Mitteldeutscher Omnibustag kritisiert Untätigkeit der Politik
Zum 18. Mal fand der Mitteldeutsche Omnibustag – die größte Branchenveranstaltung für Brandenburg, Sachsen und Thüringen – statt. Rund 170 Mobilitätsexperten trafen sich in Landsberg bei Halle zum intensiven Informations- und Erfahrungsaustausch bei Vorträgen, Diskussionen und Fachausstellung.
Dringender politischer Handlungsbedarf
Laut wurde auf dem Mitteldeutschen Omnibustag, dass viele meist mittelständisch geführte Privatunternehmen realistische gesetzliche Rahmenbedingungen vermissen und eine deutlich verschlankte Bürokratie fordern:
- Kritisiert wurde vor allem, dass ab 2025 Ungewissheit bestehe über den Umfang der Ausgleichszahlungen für das Deutschland-Ticket. Ohne den Ausgleich der fehlenden Fahrgeldeinnahmen im Vergleich zu den Normaltarifen könne das Angebot im Linienverkehr nicht aufrechterhalten werden. Die Omnibusunternehmen würden immer abhängiger von staatlichen Zuwendungen, statt wie früher selbst in größerem Umfang wirtschaftlich agieren zu können
- Damit nicht nur Stadtbewohner, sondern auch Bürger auf dem Land von dem Einheitstarif profitierten, müsse das Angebot in der Fläche vom Staat massiv ausgebaut werden. Dann könne das bundesweite Konzept PlusBus/TaktBus in weiteren Regionen Mitteldeutschlands eingeführt werden
- Die Förderung für Elektrobusse sei zu 70 % eingebrochen, für Omnibusunternehmen die Finanzierung damit unerschwinglich
- Für die gesetzlich geforderte Umstellung auf Elektrobusse fehlr es massiv an Ladeinfrastruktur. Dies gelte auch für den E-Bus im Reiseverkehr
- Für das dringend benötigte Fahrpersonal müsse der Erwerb des Busführerscheins deutlich vereinfacht und beschleunigt werden. Sonst drohe ein dramatischer Personalmangel und eine Einschränkung des Angebots
Fehlende politische Vertreter
Wenn sich Bund und Länder sowie die Aufgabenträger nicht bald bewegen, drohen Konzessionsrückgaben der Omnibusunternehmen. (Mario König, Vorsitzender des Verbands Mitteldeutscher Omnibusunternehmen)
Sehr enttäuscht zeigten sich die Teilnehmenden der Leitveranstaltung, dass kein einziger politischer Vertreter den Weg nach Landsberg bei Halle angetreten hat. Man hatte auf einen Austausch auf Augenhöhe gehofft, um die Dringlichkeit der Lage klarzumachen. Immerhin gehe es um die Beförderung von rund 8,7 Mio. Fahrgästen im Linienverkehr von Brandenburg, Sachsen und Thüringen.
Das Deutschland-Ticket zeigt, dass die Bürger durchaus bereit sind, verstärkt den öffentlichen Personennahverkehr zu nutzen und ihr Auto stehenlassen. Doch diese Verkehrswende funktioniert nur mit einem weiterhin attraktiven Angebot. Und das ist aufgrund fehlender planbarer Rahmenbedingungen in Gefahr. (König)
27 Busfahrer aus Thüringen und Sachsen wurden im Rahmen des 18. Mitteldeutschen Omnibustags in Halle mit der Ehrennadel „Sicher & Unfallfrei“ ausgezeichnet. (Foto: Tonya Schulz)
27 Busfahrer aus Thüringen und Sachsen wurden im Rahmen des 18. Mitteldeutschen Omnibustags in Halle mit der Ehrennadel „Sicher & Unfallfrei“ ausgezeichnet. (Foto: Tonya Schulz)
Erstmals wurden Nadel und Urkunde für 25 Jahre unfallfreies Fahren verliehen – und zwar an Olaf Fuhrmann (l.) von der IOV Ilmenau. Der 61-jährige Familienvater aus Dörnfeld an der Heide sitzt seit 1984 hinter dem Lenkrad eines Linienbusses. Rechts Mario König, Vorsitzender des Mitteldeutschen Omnibusverbands. (Foto: Tonya Schulz)
Fahrerauszeichnung
Wir halten als einer der wenigen bdo-Landesverbände noch an der Tradition fest, diese Auszeichnung bei unserem jährlichen Branchentreff im feierlichen Rahmen persönlich zu vergeben. (Tilman Wagenknecht, Geschäftsführer des Verbandes Mitteldeutscher Omnibusunternehmen).
Hintergrund
Der Mitteldeutsche Omnibustag ist eine Plattform und gemeinsame Veranstaltung ostdeutscher Busbranchenverbände unter der Organisation der Omnibus-Service GmbH (OSG). Die Teilnahme steht allen an den fachlichen Themen und der Omnibusbranche Interessierten frei. Neben dem Landesverband Sächsischer Omnibus- und Touristikunternehmen (LSOT) und dem Verband Mitteldeutscher Omnibusunternehmen (MDO) ist auch der Verband der Omnibusunternehmen des Landes Brandenburg (VDOB) am Omnibustag beteiligt. Die Verbände halten im Rahmen des Mitteldeutschen Omnibustages auch ihre Jahreshauptversammlungen ab.
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