BBSR-Studie: Bei der ÖPNV-Anbindung gibt es teils noch sehr viel Luft nach oben
Die neueste Analyse des Bundesinstituts für Bau, Stadt- und Raumforschung (BBSR) bringt es an den Tag – bei der Anbindung an den ÖPNV in Deutschland hapert und hakt es je nach Region noch sehr.
Die Wissenschaftler:innen des BBSR ermittelten in ihrer aktuellen Studie den Anteil der Bevölkerung, die eine Bushaltestelle im Umkreis von 600 m oder einen Bahnhof im Umkreis von 1.200 m fußläufig erreichen können. Auch die werktäglichen Fahrangebote wurde im Rahmen der Untersuchung evaluiert. Das BBSR wertet die fußläufige Erreichbarkeit einer Haltestelle mit einem Mindestangebot von 20 Fahrtmöglichkeiten an einem Werktag als komfortablen Zugang zum ÖPNV.
Zu einer anderen Bewertung kommt hingegen die Allianz pro Schiene – die ein derartiges Angebot nicht als „komfortabel“ ansieht, sondern lediglich als „Basisangebot, das noch keine vollwertige Alternative zum Auto bietet“.
Die BBSR-Zahlen
Insgesamt gibt es in Deutschland 217.000 Bushaltestellen und Bahnhöfe. Unabhängig von der Anzahl der angebotenen Abfahrten können rund 97 % der Bevölkerung mindestens eine davon in einem Radius von maximal 1.200 m erreichen. Die rund 169.000 Haltestellen mit mindestens zehn Abfahrten an einem Werktag erreichen 94 % der Bevölkerung, die 134.300 Haltestellen mit mindestens 20 Abfahrten 90 %, die 114.700 Haltestellen mit mindestens 28 Abfahrten dagegen nur noch 86 %.
„Zehn Abfahrten werktags pro Richtung sind nicht einmal ein Stundentakt in der für Berufstätige wichtigen Zeit von 6 bis 20 Uhr. Wenn Bus und Bahn in Schulferien und am Wochenende noch seltener fahren, bleibt vielen Menschen nur der Individualverkehr“, sagt der Allianz-pro-Schiene-Geschäftsführer Dirk Flege.
Alte Wahrheit bestätigt sich erneut – Stadt-Land-Gefälle erheblich
Laut BBSR-Studie gut aufgestellt sind die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen. Hier wohnen nahezu 100 % der Einwohner:innen in der Nähe einer Bushaltestelle oder eines Bahnhofs. Hohe Anteile weisen auch Baden-Württemberg (95 %), das Saarland (95 %), Hessen und Nordrhein-Westfalen (jeweils 94 %) auf.
Die Daten zeigen, dass diese Anteile im Ländervergleich in Mecklenburg-Vorpommern (72 %), Bayern (80 %), Niedersachsen (82 %) und Brandenburg (83 Prozent) am geringsten ausfallen.
Düsteres Bild in vier bayerischen Landkreisen
Dicht besiedelte Landkreise seien jedoch in der Regel besser an den öffentlichen Verkehr angebunden als dünn besiedelte. Nach BBSR-Datenlage weisen die Landkreise Straubing-Bogen (Bayern, 34 %), Haßberge (Bayern, 37 %) sowie Cham (Bayern), Donau-Ries (Bayern) sowie Cuxhaven (Niedersachen) mit jeweils 38 % erneut sehr schlechte Anbindungsquoten auf.
„Keiner der fünf am schlechtesten mit ÖPNV-Dienstleistungen versorgten Landkreise gehört zu den Landkreisen mit der geringsten Bevölkerungsdichte. Insofern ist eine gute oder schlechte ÖPNV-Anbindung kein Naturgesetz, sondern das Ergebnis von guter oder schlechter Verkehrspolitik“, so Fege.
In den meisten kreisfreien Großstädten sowie den hochverdichteten Umlandkreisen liegen die Anteile dagegen über dem Durchschnitt, zeigt die BBSR-Studie.
„Mobilität mit Bus und Bahn muss alltagstauglich sein – in städtischen und ländlichen Räumen“, sagt Dr. Peter Jakubowski, Leiter der Abteilung Raum- und Stadtentwicklung im BBSR. „Dazu gehört ein komfortabler Zugang zum öffentlichen Verkehr, also fußläufig gut erreichbare und regelmäßig angefahrene Haltestellen – für einen Großteil der Bevölkerung ist das Realität, anders als von vielen vielleicht vermutet.“
Helfen könnten hier nach Ansicht Jakubowskis bundesweite Standards und Qualitätskriterien für Angebote und Erreichbarkeit, um den öffentlichen Verkehr noch attraktiver zu machen und ihn besonders in ländlichen Räumen als Alternative zum Auto zu stärken.
Deutlich schlechter beurteilt wird die derzeitige Situation von der Allianz pro Schiene. Im Vergleich zu den 2020er-Zahlen sei „das Angebot sogar leicht schlechter geworden“.
Jeder Zehnte ist nach wie vor von Bus und Bahn abgehängt“, so Dirk Flege.
Der Allianz-pro-Schiene-Geschäftsführer forderte Bund und Länder auf, „nach der Preisoffensive mit dem Deutschlandticket nun eine Angebotsoffensive mit deutlich mehr Bus und Bahn in ganz Deutschland zu starten“.
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