LHO warnt vor gravierenden Folgen des Fahrermangels

Mindestens 800 Busfahrerinnen und -fahrer fehlen der hessischen Busbranche derzeit – der Verband fordert die Hürden für den Einstieg in den Beruf zu senken.

Mit der Kampagne versucht die Busbranche öffentlichkeitswirksam für das Berufsbild zu begeistern. (Logo: bdo)
Mit der Kampagne versucht die Busbranche öffentlichkeitswirksam für das Berufsbild zu begeistern. (Logo: bdo)
Martina Weyh

Hessens Busbranche leidet unter einem gravierenden Fahrermangel. Der Landesverband Hessischer Busunternehmen (LHO) mit Sitz in Gießen warnte bei seiner Mitgliederversammlung am 18. November in Hanau eindringlich vor den gravierenden Folgen, die der Mangel von derzeit mindestens 800 Busfahrerinnen und -fahrern verursacht.

Fast 80 % der Betriebe hätten nicht mehr genügend Fahrerinnen und Fahrer, um über die Strecken im Linien- und Schulbusverkehr hinaus auch die Kundennachfrage zu bedienen und Wachstumsimpulse nutzen zu können, heißt es von Verbandsseite.

„Der Bustourismus zieht wieder spürbar an – viele Reisen sind ausgebucht. Für zusätzliche Reiseangebote fehlt vielen Betrieben aber leider Fahrpersonal. Die meisten Unternehmer sind froh, wenn es gelingt, die Aufträge im Linienverkehr zuverlässig auf den Weg bringen zu können“, erklärte der LHO-Verbandsvorsitzende Karl Reinhard Wissmüller aus Michelstadt.

Das Problem spitze sich zu, so Wissmüller und sieht die Verkehrswende gefährdet, mindestens aber gebremst, sollte es nicht gelingen dem Fahrermangel entgegenzuwirken.

„Ohne zusätzliches Personal müssen Fahrpläne ausgedünnt statt attraktiver werden!“

Wissmüller verwies auf die Situation in Teilen von Baden-Württemberg und Bayern, wo bereits Fahrpläne in Nebenverkehrszeiten ausgedünnt werden mussten und Schulbusverträge gekündigt wurden, weil Fahrpersonal fehlte. Auch in Hessen ist nach Einschätzung des LHO aktuell keine Besserung in Sicht: Mit Blick auf die demographische Entwicklung sei eher das Gegenteil zu befürchten.

LHO fordert grundlegende Verbesserungen in der Ausbildung

Der LHO fordert eine Reduzierung der Pflichtfahrstunden und die Integration der beiden Ausbildungsbestandteile. Selbstverständlich müssten für das Fahrpersonal hohe Qualitätsanforderungen eingehalten werden, doch die finanzielle Hürde für den Einstieg in den Beruf müsse sinken.

 „Zu wenig junge Beschäftigte kommen nach, was nicht zuletzt an der teuren Führerscheinausbildung und Grundqualifikation liegt. In Deutschland führen die vielen Pflichtstunden und die zusätzliche Berufskraftfahrer-Qualifikation im europäischen Vergleich zu einer besonders langen und teuren Ausbildung − bis zu 244 Pflichtstunden und 10.000 Euro Kosten.“

Zudem müssten Führerscheine und Qualifikationen von Nicht-EU-Bürgern schneller anerkannt werden, so der auf der Mitgliederversammlung frisch gewählte stellvertretende Vorsitzende, Udo Diehl aus Wetter/Marburg, und verweist auf Busfahrerinnen aus der Ukraine – seit Sommer seien dort ausgestellte Führerscheine generell anerkannt. Doch auch vier Monate nach Inkrafttreten dieser Verordnung gebe es nach wie vor keine Informationen darüber, wie die Berufskraftfahrer-Qualifikation anerkannt werde.

„Ukrainische Busfahrerinnen und Busfahrer können hier also mit einem leeren Bus fahren, dürfen aber keine Fahrgäste befördern. So bekommen wir die Probleme beim Fahrpersonal nicht in den Griff.“

Gefahren für Versorgungssicherheit

Trotz kräftiger Lohnerhöhungen und verstärkter Nachwuchswerbung steuere auch die Busbranche auf einen Fachkräftemangel zu – obwohl Busunternehmen auch mit Blick auf die Verkehrswende zukunftssichere Arbeitsplätze bieten könnten und in der Bevölkerung ein hohes Ansehen genießen.

„Die Piloten der Straße liegen einer Umfrage zufolge noch vor Polizisten und Landwirten in der Spitzengruppe der Berufe, denen die Deutschen vertrauen. Mit dem Bus bringst du deine Fahrgäste sicher ans Ziel“, so Wissmüller.

Die gemeinsame Kampagne mit dem Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen (bdo) „Wir fahren. Und bewegen was“ soll helfen, dem herrschenden Fahrermangel entgegenzuwirken und junge Leute oder Quereinsteiger für das Berufsbild zu begeistern.