In Bad Füssing rollt der ÖPNV komplett elektrisch

Fünf niederflurige Iveco-Elektrosolos sorgen für einen emissionsfreien Personennahverkehr.

 
Das niederbayerische Heilbad Bad Füssing hat seinen öffentlichen Nahverkehr komplett auf Elektromobilität umgestellt, v.l.n.r.: Bad Füssings Kur- & Tourismusmanagerin Daniela Leipelt, Busunternehmer Manfred Eichberger und Bad Füssings Bürgermeister Tobias Kurz vor einem der Elektrobusse des italienischen Herstellers Iveco. (Foto: Kur- & GästeService Bad Füssing)
Das niederbayerische Heilbad Bad Füssing hat seinen öffentlichen Nahverkehr komplett auf Elektromobilität umgestellt, v.l.n.r.: Bad Füssings Kur- & Tourismusmanagerin Daniela Leipelt, Busunternehmer Manfred Eichberger und Bad Füssings Bürgermeister Tobias Kurz vor einem der Elektrobusse des italienischen Herstellers Iveco. (Foto: Kur- & GästeService Bad Füssing)
Martina Weyh

Einen großen Schritt in eine nachhaltige Zukunft hat der niederbayerische Kurort Bad Füssing gemacht und seinen ÖPNV komplett auf Elektromobilität umgestellt. Seit Ende 2022 sind fünf 12,6 m lange niederflurige Elektrosolos des italienischen Herstellers Iveco auf allen Linien des Orts- und Bäderverkehrs unterwegs, die jährlich rund 350.000 km zurücklegen werden.

Millionenschwere Investitionen

Umgesetzt wurde das wegweisende Projekt in enger Kooperation der Gemeinde mit dem Bad Füssinger Busunternehmer Manfred Eichberger. Rund 3,6 Mio. Euro investierte Eichberger Reisen in die neuen Busse und die nötige Ladeinfrastruktur. Möglich wurde die Verkehrswende im Kurort durch umfassende Förderungen des Bundes und des Freistaats Bayern.

„Mit der Gemeinde Bad Füssing und dem Landkreis Passau hatten wir von Anfang an überzeugte Partner an unserer Seite“, sagt Manfred Eichberger, der sich bundesweit in vielen Branchengremien für nachhaltiges und umweltfreundliches Reisen engagiert.

Die Tendenz zur Elektromobilität im öffentlichen Personennahverkehr sei unverkennbar, so der Bad Füssinger Busunternehmer und es arbeiteten viele Orte und Landkreise an einer schnellstmöglichen Umstellung. Bad Füssing sei jedoch bundesweit der erste Kurort, dem das gelungen sei.

„Die Gemeinde hat einen Zeitvorsprung von mindestens fünf Jahren auch wegen der sehr komplexen Ladeinfrastruktur“, weiß Eichberger.

Stromer-Details

Die fünf klimatisierten Iveco-Stromer sind mit 42 Sitz- und 26 Stehplätzen ausgerüstet und verfügen über eine Rollstuhlrampe für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste. Auf Barrierefreiheit legt Bad Füssing großen Wert und hat bereits in den vergangenen Jahren mehrere Bushaltestellen barrierefrei ausgebaut.

Die Reichweite der Iveco Elektrobusse wird mit über 400 km angegeben. Für die Sicherheit mit an Bord sind Mirrorcams anstelle von Spiegeln und ein Abbiegeassistent. Ein Fahrgastinformationssystem komplettiert die Ausstattung.

Betankt werden die Iveco Elektrobusse über Nacht via Stecker auf dem Betriebshof von Eichberger Reisen und sind dann für den kommenden Ganztageseinsatz gerüstet.

In allen Bereichen das Thema Nachhaltigkeit fest im Blick

Vorreiter auf dem Weg in eine nachhaltige, energiesparende „grüne“ Zukunft, will der Kurort Bad Füssing werden, sagt Bürgermeister Tobias Kurz. Das Projekt sei „ein weiterer zentraler Baustein auf dem Weg in eine umweltbewusste und ressourcenschonende Zukunft als Tourismusgemeinde“.

Umfragen zufolge achte mittlerweile mehr als die Hälfte der Bundesbürger bei ihrem Urlaub inzwischen auf ökologische Aspekte – das zeigt eine aktuelle, im November 2022 durchgeführte Umfrage des Online-Reiseportals „Urlaubspiraten“.

„Dieser Trend eröffnet große Chancen und Potenziale für den Tourismus von morgen und verändert in zunehmendem Maße den Markt und den Wettbewerb", sagt Bad Füssings Kur- & Tourismusmanagerin Daniela Leipelt. "Immer mehr Menschen ist es wichtig, Urlaub mit ‚gutem Gewissen‘ zu machen", so Leipelt.

Nächstes Projekt: Wasserstoff-Tankstelle

Bad Füssing arbeitet bereits am nächsten großen Projekt: Im Ort soll eine öffentliche Wasserstoff-Tankstelle entstehen So könnten später auch kommunale Fahrzeuge oder aber auch Müllautos und letztlich auch private Pkws dieses neue Angebot nutzen.

„Im Idealfall, so Busunternehmer Eichberger wird der Wasserstoff für diese Tankstelle direkt vor Ort aus Solarstrom mit Hilfe eines Elektrolyseurs erzeugt.“

Gefördert wird der Bau ebenfalls von der bayerischen Staatsregierung mit rund 2 Mio. Euro. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger überreichte in München jüngst die Förderurkunde.

Neue E-Ladesäulen, LED-Straßenbeleuchtung, regenerative Heizungen und ein Energie-Masterplan

Diese Initiativen für die Mobilität von morgen sind Teil eines umfangreichen Maßnahmenpakets, mit dem die Gemeinde Bad Füssing in den kommenden Jahren weiter Maßstäbe in Sachen Nachhaltigkeit setzen will: So entstehen in den kommenden Monaten im Ort sechs neue E-Ladesäulen mit zwölf Ladepunkten. Zudem sollen in diesem Jahr rund 1.600 herkömmliche Straßenleuchten im Ort durch umweltfreundliche LED-Strahler ersetzt werden – ein Projekt, in das die Gemeinde mehr als 1 Mio. Euro investiert. Der jährliche Stromverbrauch für die Straßenbeleuchtung sinke dadurch um 86 % von heute rund 250.000 auf dann nur noch 35.000 kWh pro Jahr, rechnet Bürgermeister Kurz vor.  

Darüber hinaus achte die Gemeinde bei Sanierungen und Neubauten auf neueste Energiespar-Standards und umweltfreundliche, regenerative Heizanlagen, wie zuletzt bei der im Herbst 2022 übergebenen generalsanierten Kurgymnastikhalle. Bereits vom Gemeinderat beschlossen sei auch die Erstellung eines Energie-Masterplans, der neue Wege hin zu den Energielösungen der Zukunft aufzeigen soll.

Auch Gastgeber setzen auf Nachhaltigkeit

Auf dem Weg hin zu mehr Nachhaltigkeit ziehen auch viele der mehr als 300 Gastgeber in Bad Füssing mit – immer mehr richten ihren Fokus auf heimische Lebensmittel und regionale Wertschöpfungsketten. Beispiele sind u.a. das Bio-Thermalhotel Falkenhof oder auch die Campinganlage Holmernhof, die für ihre Umweltinitiativen bereits vielfach ausgezeichnet wurden.