Mitteldeutscher Omnibustag kritisiert Untätigkeit der Politik

Beim 18. Mitteldeutschen Omnibustag in Landsberg bei Halle diskutierten 170 Branchenvertreter, wie sie die Verkehrs- und Klimawende bewältigen können.

Deutliche Kritik an die Politik formulierte der 18. Mitteldeutsche Omnibustag in Landsberg bei Halle: v.l. Tilman Wagenknecht (MDO), Kai Neumann (bdo), Yvonne Behrendt (VDOB), Mario König (MDO) und Helmut Jetschke (LSOT). (Foto: Tonya Schulz)
Deutliche Kritik an die Politik formulierte der 18. Mitteldeutsche Omnibustag in Landsberg bei Halle: v.l. Tilman Wagenknecht (MDO), Kai Neumann (bdo), Yvonne Behrendt (VDOB), Mario König (MDO) und Helmut Jetschke (LSOT). (Foto: Tonya Schulz)

Zum 18. Mal fand der Mitteldeutsche Omnibustag – die größte Branchenveranstaltung für Brandenburg, Sachsen und Thüringen – statt. Rund 170 Mobilitätsexperten trafen sich in Landsberg bei Halle zum intensiven Informations- und Erfahrungsaustausch bei Vorträgen, Diskussionen und Fachausstellung.

Dringender politischer Handlungsbedarf

Laut wurde auf dem Mitteldeutschen Omnibustag, dass viele meist mittelständisch geführte Privatunternehmen realistische gesetzliche Rahmenbedingungen vermissen und eine deutlich verschlankte Bürokratie fordern:

  • Kritisiert wurde vor allem, dass ab 2025 Ungewissheit bestehe über den Umfang der Ausgleichszahlungen für das Deutschland-Ticket. Ohne den Ausgleich der fehlenden Fahrgeldeinnahmen im Vergleich zu den Normaltarifen könne das Angebot im Linienverkehr nicht aufrechterhalten werden. Die Omnibusunternehmen würden immer abhängiger von staatlichen Zuwendungen, statt wie früher selbst in größerem Umfang wirtschaftlich agieren zu können
  • Damit nicht nur Stadtbewohner, sondern auch Bürger auf dem Land von dem Einheitstarif profitierten, müsse das Angebot in der Fläche vom Staat massiv ausgebaut werden. Dann könne das bundesweite Konzept PlusBus/TaktBus in weiteren Regionen Mitteldeutschlands eingeführt werden
  • Die Förderung für Elektrobusse sei zu 70 % eingebrochen, für Omnibusunternehmen die Finanzierung damit unerschwinglich
  • Für die gesetzlich geforderte Umstellung auf Elektrobusse fehlr es massiv an Ladeinfrastruktur. Dies gelte auch für den E-Bus im Reiseverkehr
  • Für das dringend benötigte Fahrpersonal müsse der Erwerb des Busführerscheins deutlich vereinfacht und beschleunigt werden. Sonst drohe ein dramatischer Personalmangel und eine Einschränkung des Angebots

Fehlende politische Vertreter

Wenn sich Bund und Länder sowie die Aufgabenträger nicht bald bewegen, drohen Konzessionsrückgaben der Omnibusunternehmen. (Mario König, Vorsitzender des Verbands Mitteldeutscher Omnibusunternehmen)

Sehr enttäuscht zeigten sich die Teilnehmenden der Leitveranstaltung, dass kein einziger politischer Vertreter den Weg nach Landsberg bei Halle angetreten hat. Man hatte auf einen Austausch auf Augenhöhe gehofft, um die Dringlichkeit der Lage klarzumachen. Immerhin gehe es um die Beförderung von rund 8,7 Mio. Fahrgästen im Linienverkehr von Brandenburg, Sachsen und Thüringen.

 Das Deutschland-Ticket zeigt, dass die Bürger durchaus bereit sind, verstärkt den öffentlichen Personennahverkehr zu nutzen und ihr Auto stehenlassen. Doch diese Verkehrswende funktioniert nur mit einem weiterhin attraktiven Angebot. Und das ist aufgrund fehlender planbarer Rahmenbedingungen in Gefahr. (König)

Fahrerauszeichnung

Während des Mitteldeutschen Omnibustags erhielten 27 Busfahrer die Auszeichnung „Sicher und unfallfrei“. Sie gehören den Firmen KomBus Verkehr GmbH, Bad Lobenstein (16), der TJS Reisedienst GmbH, Aue Bad Schlema (2), Verwaltungsgesellschaft des ÖPNV Sömmerda mbH (4), IOV Omnibusverkehr GmbH Illmenau (3) und Nordsachsen Mobil GmbH, Oschatz (2) an. Die Auszeichnung erfolgte in drei Stufen: für fünf, zehn oder mindestens 15 Jahre hauptberuflich unfallfreies Fahren. Zudem müssen sich die Busfahrer während dieser Zeit durch umsichtiges Verhalten hervorgetan und mindestens an einer Fahrerschulung in den letzten zwei Jahren teilgenommen haben. Erstmals wurden sogar zwei Fahrer für 20 bzw. 25 Jahre unfallfreies Fahren mit Nadel und Urkunde belohnt. Hierfür wurden eigene Nadeln gestaltet und produziert.

Wir halten als einer der wenigen bdo-Landesverbände noch an der Tradition fest, diese Auszeichnung bei unserem jährlichen Branchentreff im feierlichen Rahmen persönlich zu vergeben. (Tilman Wagenknecht, Geschäftsführer des Verbandes Mitteldeutscher Omnibusunternehmen).

Hintergrund

Der Mitteldeutsche Omnibustag ist eine Plattform und gemeinsame Veranstaltung ostdeutscher Busbranchenverbände unter der Organisation der Omnibus-Service GmbH (OSG). Die Teilnahme steht allen an den fachlichen Themen und der Omnibusbranche Interessierten frei. Neben dem Landesverband Sächsischer Omnibus- und Touristikunternehmen (LSOT) und dem Verband Mitteldeutscher Omnibusunternehmen (MDO) ist auch der Verband der Omnibusunternehmen des Landes Brandenburg (VDOB) am Omnibustag beteiligt. Die Verbände halten im Rahmen des Mitteldeutschen Omnibustages auch ihre Jahreshauptversammlungen ab.