Busunglück auf der A9: Fahrer bremste zu spät ab
Eine ungeklärte Unaufmerksamkeit des Busfahrers soll den tragischen Reisebusunfall vom 3. Juli 2017 mit 18 Toten auf der Autobahn A9 auf Höhe Stammbach nahe Münchberg im Landkreis Hof (busplaner berichtete) ausgelöst haben. Das geht aus vorläufigen Ermittlungsergebnissen der Verkehrspolizei Hof und der Staatsanwaltschaft Hof hervor. Demnach gehen die Behörden vom ordnungsgemäßen Zustand des Busses ohne Mängel, sowohl an den Batterien als auch an den Kraftstofftanks, sowie von ordnungsgemäßen Lenk- und Ruhezeiten der beiden Fahrer aus.
Fahrbahnverengung auf zwei Spuren
Rückblick: Bei sich stauendem Verkehr war der drei Jahre alte Bus vom Typ „FHD2“ des niederländischen Herstellers VDL Bus & Coach bv, Valkenswaard, auf einen Sattelzug geprallt und ging in Flammen auf. Die Unfallstelle liegt nach Polizeiangaben rund 2,5 Kilometer nach dem Beginn einer baustellenbedingten Geschwindigkeitsbegrenzung für Pkw auf 120 km/h und etwa 900 Meter vor einem Baustellentrichter, in dem die drei Fahrspuren auf zwei Spuren zusammengeführt werden. Zum Unfallzeitpunkt um kurz nach 7 Uhr kam es auf der rechten Spur zu stockendem Verkehr bis in den Bereich der Unfallstelle.
Normaler Bremsvorgang beim Lkw
Beide am Unfall beteiligte Fahrzeuge, der Reisebus und ein Lkw, befanden sich bereits seit Längerem auf der rechten der drei Fahrspuren. Der Fahrer des Lastwagens reduzierte seine Geschwindigkeit schrittweise von um die 80 km/h auf 28 km/h, teilt die Staatsanwaltschaft Hof mit. Die Analyse der Diagrammscheibe erbrachte demnach, dass es sich um einen normalen Bremsvorgang gehandelt hat. Daraufhin sei der Bus von hinten in Folge einer Unaufmerksamkeit des Fahrers mit einer Anstoßgeschwindigkeit von etwa 60 bis 70 km/h auf den Anhänger aufgefahren, wobei der Fahrer noch versucht habe, nach rechts Richtung Standstreifen auszuweichen und wohl im letzten Moment noch abbremste.
Elektrische Kurzschlüsse und geplatzter Dieseltank
Die Fahrzeuge kollidierten dadurch mit einer geringen Überdeckung von nur rund 60 Zentimeter. Diese relativ geringe Anstoßfläche führte dazu, dass der eigentliche Frontabschluss des Busses im Bereich des Fahrersitzes etwa 1,50 bis zwei Meter nach hinten verschoben wurde. In diesem Bereich sind die Drucklufttanks, die Batterie samt Elektrik und der Zusatztank verbaut. Dies löste einerseits elektrische Kurzschlüsse und die Bildung extrem heißer Lichtbögen im Bereich der Elektrik aus. Andererseits kam es zu einer Aufstauchung des Zusatztanks, welche diesen zum Zerplatzen brachte. Der herausspritzende und zerstäubte Kraftstoff entzündete sich unmittelbar beim Austreten durch die Lichtbogenbildungen, noch angefacht durch die entweichende Druckluft. Zudem war der Bus wegen der massiven Kollision im vorderen linken Bereich aufgerissen, wodurch sich Rauch und Feuer im Innenraum des Busses schlagartig ausbreiten konnten. Dadurch kam es in kürzester Zeit zum Vollbrand des Busses.
Starke Rauchentwicklung im Fahrzeuginneren
Während der 55-jährige Busfahrer auf dem Fahrersitz mit schweren Verletzungen eingeklemmt war, gelang es dem 43-jährigen Beifahrer zunächst die vordere Türe aufzudrücken. Im Zusammenwirken mit weiteren Fahrgästen konnte auch die hintere Türe geöffnet und nach dem Aufprall dort liegende Hindernisse im Abgangsbereich beseitigt werden. Ein Verlassen des Busses über die vordere Türe war nur schwer möglich, weil der Mittelgang im vorderen Bereich wegen der Deformierungen blockiert war. Weitere Insassen retteten sich über eingeschlagene Seitenscheiben mit einem Sprung nach draußen. Die aus dem Bus entkommenen 30 Insassen waren zum Teil schwer verletzt. Für 17 Insassen und den Fahrer kam allerdings jede Hilfe zu spät. Die Männer und Frauen im Alter von 55 bis 81 Jahren dürften bereits nach kurzer Zeit auf Grund der starken Rauchentwicklung das Bewusstsein verloren haben, ergab eine Obduktion.
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