LBO-Jahrestagung: Bayerns Busbranche fordert Kurskorrekturen bei Deutschlandticket und Antriebswende

Rund 300 Busunternehmer sowie Fachbesucher waren zur Branchentagung ins Jahnstadion Regensburg gekommen.

LBO-Präsidentin Dr.-Ing. Sandra Schnarrenberger, Staatsminister Dr. Florian Herrmann und LBO-Geschäftsführer Stephan Rabl auf der LBO-Jahrestagung im Jahnstadion Regensburg. (Foto: LBO)
LBO-Präsidentin Dr.-Ing. Sandra Schnarrenberger, Staatsminister Dr. Florian Herrmann und LBO-Geschäftsführer Stephan Rabl auf der LBO-Jahrestagung im Jahnstadion Regensburg. (Foto: LBO)
Claus Bünnagel

Vor allem fehlende Planungssicherheit und offene Finanzierungsfragen im Zusammenhang mit dem Deutschlandticket, der akute Mangel an Fahrpersonal sowie die Dekarbonisierung der Busflotten samt Betriebshöfen standen im Mittelpunkt der LBO-Jahrestagung. Rund 300 Busunternehmer sowie Fachbesucher aus der Verkehrsbranche trafen sich dazu im Jahnstadion Regensburg. Ergänzt wurde die Branchentagung durch eine begleitende Bus- und Fachausstellung.

Die aktuellen Herausforderungen sind gewaltig. Das Deutschlandticket, die Antriebswende und der Fachkräftemangel bereiten uns privaten Busbetrieben nicht nur finanzielle Sorgen, sondern auch organisatorisch Kopfzerbrechen. (LBO-Präsidentin Dr.-Ing. Sandra Schnarrenberger)

LBO: Angebotsausbau nötig

Seit Anfang Mai stelle das Deutschlandticket die Finanzierungsgrundlagen des ÖPNV auf den Kopf, so der LBO. Etwa 10 % Neukunden für den ÖPNV ständen nicht durch Fahrgeldeinnahmen gedeckte Mehrkosten in Milliardenhöhe gegenüber. Der Aufwand für Vertrieb, Kontrolle, Melde- und Abrechnungsprozesse des digitalen Tickets belasteten die oft familiengeführten Verkehrsbetriebe über Gebühr. Der LBO fordert daher eine Kurskorrektur:

Ein ÖPNV-Angebot, das dauerhaft nicht aus Ticketeinnahmen finanzierbar und zudem nur für einen Teil der Menschen im Land attraktiv ist, darf nicht aus politischem Opportunismus am Leben erhalten werden. Jeder Euro zusätzlich in das Verkehrsangebot ist nachhaltiger angelegt als in das Ticket. Viele Menschen werden erst dann vom Auto in Bus und Bahn umsteigen, wenn auch außerhalb der Ballungsräume ein alltagstaugliches ÖPNV-Angebot verfügbar ist. Deshalb: Ja zum Deutschlandticket, aber nur bei gleichzeitigem massiven Angebotsausbau. (LBO- Geschäftsführer Stephan Rabl)

Auch Dr. Florian Herrmann, Leiter der bayrischen Staatskanzlei und Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Medien, sieht Handlungsbedarf. Der Bund müsse das Deutschlandticket und die Regionalisierungsmittel ausreichend finanzieren, damit die Verkehrswende langfristig und flächendeckend gelingen könne. Und weil Bayern nun mal nicht nur aus Großstädten bestehem, müssten auch die Lücken in der Versorgung geschlossen werden, so der Staatsminister.

Bayern will einspringen bei Fördermitteln für alternative Antriebe

Die Antriebswende weg vom Verbrenner hin zu lokal emissionsfreien Fahrzeugen stelle die größte Transformation der Mobilität in der Geschichte dar, so der Tenor der LBO-Tagung.

Wenn allerdings die Fördermittel des Bunds für Elektrobusse kurzfristig um 70 % gestrichen werden und erneut nahezu alle privaten Verkehrsunternehmen leer ausgehen, währenddessen in Brüssel über massive Verschärfungen der bisherigen Rechtslage diskutiert wird, droht die Elektrifizierung von KMU-Busunternehmen zu scheitern. (Schnarrenberger)

Staatsminister Herrmann betonte, „die privaten Busunternehmen im Freistaat nicht hängen“ zu lassen. Er sagte daher seine Unterstützung zu. Mit Blick auf Pläne der Bundesregierung, die Förderung von alternativen Antrieben zu kürzen, versprach Herrmann, dass Bayern hier soweit möglich einspringen werde. Es sei aber auch klar, dass der Freistaat nicht alle Fördermaßnahmen kompensieren könne, wenn sich der Bund zunehmend zurückziehe, so Herrmann. Man werde Prioritäten setzen müssen. Sein Augenmerk liege dabei vor allem dort, wo Gefahr besteht, dass „Dinge auf immer wegbrechen“. Leistungsfähige Strukturen dürften langfristig nicht verloren gehen. Die Busbranche – eine „Zukunftsbranche“, so Herrmann – werde zur Sicherstellung der Mobilität gerade in der Fläche dringend gebraucht.

Hintergrund

Rund 1.000 private Busunternehmen gibt es in Bayern. Im Jahr 2022 wurden im Freistaat 664,87 Mio. Fahrgäste im ÖPNV mit Bussen befördert. Täglich werden rund 1,3 Mio. Schüler und Auszubildende mit dem Bus in die Schule bzw. zur Ausbildungsstätte gebracht. Einen wichtigen Beitrag dazu leisten die mittelständischen Busunternehmen mit ihren über 13.000 Fahrern: Sie betreiben fast 70 % des gesamten öffentlichen Nahverkehrs in Bayern.