Erfurt ist Weltkulturerbe-Stadt

Alte Synagoge, Mikwe und das Steinerne Haus, die vom einst vielfältigen jüdischen Leben in der thüringischen Landeshauptstadt erzählen, sind jetzt offiziell Teil des Menschheitserbes.

Die Alte Synagoge im historischen Zentrum von Erfurt gehört zu den wenigen noch erhaltenen Synagogenbauten aus dem europäischen Hochmittelalter. (Foto: Stadtverwaltung Erfurt/Vitalik Gürtler)
Die Alte Synagoge im historischen Zentrum von Erfurt gehört zu den wenigen noch erhaltenen Synagogenbauten aus dem europäischen Hochmittelalter. (Foto: Stadtverwaltung Erfurt/Vitalik Gürtler)
Martina Weyh

In der weitgehend intakten historischen Altstadt Erfurts haben sich Zeugnisse der bedeutenden jüdischen Gemeinde aus der Zeit zwischen dem späten 11. und der Mitte des 14. Jahrhunderts erhalten.

Die Unesco hat das jüdisch-mittelalterliche Erbe der Landeshauptstadt Erfurt jetzt in die Liste der Weltkulturerbe-Stätten aufgenommen – ausgezeichnet wurden die Alte Synagoge, eines der ältesten und größten mittelalterlichen Gotteshäuser in Mitteleuropa, die Mikwe, ein mittelalterliches Ritualbad aus dem 12. Jahrhundert am Ufer des Flusses Gera, sowie das vermutlich um 1250 errichtete Steinerne Haus sind Zeugen längst vergangenen jüdischen Lebens in der thüringischen Landeshauptstadt.

 „Die Aufnahme des Jüdisch-Mittelalterlichen Erbes in Erfurt als neue und zweite jüdische Stätte in die Liste des Unesco-Welterbes leistet einen weiteren, wichtigen Beitrag, die gemeinsamen Wurzeln von Juden und Christen in Deutschland und Europa sichtbar zu machen und für die Zukunft zu bewahren“, so Deutschlands Botschafterin bei der Unesco, Kerstin Püschel.

Vor zwei Jahren wurde jüdischem Kulturgut in Deutschland zum ersten Mal der Welterbe-Titel verliehen – damals wurden die sogenannten Schum-Stätten in Mainz, Worms und Speyer als Wiege des europäischen Judentums ausgezeichnet.

Für Erfurt war es ein langer Weg bis zur Auszeichnung – über 15 Jahre wurde dort zum Thema jüdisch-mittelalterliches Erbe geforscht.

„Jetzt, da Erfurt mit dem Welterbe-Titel geadelt wurde, müssen und werden wir diesen Schatz hüten und wahren wie unseren Augapfel", so Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein.

Für Erfurt ist der Welterbe-Status eine Verpflichtung zur Pflege und weiteren Erforschung der drei Stätten. So ist in der Stadt zum Beispiel die Idee eines Welterbe-Zentrums hinter dem Rathaus in Arbeit.

Weitere Informationen auch zu Führungen auf https://juedisches-leben.erfurt.de/jl/de/index.html und www.erfurt-tourismus.de/unesco