖPNV integriert werden, glaubt die DB-Tochter. Durch die bequemere, individuellere Anbindung an das bestehende Bahn- und Busnetz werde das öffentliche Mobilitätsangebot auch für die erste Gruppe, die bislang ausschließlich das Auto wählt, attraktiver. Für Winsen und Teile der Winsener Elbmarsch sieht ioki einen doppelter Effekt.

"Dank des nachhaltigen Verkehrskonzeptes entlasten wir die Straßen in der Region, bieten den Menschen eine Mobilitätsalternative und erleichtern damit ihr Leben. Damit steigern wir die Attraktivität der Süderelbe-Region und stärken Wirtschaftskraft und Wohnqualität“, hofft Rainer Rempe, Landrat Landkreis Harburg.

Allen voran bekämen die Elbmarsche und die umliegenden Gemeinden einen deutlich besseren Anschluss ins Stadtgebiet von Winsen und so auch zur Schienenanbindung Richtung Hamburg, meint der Politiker weiter.

Effizient: Mit fünf Fahrzeugen großer Mehrwert

Den Berechnungen zufolge könne mit nur fünf Fahrzeugen ein großer Mehrwert erzeugt werden. Denn die On-Demand-Shuttles werden in den bestehenden öffentlichen Nahverkehr integriert. Ab Ende 2020 geben die Fahrgäste über die von ioki entwickelte Smartphone App Start- und Zielort ein und erhalten die Abfahrts- und Ankunftszeiten des Shuttles. Unterwegs können Passagiere mit ähnlichem Fahrtziel zusteigen. Das sogenannte Ridepooling ermöglicht eine optimale Auslastung der Fahrzeuge und entlastet Straßen und Umwelt. Bereits seit Juli 2018 erprobt die DB-Tochter den Einsatz von On-Demand-Verkehren als Teil des ÖPNV in den Hamburger Stadtteilen Lurup, Osdorf und Billbrook.